Was wäre, wenn...
Hannah (Paula Kalenberg), und Elmar (Franz Dinda) sind frisch verliebte Teenager. Eine nukleare Katastrophe zerstört ihr junges Glück jedoch von einer Sekunde auf die andere. Durch einen Störfall in einem nahe gelegenen Kernkraftwerk wurde einen tödliche, radioaktive Wolke freigesetzt. Panik und Chaos brechen aus: Menschenmassen trampeln auf der Flucht alles und jeden nieder, harmlose Zeitgenossen kämpfen brutal ums eigene Überleben, die Flughäfen und Bahnhöfe sind hoffnungslos überfüllt - Anarchie bricht aus.
Auf der Flucht verlieren sich die beiden aus den Augen. Hannah und ihr jüngerer Bruder Uli (Hans-Laurin Beyerling) treten die Flucht vor dem sauren Regen auf Fahrrädern an, bis auch die beiden ein Schicksal am nahegelegenen Maisfeld ereilt.
Schade, einfach schade, dass das Endprodukt lediglich nur Mittelmaß bleibt. Ein "Tschernobyl" gab´s ja schon, der Film von Gregor Schnitzler simuliert einen GAU, der bei uns in Deutschland passieren könnte.
Und das gelingt Schnitzler anfangs wirklich gut. Nach der zähen aber glücklicherweise kurzen Einführung, die nach seichtem, melodramatischem Teenagerfilm riecht, ertönt der ABC-Alarm während einer Klausur. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sitzt der Zuschauer (dank der Sirene) hypnotisiert vor der Glotze. Fortan bekommt man schöne, spannende Szenen von einer Stadt , deren Menschenmassen verzweifelt mit jeglicher Taktik versucht, der tödlichen Wolke zu entfliehen. Hauptaugenmerk bleiben dabei Hannah und Uli bzw. parallel bei Elmar, der auf eigene Faust versucht mit dem Cabrio sponsored by Daddy den Abflug zu machen.
Eine schöne Endzeitstimmung kommt bei der Szene auf, als das Geschwisterpaar an dem örtlichen, mittlerweile chaotisch aussehenden Marktplatz sich durch eine Kuh-Herde mit dem Rad navigieren muss.
Nach dem Hammer am Maisfeld (Final Destination 1 lässt grüßen) kommt das eigentliche Finale des Films schon nach dreißig Minuten, als einer der Hauptdarsteller dem sauren Regen zum Opfer fällt.
Danach sollte man ausschalten und man hat ´nen guten Kurzfilm in Erinnerung - denn was an Handlung die nächsten sechzig Minuten geboten wird grenzt an debiler Hirn-Wichse.
Anstatt sich volle Pulle auf die Auswirkungen auf Deutschland, bzw Europa zu konzentrieren macht man eine melodramatische Leukämie-Beziehung aus dem ganzen Streifen. Nur weil Elmar einmal die Zunge von Hannah in seinem Rachen spürte, riskiert er sein Leben und setzt alles dran in ihrer Nähe zu sein. Man beschränkt sich auf unglaubwürdige Gefühlsduselei im Krankenhaus für "Betroffene" und ich muss erst mal ein Bier köpfen, weil der Film einfach nur noch scheiß langweilig rüberkommt. Ok, die Entwicklung von Mensch zum Strahlenopfer kommt noch ganz interessant rüber, aber hat keinen Drive mehr im Bezug auf die interessante erste halbe Stunde. Die Katastrophe wird nur noch am Rande erwähnt (was echt der Witz schlechthin ist), der Plot plätschert belanglos vor sich hin.
Hier und da wird auch mal das Krankenhaus verlassen, aber ständig bleibt das Gefühl dabei, die Katastrophe hätte niemals stattgefunden. Man befindet sich nur in einem Film, in dem es junge Menschen erwischt hat an Krebs zu erkranken.
Doch bevor dann das Sixpack an alkoholischen Getränken gekillt wurde, kommt das Finale am Maisfeld, das noch einmal bewegend rüber kommt. Aber das reicht nicht nach sechzig Minuten GZSZ-Niveau aus.
Schnitzler hat sich ein schönes Projekt vorgenommen, nur ist er dem falschen Pfad gefolgt, keine Sau interessiert das Schicksal zweier Menschen, dass noch dazu unglaubwürdig wirkt, wenn es einen Super-GAU gegeben hat. Man kann sich den Film schon mal reinpfeifen, doch nach dem ersten Drittel evtl. umschalten auf NEUN LIVE und probieren, die 1000 Euro zu ergattern. Nicht gerade sinnvoller, aber unterhaltsamer als der Rest des Films.
Schade, Projekt verbockt.
5/10