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Der ehemalige Versicherungsermittler Leonard Shelby ist auf der Suche nach dem Verantwortlichen am Tode seiner Frau. Ein Ereignis, das er mit dem Verlust seines Kurzzeitgedächtnisses in Verbindung bringt, der ihn dazu nötigt, alles erlebte auf kleinen Notizzetteln, Polaroids oder sogar Tätowierungen festzuhalten. Auf seiner Suche begegnet er Teddy und Natalie, die mehr zu wissen und ihre eigenen Ziele zu verfolgen scheinen.

Der Film beginnt mit einem Polaroid in der Hand des Protagonisten, das im Laufe der Zeit verblasst und eine passende Metapher auf dessen schwindende Erinnerung darstellt.

Das hevorstechendste an MEMENTO ist seine innovative und einzigartige Erzählstruktur, die den Zuschauer gekonnt in die Lage des Protagonisten versetzt, nämlich nicht zu wissen, was vorher passiert ist, da der Haupthandlungsstrang in der Reihenfolge der Szenen rückwärts verläuft. Dieser verschmilzt am filmischen Ende mit der in S/W gedrehten Nebenhandlung, die zeitlich komplett vor der in Farbe gedrehten Handlung stattfindet. Wenn man eine Szene der Haupthandlung sieht, wird nicht deutlich was in ihr passiert, sie erklärt lediglich das zuvor gesehene, welches zeitlich später passiert. Das Problem Leonard Shelbys ist, dass er bedingt durch seinen "Zustand" - wie es im Film umschrieben wird - ein leichtes Opfer dafür ist, in irgendeiner Weise instrumentalisiert zu werden, vielleicht auch von sich selbst. An dieser Stelle fortzufahren, würde dem Film ein Stück seines Reizes nehmen.

Leitmotiv des Films ist die Erinnerung. Leonard Shelbys letzte feste Erinnerung ist der Tod seiner Frau. Im Laufe der Handlung versucht er vergebens sie zu vergessen, um sein seelisches Leid zu lindern ("Ich kann mir nicht merken, dich zu vergessen."). Er glaubt seinen Zustand im Griff zu haben - im Gegensatz zu Sammy Jankis, eines Klienten seiner Versicherung, der das selbe Problem zu haben schien. Gegenüber Teddy argumentiert Leonard, Fakten seien der Erinnerung überlegen, Erinnerungen seien "Interpretationen und irrelevant wenn man Fakten hat". Das scheint auf den ersten Blick eine vernünftige Überlegung zu sein, wenn man aber der Möglichkeit Rechnung trägt, dass Leonards "Fakten" manipuliert sind, wird das ganze fatal.
Sein einziger Antrieb im Leben ist die Suche nach dem Mörder seiner Frau und die Hoffnung, dass bei verübter Vergeltung sein Erinnerungsvermögen zurückkehrt.

Aufgelockert wird die Handlung durch einer Reihe mitunter sehr witziger, fast schon alberner Szenen, die der Ernsthaftigkeit des Filmes aber nicht schaden. Die überraschenden, fast schon schockierenden Wendungen von MEMENTO bleiben noch lange in Erinnerung.

Ein in wunderschönen Bildern fotografierter, mit glänzenden Darstellern besetzter und mit klarer und stimmiger Musik unterlegter Meilenstein der Filmgeschichte. Auch wenn dieses Prädikat etwas abgegriffen klingt und nur sorgsam verwendet werden sollte, habe ich in diesem Fall keinerlei Skrupel. Ein Film der mehrfaches Sehen erfordert.

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