Review

Um die für viele Leser wohl wichtigste Frage gleich am Anfang zu beantworten: Ja, Live Feed ist irgendwie brutaler und blutiger als Hostel, wohl aber keinesfalls härter oder besser! Man sollte neben einer voyouristischen Ader zudem ein Faible für schmuddelige Independentproduktionen haben - denn Live Feed ist im Grunde nichts anderes als eine um die Gewaltspitzen erhöhte, ultrabillige 1:1 Kopie des umstrittenen Folterfilmchens von Eli Roth. Man hat sich nicht einmal Mühe gemacht irgendetwas neues zu bieten; allein der Grundplot wurde nahezu unvariiert übernommen…

Auch hier macht sich ein Haufen testosterongestörter Hohlköpfe auf, um in einem fremden Land mal so richtig die Sau raus zu lassen. Der Film beginnt direkt ohne Umschweife im (vorgegaukelten) asiatischen Raum mitten in einer Karaokebar, im der sich schon die ersten Nackedeis räkeln. Mit zunehmenden Alkoholkonsum fallen die Hemmungen und auch bald die Fäuste; Triadenmitglieder lassen sich selten ohne weiteres einfach so anpöbeln. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt geht es unfreiwillig vom Regen in die Traufe. Denn der auf dem Heimweg liegende verlockende Pornokino / Bordell ist nur Fassade; geleitet von genau den Triadenmitgliedern mit denen sich angelegt wurde, dient diese “Geldwäscherei” als heimliches Folterstudio für enthemmte Chinamänner, die die Überreste ihrer malträtierten Opfer gerne zu “Chop Suey” weiterverarbeiten lassen - kostengünstig wie unauffällig!

Müßig zu erwähnen das sich das in der Einleitung gefallene Wort “ultrabillig” auf die gesamte Produktion bezieht. Ohne Ausnahme. Alleine zu glauben der Zuschauer sei so doof hier könne man ihm ein x-beliebiges chinesisches Viertel einer kanadischen Stadt als ein echtes Ausland vorgaukeln blanker Hohn. Dazu sind Räumlichkeiten und die begangene Umgebung zu offensichtlich "amerikanisch", als das man dies abnehmen würde. Versucht haben sie es zumindest, aber Roth hat da um einiges besser getrickst. Jedenfalls hält man die Einleitung einigermaßen knapp und geht relativ schnell zur Sache.

Das ist auch bitter nötig denn alles wirkt so langweilig und plump nachgeeifert, das selbst die unsäglich blöde erste Hälfte von Hostel dagegen richtig interessant war. Die Leute laufen wie ohne Plan durch das fiktive chinesische Viertel und irgendwelche aus Versehen ins Bild geratene Passanten grinsen dabei debil in die Kamera. Jedenfalls sind die sich an den Stangen räkelnden Damen einigermaßen ansehlich; die T&A Fraktion kommt hier zweitweise auch auf ihre Kosten. Im weiteren Verlauf wird dann fleißig gefoltert, gemordet und zerstückelt - zumindest eine Entschuldigung für den lahmen Anfang. Aber das kennen wir ja schon aus Hostel, wenn auch mit sichtlich(!) höherem Budget die Langeweile erzeugt wurde. Das der Story keiner wirklichen Entwicklung folgt war absehbar und auf Grund ihrer dargebotenen Schauwerte für manch einen eh egal.

Ebenfalls lassen die agierenden Personen Parallelen zu Hostel aufkommen. Die Charaktere sind mindestens genauso oberflächlich und tumb, eine nähere Charakterisierung erspare ich mir - ich glaube selbst wenn ich wollte würde ich nicht mehr als drei Zeilen hinkriegen. Dementsprechend sind deren Abschlachtungen einem auch ziemlich egal, berühren tut einem keiner der stellenweise harschen Morde, Salz in der Suppe. Eigentlich auch der einzige Grund weswegen ich mir Live Feed angesehen habe. Tja, im Grunde bin ich genauso sensationslüstern wie die meisten von Euch die diese Kritik lesen um erfahren ob wirklich was an dem Gerücht dran ist, der Film sei “krasser” als Hostel.

Warum ausgerechnet die anfängliche Folterung mit dem Bunsenbrenner im Off gezeigt wurde unverständlich. Bei Torched sah das nämlich ziemlich gut aus. Dafür bekommen wir unter anderem zu sehen wie einer Frau bei lebendigem Leib eine Schlange eingetrichtert wird und diese per Bauchschnitt wieder ihre Freiheit erlangt, Leiber durchbohrt werden, Penisse gebraten und verspeist werden und noch ne Menge anderer kruder Kram. Mal besser, mal schlechter gemacht - in allen Fällen jedoch sehr selbst zweckhaft und nur dazu da a) die ausgelassenen Triadenmitglieder b) den vor dem TV sitzenden Zuschauer durch seine Perversitäten zu unterhalten. Aufgrund dieser Tatsache haben die Effekte mehr eine peinliche denn wirklich schockierende Wirkung.

Was aber mit am übelsten aufstößt ist das Ambiente des Folterclubs. Bei Hostel gab es zumindest noch eine dreckige leer stehende Fabrikanlage; vermodert, kühl, steril, beklemmend. Hier sieht alles sehr billig und plump aus und wirkt sich so extrem negativ auf die Atmosphäre aus. Sie existiert im Grunde genommen nicht. Jedenfalls nicht im Sinne von schockierend oder verstörend. Sondern ist einfach nur … peinlich. Vor allem der Folterknecht im Latexanzug ist lachhaft anzusehen und passt sich der dümmlichen Inszenierung ohne jedweden Charismas gut an. Spannung. So, ich habe das Wort mal erwähnt, obwohl ich es genauso gut hätte weglassen können - diese ist nämlicht nicht existent.

Liebe Blutsbrüder - überlegt Euch gut(!) ob ihr dafür Geld ausgeben wollt. Mein Tipp: Hostel nehmen, die schönsten Folterszenen zusammen schneiden und in Dauerrotation abspielen Da kommt sicher mehr Freude an der perversen Lust auf, als wie sich auch nur einmal durch Live Feed zu quälen. Das einzig schockierende ist, dass Regisseur Ryan Nicholson mit Torched einen wirklich an die Substanz gehenden Film gedreht hat, der um ein vielfaches besser ist als dieser unsägliche Schrott! Schade.

Details
Ähnliche Filme