Bei dem Vergewaltigungsmord an seine Frau hat Leonard (Guy Pearce) sein Kurzzeitgedächtnis verloren, d.h. er kann neue Erinnerungen nur ein paar Minuten speichern und vergisst sie dann wieder. Das letzte, an das er sich erinnern kann, ist der Tod seiner Frau. Trotz seines Handicaps begibt er sich auf die aussichtslos scheinende Suche nach dem Mörder. Hilfe bekommt er dabei von dem zwielichtigen Teddy (Joe Pantoliano) und der mysteriösen Natalie (Carrie Ann Moss). Neue Fakten, die er sammelt, lässt sich Leonard auf seinen Körper tätowieren, um sie nicht zu vergessen.
Mehr über die Story zu verraten käme einer Todsünde gleich, denn Memento hält viele Überraschungen parat. Die oben genannte Geschichte klingt für einen Thriller recht gewöhnlich, doch der Clou dabei ist, dass diese rückwärts erzählt wird. Soll heißen: Der Film fängt mit dem Ende an und endet mit dem Anfang. Klingt zugegeben merkwürdig, doch wenn man sich nach 15 Minuten erst einmal an die Erzählweise gewöhnt hat, steht einem einmaligem Filmerlebnis nichts mehr im Wege!
Ein gutes Gedächtnis ist vom Zuschauer gefordert: Die ganzen Fakten, die in den ersten 90 Minuten anscheinend sinnlos Stück für Stück vorgelegt werden, sollte man sich gut merken, genauso wie die ganzen Gespräche Leonards am Telefon. Anstrengend ist der Film durchaus, nichts für einen gemütlichen Abend, denn selten habe ich meinen Kopf so gebraucht wie bei "Memento". Für viele Zuschauer, die sich nicht auf die Erzählstruktur einstellen können, ist der Experimentalfilm natürlich eine einzige Tortur. Denn Regisseur Nolan bricht mit diesem Streifen alle Hollywoodgesetze. In der ersten Stunde wird kaum jemand durchblicken, was das ganze letztendlich soll, denn über die Charaktere weiß man da so gut wie nichts.
Trotz der Unwissenheit des Zuschauers (oder gerade deswegen?) ist Langeweile ein Fremdwort. Auch wenn man der Film rückwärts erzählt, möchte man ständig wissen, was davor passierte und wie es denn zu dieser Situation überhaupt kam. Darin liegt der Reiz des Films. Einige vermeintlich langweilige Dialoge haben dabei auch meistens eine größere Bedeutung, deswegen sage ich es noch einmal: Wer im falschen Moment nicht aufpasst, hat schon verloren.
Oft wird "Memento" mit den Meisterwerken "Fight Club", "The Sixth Sense" und "Se7en" verglichen, wohl wegen des überraschenden Endes. Ich finde, Vergleiche sind unangebracht, denn "Memento" ist und bleibt einzigartig, genauso wie die drei anderen Filme, die ich "Memento" noch vorziehe. Und zwar aufgrund der leichteren Konsumierbarkeit, man kann sich besser unterhalten lassen. Was jetzt auf keinen Fall heißen soll, "Memento" sei schlecht!
Christopher Nolan schuf definitiv den innovativsten Film des Jahres, der von der Erzählweise her zu den perfektesten aller Zeiten gehört. Ein grandios konstruiertes Puzzle, das direkt danach schreit, mehrfach angeschaut zu werden, denn beim erstmaligen Sehen kann man unmöglich alles verstehen. Das dachten wohl auch viele Kinogänger und blieben dem Film fern, wodurch an der Kinokasse in Deutschland der verdiente Erfolg ausblieb. Macht nix, "Memento" hat schon jetzt eine große Fangemeinde, die sich durch die DVD Veröffentlichung noch weiter ausbreiten wird. Den MUSS jeder mal gesehen haben. Anstrengend, intelligent, kultverdächtig. Schlaflose Nächte garantiert!