Harrison Ford, welcher Filmfan kennt ihn nicht durch seine unvergesslichen Rollen wie Han Solo in der alten Star Wars-Trilogie oder als titelgebenden Helden der Indiana Jones-Reihe? Legendär hat sich der Amerikaner mit diesen Figuren gemacht. Doch besonders in jüngster Vergangenheit begann er leider damit, seine Filmographie mit eher durchschnittlichen Einträgen wie K-19 oder Hollywood Cops zu füllen. Gerade deswegen hört sich Firewall im Vorhinein auch so interessant an, könnte dies endlich mal wieder ein reinrassigerer Actionfilm werden, der an alte Traditionen wie Air Force One anknüpft. Nur ist Ford bereits jenseits der 60 Jahre angelangt. Nimmt man ihm den Actionhelden noch ab?
Viele Server, viel Geld und ein Virus
Jack Stanfield (Harrison Ford) ist Sicherheitschef bei einem großen Finanzinstitut. Er sorgt dafür, dass das Computersystem stabil läuft und Hacker keine Chance auf erfolgreiche Angriffe haben. Mit seiner Frau Beth (Virginia Madsen) und seinen beiden Kindern lebt er in einem schicken Haus und ist zu respektablem Wohlstand gelangt. Von den Mitarbeitern geachtet und gemocht, läuft eigentlich alles sehr gut. Eines Tages taucht jedoch ein gewisser Bill Cox (Paul Bettany) auf, der einen geschäftlichen Deal präsentieren will. So scheint es jedenfalls anfänglich, denn schon nach kurzer Zeit sitzt er in Jack`s Auto und bedroht ihn mit einer Waffe. Währenddessen dringen vier andere Männer in das Haus der Stanfields ein und bringen Frau und Kinder in ihre Gewalt. Zuhause angekommen, nisten sich die Gangster erst einmal im Haus ein und geben Jack Instruktionen. Er, der Experte, soll ganz normal zur Arbeit gehen, natürlich unter feindlicher Beobachtung, und dort 100 Mio. US-$ von Kundenkonten auf Cox´ Konto transferieren, andererseits wäre seine Familie dem Tode geweiht. Anfänglich gelähmt vor Entsetzen, beginnt Jack nach und nach zu versuchen, seine Familie zu befreien, doch das verschärft die Situation immer mehr…
Fire? Wo?
Gemächlich beginnt Firewall. Geradezu träge. Erst mit dem Auftritt der Bösewichter beginnt die Spannungsschraube, sich zu drehen. Die Anspannung und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit werden dem Zuschauer vor allem durch Fords Schauspiel sehr wirklichkeitsnah suggeriert. Paul Bettany ist als eiskalter Bösewicht durchaus passend besetzt und macht seine Sache zufrieden stellend. In der ersten Stunde ist Firewall ein spannender, stimmungsvoller Thriller, der sein gutes Niveau leider im Anschluss nicht halten kann. Zu überfrachtet wirkt die Story gegen Ende hin. Zu viele Intrigen, Details und Aktionen passieren in zu kurzer Zeit und reißen die einbruchssichere Firewall wieder Stein für Stein ein. So kommt es, dass der Film durch das überstürzte Geschehen plötzlich ziemlich lang wirkt, obwohl er es eigentlich nicht ist. Warum muss noch auf der Einzelkämpferschiene gefahren werden, wenn der ganze Spuk auch schon nach 90 Minuten knackiger, kurzweiliger Suspense-Unterhaltung hätte vorbei sein können? Warum nicht mal ein konsequenteres, Hollywood-untypischeres Ende à la Inside Man? Aber damit wäre man einem Superstar wie Harrison Ford natürlich nicht gerecht geworden. Das Publikum will den good guy nun mal erwiesenermaßen kämpfen und siegen sehen, auch, wenn das qualitative Einbußen beim Gesamtwerk bedeutet. Actionmäßig gibt es nur am Ende den ein oder anderen Schauwert, ansonsten konzentriert sich der Film viel mehr auf die Aktionen und Befreiungsversuche Jack`s und seiner Familie. Fans von krachenden Explosionen und wilden Shootouts werden hiermit so gut wie gar nicht bedient.
Mehr Opel als Ford
Wer bei dem Titel Firewall an explosive und effektvolle Zerstörungsorgien mit einem alternden Harrison Ford denkt, ist bei diesem Film fehl am Platze. Vielmehr verbirgt sich dahinter ein anfangs fesselnder Geiselthriller, der im weiteren Verlauf leider an einem überladenen Schlussakt krankt und dadurch viel von seinem positiven Eindruck wieder verspielt. Sicherlich besser als Ford`s letzte Werke, aber auf keinen Fall ein Muss.
Wertung: 6 von 10 Erdnussbutterallergien
Dialoghighlight: „Was haben sie vor?“
- „Ich muss meinen Hund finden!“