"Bei diesem Film habe ich zum ersten Mal überhaupt nach einem festen Drehplan mit einem exakt ausgearbeiteten Drehbuch und Dialogen mit präzisen Zeitvorgaben gearbeitet.
Bei meiner bisherigen Regiearbeit hatte ich den Drehplan immer nur im Kopf und habe mich ausschließlich auf mein Gedächtnis verlassen. Die nach dieser Methode entstandenen Filme waren holprig und ohne durchgehenden Handlungsstrang.
Meine Erfahrung mit „Na Mus" hat mir vor Augen geführt, wie wichtig es ist, einen Film streng zu gliedern und nach einem detaillierten Dialogdrehbuch und klaren Anweisungen zu drehen. Die meisten Filmszenen sind normalerweise das Ergebnis der spontanen kreativen Entscheidungen des Regisseurs. Nur werden diese Vorgaben oft während der Dreharbeiten zu einem unnötigen Ballast, der den Fortgang und die Entwicklung der Handlung behindert.
Die Auswahl des Stoffs für meinen ersten armenischen Film erwies sich als äußerst schwierig. Die auf den ersten Blick in Frage kommenden bekannten literarischen Vorlagen waren alle dem nationalen Befreiungskampf gewidmet, ihnen fehlte der aktuelle Bezug. Ich entschied mich deshalb für ein Thema aus dem Alltagsleben, das die starren, grausamen Gesetze der im kleinbürgerlichen Milieu herrschenden Traditionen beschreibt.
Durch die neue Realität in meinem Land ist dieses traditionelle Leben aus den Fugen geraten; es erscheint inzwischen wie ein Relikt der Vergangenheit. Dieser Roman ist ein Juwel der armenischen Literatur und hat sich seine Aussagekraft und seinen literarischen Wert bis heute bewahrt.
Zu Beginn der Dreharbeiten hatte ich schon mit rein technischen Problemen zu kämpfen. Die Produktionsgesellschaft Armenkino verfügte weder über die nötige technische Ausstattung noch über das erforderliche Fachpersonal – bei den ersten Probeeinstellungen der Erdbebenszenen kam es bereits zu erheblichen Spannungen. In einer kleinen Gasse in Eriwan wurden riesige Kulissen aus Stein aufgebaut, die zum gegebenen Zeitpunkt in sich zusammenstürzen sollten. 150 Statisten stellten die vom Erdbeben überraschten Einwohner dar, die sich in Panik über die Trümmerhaufen aus Steinen und Balken flüchteten. Es waren unsere ersten Dreharbeiten in Eriwan. Tausende von Schaulustigen standen auf den Dächern, um dieses außergewöhnliche Schauspiel zu beobachten. Die Angst der Statisten, der Lärm der Windmaschine, das Krachen der in sich zusammenfallenden Häuser, all das erzeugte eine Stimmung wie in einem Schreckensszenario, während die Zaungäste auf den Dächern still jede Bewegung der Statisten verfolgten.
Glücklicherweise kam dabei, von einem kleinen Zwischenfall abgesehen, niemand zu Schaden. Im Eifer des Gefechts sprang einer der Darsteller in den Fluss und versuchte, ihn zu durchschwimmen. Dabei kam er in die Nähe eines dort wassernden Flugzeuges und wurde von einem Milizionär aufgehalten. Nachdem er die Situation mit diesem geklärt hatte, sprang er wieder ins Wasser und wurde von der Schraube verletzt.
Dieser erste armenische Film wurde vom Eriwaner Publikum mit überschwänglicher Freude begrüßt, und alle armenischen Gemeinschaften in der Diaspora forderten Kopien an. „Na Mus", so sollte sich später erweisen, legte den Grundstein für eine eigene armenische Filmindustrie.adat) mit ihren schrecklichen Auswüchsen und unberechenbaren Regeln wird vom begabten armenischen Romanautor A. Shirvanzade in drastischen Bildern offengelegt."
Hamo Bek-Nazarov, Pressedossier Moskau, 1926