Die schwarze Horrorkomödie von Co-Autor und Regisseur Larry Yust ist ein wenig in Vergessenheit geraten, doch angesichts zeitgenössischer, sozialer Probleme wirkt die Prämisse aktueller denn je.
Der Zahn der Zeit nagte an dem Mehrparteienhaus in Cincinnati, Ohio: Binnen kurzer Zeit müssen die verbliebenen Parteien um Mattie (Paula Trueman), allesamt Senioren, ihre Wohnungen verlassen, da der Bauunternehmer Crawford (Douglas Fowley) direkt nebenan ein Hochhaus errichtet und das Gebäude abgerissen werden soll. Um sich gegen die Umsiedelung zu wehren, greifen die Bewohner zu ungewöhnlichen Maßnahmen…
„Räumungsbefehl“ ist aber auch so ein unglaublich fieser Begriff. Da sollen also Menschen, die Jahrzehnte prägenden Lebens hier wohnten, mal eben ausrangiert werden. Wie alte Möbel.
Filmemacher Yust nutzte die Gunst der Stunde und drehte just zu jener Zeit, als tatsächlich ein neues Hochhaus errichtet und alte Gebäude abgerissen wurden, weshalb die Kulissen in jeder Hinsicht authentisch rüberkommen.
Dass hier indes eine morbide Note mitschwingt, manifestiert sich binnen kurzer Zeit, als Mattie eifrig dem Treiben beim Hochhaus beiwohnt, einem Bauarbeiter noch eine Backpflaume auf den Weg gibt und dieser kurz darauf mitsamt dem Stahlträger in die tödliche Tiefe kracht. Es riecht früh nach Sabotage und es überrascht wenig, wenn sich kurz darauf weitere Unfälle auf und um den Bau ereignen.
Die wesentlichen Figuren sind absolut treffend und zudem überaus markant besetzt, wobei es nicht wenige Szenen gibt, in denen das Kollektiv wahrlich unheimlich anmutet. Allen voran der blinde Mr. Blakely (Peter Brocco), der mit getönter Brille, schwarzem Frack und Stock an teilweise unmöglich erscheinenden Stellen auftaucht. Darstellerin Paula Trueman, welche die Figur des eigentlichen Antriebs verkörpert, übernahm Jahrzehnte später noch eine Rolle im Kultfilm „Dirty Dancing“, Ian Wolfe mischte 1957 in Billy Wilders „Zeugin der Anklage“ mit und Ruth McDevitt hatte eine kleinere Rolle in Hitchcocks „Die Vögel“.
Hitchcock mag auch ein kleines Vorbild für einige skurrile Szenen gewesen sein. Spätestens als eine Leiche im Rollstuhl durch den Ort geschoben wird, erinnert das doch sehr an „Immer Ärger mit Harry“, aber auch einige Kamerafahrten sind an das Schaffen des Suspensemeisters angelehnt, welche hier insgesamt eine grundsolide Arbeit leistet. Der Schnitt wirkt demgegenüber etwas holprig, da zuweilen kleine Kontinuitätslücken auffallen, speziell bei etwas temporeicheren Szenen.
Zwar driftet die Chose mitunter ins etwas Alberne ab, als jemand nach vierzig Jahren Pause mal wieder hinter einem Steuer sitzt und man sollte trotz diverser Ableben kein allzu derbes Blutvergießen erwarten, doch der bissige Unterton und manch aberwitzige Reaktion halten das Treiben bei Laune. Die gruseligsten Szenen dieser Sozialsatire sind eigentlich immer die, wenn alte Leute scheinbar nur noch auf den Tod warten oder vermeintlich harmlose Szenerien wie eine Tretbootfahrt in Eskalation übergehen. Die latent eigentümliche Atmosphäre zeichnet den Streifen ebenso aus wie die prägnant aufspielenden Darsteller.
Knapp
8 von 10