Review

Es ist kaum zu glauben: aber "Die Wolke" hält sich selbst tatsächlich für einen ernstzunehmenden Film! Etwas, was sich sofort relativiert, sobald man anfängt, sich den Streifen anzusehen. Denn was hier unter dem Deckmantel eines Katastrophendramas á la "The Day after" (der meiner Meinung nach auch nicht durchweg überzeugend war) geboten wird, ist echt unterste Schublade!
Allein schon die erste halbe Stunde (also bis die Katastrophe dann langsam ins Rollen kommt): das bewegt sich absolut auf Seifenopern-Niveau. Ohne hier zu übertreiben: was in der ersten Hälfte des Films gezeigt wird, könnte selbst bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" nicht grottiger gemacht sein. Banalste Dialoge, eine peinliche "Liebes"-geschichte und miserable Schauspieler, die diese Bezeichnung wohl kaum verdient haben. Kurz gesagt, der Film bestätigt absolut jedes meiner zahlreichen Vorurteile gegenüber deutschen Filmen!
Dann bricht die Katastrophe aus - und siehe da, es geht auch besser! Denn dann hat "Die Wolke" ihre starken 10 Minuten. Hier wird plötzlich mit Klischees gebrochen (sogar der kleine Junge stirbt - ein absolutes Novum in Katastrophenfilmen!), und das Panik-Szenario gibt kurzzeitig ein wirklich beklemmendes Bild ab. Die Betonung liegt auf "kurzzeitig"... denn nach 10 Minuten ist alles wieder vorbei und wir befinden uns in der Zeit nach dem GAU. Und es wird wieder da weitergemacht, wo vor der Katastrophe aufgehört wurde. Nämlich mit übelstem Kitsch und dermaßen platten Dialogen, die eben alle aus der Feder eines Daily-Soap-Autors stammen könnten. Theatralisch aufgebauscht wird auch die ohnehin total überflüssige Kitsch-Lovestory, die Dreiviertel der gesamten Handlung einnimmt, anstatt dass man sich auf das Wesentliche konzentriert hätte. Einfach nur fahrlässig wie hier mit der fraglos interessanten Grundthematik umgegangen wird. Leider aber auch mehr als typisch für den deutschen Film...
Nein, vor allem die letzte halbe Stunde ist aufgrund seiner überzogenen Melodramatik, seiner unfassbar blöden Klischees (man nehme nur mal die Figur von Elmar´s Vater...) und seiner Themaverfehlung kaum zu ertragen. Das eigentliche Thema wird vollends aus den Augen verloren. Es ist ja generell keinesfalls was dagegen zu sagen, wenn man sich bei einem Katastrophenfilm auf die Figuren konzentriert anstatt auf die Katastrophe selbst - nur dürfen diese dann halt nicht dermaßen seicht sein wie hier. Wer sich also schon an den Charakterzeichnungen in den US-TV-Katstrophenfilmen gestört hat, der sollte sich mal "Die Wolke" ansehen...

Fazit: der Film hat 10 sehr starke Minuten - aber der Rest ist einfach auf dermaßen peinlichem Daily-Soap-Niveau, dass selbst die hier absolut nix mehr retten können. Das Traurige ist halt nur: diese 10 Minuten beweisen, dass die Deutschen eigentlich gute Filme machen könnten - anscheinend wollen sie nur nicht...

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