FOX kommt gerade mal mit der Leih-DVD des 1. Teils in die Pötte, aber in Rußland ist der Nachfolger bereits auf DVD erschienen - gute 1,5 Monate nach dem Kinostart. Wurde also Zeit, mal die russische DVD-Fassung unter die Lupe zu nehmen. Vor allem weil es die DVD auch über diverse russische Importshops auch in Deutschland zu kaufen gibt, und das recht günstig. Allerdings gibt es auf keiner der mir bekannten DVDs englische oder deutsche Untertitel - da hatte wohl FOX ein Wörtchen mitzureden.
Kurz zum Inhalt:
Etwa ein Jahr nach den Ereignissen in "Wächter der Nacht" ist Anton Ausbilder bei den Wächtern und weist Svetlana ein, die das Potenzial zu einer Großen Zauberin hat. Bei einem Routinejob stößen sie an einen Dunklen Anderen, der alten und schwachen Menschen die Lebenskraft aussaugt. Anton muß überrascht feststellen, daß es Yegor ist - Antons Sohn, der am Ende des ersten Teils zum Bösen wurde und nun unter den Fittichen des Zavulon, Oberhaupts der Dunklen Anderen, erzogen wird. Und während Anton zwischen seiner Beziehung zu Svetlana und Yegor zerrissen wird, braut sich in Moskau ein Komplott von Zavulon zusammen...
Kritik:
Der zweite Teil hat sehr viel vom Plot in sich reingepackt, was auch daran liegt, daß die Story, die ursprünglich für 3 Filme gedacht war, nach dem Kauf des 3. Verfilmung durch FOX nun in 2 Filmen abgeschlossen werden mußte. Der zweite Teil sollte eigentlich "Wächter der Nacht 2: Die Kreide des Schicksals" heißen, denn sie basiert lose auf zwei weiteren Stories aus dem ersten Buch, "Wächter der Nacht", von Sergei Lukianenko. Durch die unterschiedlichen Intrigen muß man beim Schauen recht stark aufpassen - was durch den hin- und herspringenden Schnitt nicht sehr hilfreich ist.
Was aber gefällt ist die Ausführung. Weitaus weniger Kontrast zwischen langatmigen und rasanten Szenen, die Special Effects wirken nicht mehr so selbstverliebt (und sind auch viel besser geworden - ich bezweifle übrigens, daß so etwas in Deutschland möglich wäre) und das Product Placement ist zwar noch da, aber viel ironischer. Wie auch der Film selbst, es gibt immer wieder Situationen, die einen zum Schmunzeln bringen.
Was noch etwas schwer ist, ist die schiere Menge an Charakteren - fast alle Akteure aus dem ersten Teil kommen wieder (und deren Stories werden dann peu-a-peu abgeschlossen), allerdings ist es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Gottseidank haben die meisten prägnante Gesichter, so daß man sie kaum verwechseln dürfte. Jedoch gibt es einige, die nur für eine Szene o.ä. auftauchen (z.B. Ignat - der allerdings in der deutschen Fassung von Teil 1 eh fehlte), was irgendwie seltsam wirkt.
Angenehm ist, daß die etwas wirre und lange Exposition aus dem ersten Teil endlich vorbei ist und der zweite Film eigentlich direkt mit dem Plot loslegt. Anton darf nicht nur halbtot durch die Gegend torkeln, sondern hat richtige Motivation in Hinblick auf Svetlana und Yegor; auch andere Charaktere haben ihre sympatischen Momente - besonders hervorzuheben ist Valery Zolotukhin (Der Nachbar-Vampir-Vater). Er strahlt eine unheimliche Aura, aber auch Sympathie und Verletzlichkeit aus. Ansonsten sind die Schauspieler alle recht top. Ebenfalls gut: Zhanna Friske (eigentlich keine Schauspielerin, sondern Sängerin) - agierte sie im ersten Teil nur als schückendes Beiwerk, gibt sie hier eine beachtliche Leistung ab. Die Laufzeit ist mit 2h 20min recht episch, aber gerechtfertigt, denn Längen sind mir keine aufgefallen. Und das Finale (was die ganze Story abschließt) hat mir sehr gut gefallen - etwas kitschig, aber wenn es paßt, dann paßt es eben.
Und noch eine geile Idee, von der ich keine Ahnung habe, wie FOX das je lokalisieren will: die Credits der Darsteller und der Macher fahren als Reklameschilder an der Straße vorbei und spiegeln sich in den Autofenstern. Sehr aufwendig.
Alles in allem würde ich Teil 1 eine Drei-Minus geben, und dem 2. Film eine gute Zwei. Allerdings sollte man bedenken, daß der 2. Film sich noch weiter von der Buchvorlage entfernt, als der 1. Ferner sollte man nicht überrascht sein, daß der 2. Film eigentlich einen Abschluß bildet, wo man doch eine Trilogie erwartete - das ist der Preis, den man zahlt, wenn man sich an die US-Majors verkauft. Der dritte Teil soll nämlich in den USA produziert und gedreht werden und eine ganz andere Story haben - ein typischer Fall von Ausschlachtung eines erfolgreichen Franchise, von dem man nicht allzu viel erwarten sollte.