'Nee, watt süß! Ein Haufen fragiler Spätdreißiger im Endstadium ihrer dahinbröselnden Coolness spielen am Arsch der italienischen Heide Joe D'amatos Horrorklassiker "Man Eater - Der Menschenfresser" nach: mal schleicht man sanft verängstigt durch menschenleere Straßen, mal joggt man seinem drohenden Schicksal in in milder Panik davon, in jedem Fall von einer stocksteifen Kamera eingefangen, oft auch von einem Soundtrack untermalt, dessen Niveau jeden Softporno-Score unterkellert.
Für jene, die das Original erfolgreich vermieden haben: Der Film dreht sich um eine Gruppe Touristen, die auf einer einsamen Insel gestrandet - in diesem Fall ersetzt durch ein ländliches italienisches Naturgebiet als Ersatz für die einsame Insel - mit einem durchgeknallten Seemann und dessen neuer, recht eigentümlicher Ernährungsweise konfrontiert werden.
Regisseur und Hauptdarsteller Andreas Schnaas hat fast 20 Jahre nach dem Dreh des Originals ein Remake in Angriff genommen, die wichtigsten Szenen kopiert und zum Teil etwas erweitert / abgeändert und jede Menge neuen Schwachsinn hinzugefügt: Das heitere Touristenschlachten vom Anfang des Originals mitsamt Unterwassertod und beilunterstützter Schädelspaltung wird hier um dumpf - prüden Trockensex im Zelt bereichert, der Pappmachékopf im Putzeimer steckt diesmal in der Motorhaube eines Wohnmobils und der legendäre Foetenschmaus wird mit Billoanimatronik und Säuglingsschrei auf der Tonspur adäquat verstörend erneuert. Den 1 Stern nur dafür! Die Szene ist trotz aller Billigkeit ungewohnt effektiv für schnaas'sche Verhältnisse. Die Kehrseite der Medaillie sind elend lange und schlechte Szenen nach der 3 K - Formel (killen, krauchen, kollabieren) inklusive rumirrender Dullies, die beim Zeltaufbau versagen.
Der drolligste Fehlgriff ist aber Schnaas' Selbscasting als titelgebender Menschenfresser: die angsteinflößende Aura und das schauspielerische Können des OG - Anthropophagous George Eastman fehlt dem Mann, der hier wie das evolutionäre Bindeglied zwischen dem Li - La - Launebär und Macho Man Randy Savage wirkt, vollkommen. Demnach wirken seine kamerawirksamen Fressattacken weniger wie effektive Schockszenen, sondern mehr wie eine dumme Ausrede, um Marmelade von den Hälsen seiner Darsteller lecken zu dürfen. Besonders in der Szene, in der Schnaas alias Nikos seine eigene Tochter "frisst" eine äußerst unangenehme Vorstellung.
Während das Original trotz trashiger Ecken und Kanten durchaus zu unterhalten und Athmosphäre aufzubauen wusste ist das hier das nicht mal zelluloidgewordene Äquivalent zum pädagogischen Leitsatz "Er war stets bemüht". Herr Schnaas wollte mit diesem Film offensichtlich nicht nur Joe D'amato seinen Respekt zollen, sondern ihm mit einem großen Mittelfinger übertrumpfen. Ein Vorhaben, was man gründlich überdenken sollte, wenn man weder das handwerkliche Können noch das Budget eines Aristide Massacessi vorweisen kann. Ein Gutes hat diese Stümperei aber: das aktuelle Remake wird im Vergleich mit diesem hier glänzen! Ich freu mich jetzt schon darauf.