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Dem  heutigen Betrachter mag es gerade zu Filmbeginn trotz (oder vielleicht auch gerade wegen) des sympathieheischenden Lächelns des jugendlichen Ervinka (Chaim Topol) schwer fallen, ihn als echte Sympathiefigur wahrzunehmen. In den ersten zwanzig Minuten sammelt er eine ziemliche Liste nach heutigem Verständnis leichter bis mittelschwerer Straftaten an: Nach vorsätzlicher Behinderung und Nötigung anderer Verkehrsteilnehmer begeht er ganz nebenbei leichten Diebstahl, sexuelle Belästigung um dann erst die Naivität seines Freundes Yossi (Avner Hizkiyahu) zu seiner Bereicherung auszunutzen und ihm anschließend vorzuführen, wie man mit räuberischer Erpressung Geld verdient, indem er einem Gast mit Prügel droht, falls der ihm nicht einen Kamm abkauft.
Nachdem man sich zechprellend vom Acker gemacht hat, nimmt er die Strafzettel an Falschparker verteilenden Beamten in an Beamtenbeleidigung grenzender Weise auf den Arm und ergänzt den Strafzettel eines Fahrzeughalters noch um eine Reihe weiterer Delikte (fahren ohne Führerschein und ohne Versicherung), die der etwas beschränkte Sergeant (Shai K. Ophir) auch dann noch weiterverfolgen will, als bereits klar war, dass der betreffende Wagen gar nicht Ervinka gehört.
Dem Bürokraten Veinrib (Shraga Friedman) suggeriert er auf dessen Fest, nachdem er zwei Präsente vom Gabentisch dessen Sohnes geklaut hat, zu seiner Behörde zu gehören, um sich und Yossi ein kostenloses Essen zu erschnorren. Die dabei in Erfahrung gebrachten Insiderinfos aus der Behörde machen sich später "bezahlt".
Mit den geklauten Rollschuhen des Jungen streifen Ervinka und Yossi anschließend durch die Stadt und kassieren zum Tagesabschluss als vorgebliche Parkwächter Parkgebühren von Abendausflüglern für das Abstellen ihrer Fahrzeuge auf einer Freifläche.

Im Traum erfahren wir seinen Herzenswunsch, den Hauptpreis von 50.000 Pfund in der Lotterie zu gewinnen. Seine spontane Verliebtheit in die Polizistin Ruti (Gila Almagor) hebt eine liebenswert kindliche Seite am Antihelden Ervinka hervor, der deren Herz für den Zuschauer etwas überraschend auch im Sturm erobern kann.

Als Ervinka im folgenden seinen Nachbarn mit Yossi einmal zu oft foppt, eskaliert der Streit und Ervinka erhält wegen des dabei auch aufgeflogenen Stromklaus eine behördliche Vorladung. Dort verketten sich die bisherigen Personen und Ereignisse auf abstruse Weise zum als Filmprojekt getarnten Raubzug gegen die Lotteriegesellschaft.

Wie schon im Vorgängerfilm "Sallah" stellen Kishon und die Schauspieler die Schwachheiten der Figuren durch satirische Übertreibung heraus und vermitteln dem Zuschauer anschaulich Lebensweisheiten wie "man begegnet sich immer zweimal im Leben".
Berücksichtigt man das hohe Alter des Films und die seinerzeit noch übliche theatralische Spielweise, bei der auch die Leute in der letzten Reihe die Handlung und die Stimmungen mitbekommen sollten, fallen diese Überzeichnungen auch heute noch nicht wirklich ins Gewicht.
Wie "Sallah" ist auch Ervinka eher ein "lauter" und "tönender" Unterhaltungsfilm, der zwischen den Zeilen der Bürokratie- und damaligen Zeitkritik auch ein wunderbares Stück Zeitgeschichte für den historisch Interessierten bereit hält.

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