ANTROPOPHAGOUS 2000
Gerade nach VS3 waren die Erwartungen an den „neuen Schnaas“ sehr hoch. Besonders weil der Regisseur MAN-EATER stets als seinen Lieblingsfilm angab. Umso enttäuschender ist dann das Ergebnis ausgefallen.
Bis auf einen doppelt so hohen Gehalt an Blut und Gedärmen hat es Schnaas nicht geschafft, irgendetwas im Vergleich zum Original steigern zu können. Und das allein ist einfach viel zu wenig angesichts des erklärten Ziels. Die unbekannten TV-Darsteller spielen so hölzern, nuscheln ihre Dialoge so lieblos runter und werden bei ihren Abgängen durch klar erkennbare Gummipuppen ersetzt, wobei einige Kills immens unrealistisch und übertrieben sind. Was bei VS2 & VS3 als comichafter Gore funktionierte, gerät hier zum peinlichen Trauerspiel, denn dieser Film sollte eigentlich eine ernste und bedrohliche Stimmung haben. Blut vermengt mit zynischem Jux ist eher das Ding von Schnaas, aber eine gruselige Atmosphäre zu schaffen, die Erzeugung von Spannung oder ein gekonnter Einsatz von Beleuchtung gehören einfach nicht zu seinen Stärken und das wird hier leider an vielen Stellen allzu deutlich. Das niedrige Budget und die kurze Drehzeit fallen einem auch sofort unangenehm auf. Der ganze Film wirkt optisch wie ein privates Urlaubsvideo, da wird die ohnehin kurze Laufzeit auch mal mit einer mehrere Minuten langen und unmotivierten Sexszene gestreckt und die italienische Landschaft erreicht nie auch nur annähernd dieses Gefühl der Isolation wie die griechische Insel im Original. Besonders missraten ist auch die eintönige Klaviermusik, die mir so richtig auf den Wecker geht. Die klassischen Schlüsselszenen (die Fötus-Szene, die Höhle des Menschenfressers, der Selbstmord seiner Schwester, das Familiendrama auf hoher See) werden von Schnaas auch alle so richtig schön verkackt. Und zwar in jeder Hinsicht. Da erkennt man z.B., dass Schnaas sich mit seinem Segelboot in einem kleinem Studio befindet, im Hintergrund leuchten keine Sterne, nur der Mond ist als Lämpchen an einem Draht erkennbar, während die Kamera den Seegang simuliert und Herr Schnaas mit dem Sprühstrahl eines Gartenschlauchs von der Seite abgespritzt wird, während die Beleuchter an- und ausgeschaltet werden; Das soll dann ein Gewitter mit Blitz und Donner darstellen. Überhaupt ist Schnaas in der Rolle des Man-Eaters der totale Griff ins Klo. Er versucht, der Figur eine tragische Komponente zu geben, doch mit seinem schlechten Makeup, der übertriebenen und unbeholfenen Mimik und seinem monotonen Gebrabbel zerstört er jeglichen Respekt vor diesem Schurken. An die Leistung eines George Eastman reicht das nie im Leben heran. Von der bekloppten Rahmenhandlung mit den FBI-Agenten will ich lieber gar nicht erst anfangen.
Also wenn ich mich als Independentfilmer an meinen persönlichen Lieblingsfilm heranwagen würde, dann würde ich mir erst ausgiebig Gedanken über dieses Projekt machen und mir überlegen, was funktioniert und was nicht, usw. Schnaas hingegen scheint einfach wild drauflos gefilmt zu haben.
Fazit: Dieses Remake ist ein Totalausfall, das die Grenzen von Schnaas als Regisseur schonungslos aufdeckt, und ist sogar noch schlechter als VS1 oder ZOMBIE 90, weil die wenigstens komplett auf dem Mist von Schnaas gewachsen waren und kein so bekannt-berüchtigtes Vorbild als Messlatte hatten. Dass Schnaas exakt 10 Jahre nach VS1 ein noch so plumpes und fehlerhaftes Werk auf die Menschheit loslässt, ist schon eine Beleidigung. Dass er 19 Jahre nach dem MAN-EATER ein so verpatztes und unnötiges Remake seines eigenen Lieblingsfilms inszeniert, entsetzt einen umso mehr.
D’Amato starb noch vor Fertigstellung dieses Schunds und hat ihn nicht mehr sehen können. Ohne zu sarkastisch zu klingen: Ein Glück für ihn. Dafür wurde ihm der Film gewidmet, was eine zweifelhafte Ehre darstellt.
2 von 10.