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Hauptdarsteller Harrison Ford soll ja angeblich schon den Vertrag zum vierten Teil der legendären Indiana Jones Reihe unterschrieben haben. Mit " Firewall " meldet er sich nach dem schlappen " Hollywood Cops " mit einem ordentlichen Hightech Thriller zurück. Regisseur Richard Loncraine hatte die Produzenten mit seiner herausragenden Leistung in " Band of Brothers " überzeugt, leider fehlt hier das gewisse Etwas, um den Zuschauer zu fesseln. Der mir gänzlich unbekannte Joe Forte schrieb das zu vorhersehbare Drehbuch, an dem der Routinethriller auch am meisten krankt.

Jack Stansfield (Harrison Ford) ist Sicherheitsberater und seine Kunden sind große Banken. Zusammen mit seiner Frau Beth (Virginia Madsen), seiner Tochter Sarah (Carly Schroeder) und dem kleinen Andy (Jimmy Bennett) lebt er in einem großen, zudem alarmgesicherten Haus. Genau diese Eigenschaften macht sich der Schurke Bill Cox (Paul Bettany) zu Nutze. Mit seiner eigenen Truppe dringt er in Jack´s Haus ein und bedroht seine Liebsten. Um das Leben seiner Familie zu retten, soll Jack eine Summe von 100 Millionen Dollar bei seinen eigenen Unternehmen stehlen. Jack geht nur widerwillig auf das Angebot ein, doch als er erfährt, dass er, sowie seine Familie eh dem Tode geweiht sind, dreht er den Spiess um und geht aufs Ganze.

An der Story gibt es eigentlich nichts zu meckern, da man topaktuelle Themen aufgreift. Ohne Computer funktioniert die Welt nicht mehr, doch man kann auch die schlimmsten Verbrechen damit begehen. Bill´s Plan ist dabei wirklich sauber durchdacht. Er infiltriert erst die ganze Familie, plant jedes kleine Detail vorraus. Nur ist es dann unverständlich, warum seine Mitarbeiter später so viele gravierenden Fehler begehen. Überhaupt läuft die ganze Angelegenheit sehr schnell aus dem Ruder. Dabei beginnt alles so professionel, wie das Eindringen ins Haus, das Erpressen von Jack. Aber Bill ist in manchen Situationen zu weich, denn als Jack sich mal wieder nicht richtig an die Abmachunge hält, droht er seinem Sohn Andy das Knie zu brechen, oder Beth zu erschießen. Außer ein paar Hieben bekommt die Familie aber eigentlich nichts ab, somit stärkt Cox nicht gerade seine Position. Nur bei dem Versagen seiner eigenen Mitarbeiter greift er hart durch.

Auch wenn die ein oder andere Ungereihmtheit vorhanden ist, so zieht Loncraine die Sache flott vom Leder. Die einzelnen Charaktere bekommen nur die nötigste Zeit um sich zu präsentieren und wir werden auch nicht, wie in vielen Filmen dieser Art, mit nervigem Computerfachchinesisch zugepflastert. Es geht alles recht schnell und die Spannung befindet sich fast die gesamte Laufzeit über auf einem guten Niveau. Wäre da nur nicht diese Vorhersehbarkeit. Wir alle wissen ganz genau, wie der Film ausgeht. Man setzt hier ganz besonders in der zweiten Hälfte auf Ford´s Einzelkämpfernummer, die auch hier funktioniert. Es ist zwar hin und wieder etwas unglaubwürdig, aber es ist genau das, was der Zuschauer erwartet, vielleicht sogar fordert.

Die erste Hälfte verläuft recht ruhig. Anfangs wirken auch die Verbrecher noch bedrohlich. Die Familie Stansfield ist bald in ihrem eigenen Hightechhaus gefangen, welches Beth kurioserweise auch noch selbst entwickelt hat. Jeder Fluchtversuch schlägt fehl, die Truppe hat eindeutig die Oberhand über die ängstliche Familie. Auch die Sache mit der Nussallergie bei Andy kitzelt ein paar spannende Momente aus " Firewall " heraus, aber man ist immer zu sehr auf einen guten Ausgang bedacht. Zudem fehlen mir hier echte Überraschungen. Wie oben schon erwähnt, hält die Story immerhin ein paar Wendungen parat und überzeugt auch weitestgehend durch den schicken Plan von Cox.

In der zweiten Hälfte sackt auch die Spannung etwas ab und die Story verkommt zur Nebensache. Jetzt ist nur noch Ford gefragt, der seiner dem Tode geweihten Familie nachjagt und nebenbei versucht Bill ins Boxhorn zu jagen. Außerdem wird Jack bald noch von der Polizei gejagt und auch von seinen eigenen Kollegen. Das ganze hin und her mündet dann in einem harten Actionshowdown mit einer großen Explosionen und einem tollen Old School Endkampf. Es passt zwar nicht zu diesem routinierten Thrill, wertet den Film aber auf. Es kommt alles so wie man es auch erwartet, aber der brutale Endkampf kann sich trotzdem sehen lassen.

Harrison Ford sieht man die 64 Krücken schon etwas an, obwohl er hier noch die meisten Stunts selbst erledigt und auch beim Endkampf nicht gedoubelt wurde. Seine Performance ist immer noch glaubwürdig, aber seine besten Jahre hat er eindeutig hinter sich. Paul Bettany entpuppt sich als Glanzlicht der ganze Darstellerrige. Er ist herrlich fies und schmierig und als Zuschauer hasst man ihn abgründigst, so soll es schließlich auch sein. Virginia Madsen macht auch einen guten Job, wobei man gerade Robert Forster zu wenig Screentime einräumt. Fast das gleiche Schicksal ereilte Robert Patrick.

Zwei Worte zerstören diesen Film, erstens Routine, zweitens Vorhersehbarkeit. Beides ist in zu großen Mengen vorhanden. Schade um die interessante Story.

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