Review

Um einen Irrtum gleich zu Beginn aufzuklären: Bei "Die Vögel 2" handelt es sich nicht um eine Fortsetzung, wie der Titel suggeriert, sondern eigentlich mehr um ein Remake von einem der besten Filme von Alfred Hitchcock. Zu dieser Blasphemie hatte man sich wahrscheinlich aus kommerziellen Gründen entschieden, denn als "Seemöwen greifen an" oder "Attacke der Kanarienvögel" hätte der Streifen wohl kaum die Aufmerksamkeit erreicht als eben als "Fortsetzung" eines Genreklassikers.

Um in Ruhe eine Dissertation schreiben zu können zieht Ted nebst Ehefrau und zwei kleinen Rotzlöffeln über den Sommer auf eine Insel. Dort richten sie sich in einem abgelegenen Haus ein. Der Spuk beginnt, als Ted beim streichen des Hauses von einer Möwe attackiert wird. Den Stadtbewohnern(!) fällt das absonderliche Benehmen der eigentlich friedlichen gefiederten Freunde immer mehr auf. Bestärkt werden sie durch den alten Sonderling Karl, der in einem Leuchtturm haust und sich auch Sorgen macht. Der Rest der Inselbewohner hat nur Hohn und Spott für die immer dringlicher werdenen Warnungen der beiden übrig. Schließlich leben sie auf der Insel und die Vögel sind ein fester Bestandteil davon. Werden die beiden Mahner recht behalten???

Einen direkten Bezug zum Vorbild von Sir Alfred gibt es nur drei Mal. Zunächst wird die gleiche literarische Vorlage von Daphne Du Maurier im Vorspann genannt, dann gibt eine ganz kurze Dialogzeile den Hinweis, dass vor 30 Jahren schon einmal so etwas passiert ist und zu guter Letzt hat die damalige Hauptdarstellerin Tippi Hedren eine kleine Nebenrolle als Besitzerin des örtlichen Krämerladens inne (was die Werbung für diesen Streifen dann auch entsprechend ausschlachtete).

Der Film selber ist ein Rohrkrepierer. Während das Original noch Spannung aufbauen konnte, weil das Publikum nicht wusste, was es erwartet, hat das Remake damit zu kämpfen, dass man ihm mit einem Informationsvorsprung und einer gewaltigen Erwartungshaltung begegnet. Deshalb plätschert die komplette erste Stunde dahin, weil der Film versucht, das Familienleben zu zeigen und damit eine Beziehung zwischen Ted & Co. und dem Publikum aufzubauen, damit es im Schlußteil etwas zum mitfiebern hat. Dieses Vorhaben geht aber gehörig daneben, denn die Ehe- und Erziehungsproblemchen gehen einem eigentlich am Allerwertesten vorbei. Ich will Vogelattacken sehen und kein Ehedrama. Wahrscheinlich hat man sich gedacht, dass man auf Nummer Sicher geht, in dem man zwei kleine Mädchen der permanent lauernden Bedrohung durch das Federvieh aussetzt um nervenzerfetzende Spannung zu erzeugen. Kann sein, dass das bei Omas funktioniert; Euer Autor war bei den eingesprenkelten Vogelangriffen aber eigentlich auf der Seite der Flattermänner.

Wie zu erwarten war wird den Girlies aber kein Haar gekrümmt. Einen herben Verlust muss die Familie aber dennoch hinnehmen, als das sympathischste Familienmitglied ein Opfer der Vögel wird. Familienhund Scout bezahlt den Schutz des kleineren Mädchens mit dem Leben und muß in den Hundehimmel. Eine schön verpackte pädagogische Botschaft an die Kiddies vor der Glotze, immer schön auf das zu hören, was Mami und Papi einem sagen. Ich könnte jetzt noch die diversen Problemchen austappen, aber eigentlich interessiert das ja niemanden. Bloß haben das die Drehbuchautoren leider nicht gemerkt.

Kommen wir zur Hauptsache. Die Macher waren zwar nicht in der Lage Kapital aus den Situationen zu schlagen aber die für die Vogelaufnahmen Verantwortlichen muß ich aus der Pflicht nehmen. Diese haben ihre Aufgabe sehr gut erledigt. Ständig flattern einige gefiederte Zeitgenossen durchs Bild und der finale Angriff auf das Städchen (ups, jetzt hab' ich's doch verraten) ist sehr gut und überraschend hart getrickst. Das Ende selber läßt wieder etwas nach und der "Schlußgag" verpufft wirkungslos, da er zu unerwartet kommt. Ich meine, das Ende habe ich schon so erwartet, nur nicht an dieser filmisch unpassenden Stelle.

Der zuständige Regisseur hat zumindest eingesehen, dass er (Vogel)Mist gebaut hat und nahm daher vor der Auswertung des Streifens seinen Namen von dem Projekt zurück. Eingesetzt wurde daher "Alan Smithee", ein Pseudonym, das immer in solchen Situationen benutzt wird. Doch da es in Hollywood immer einen gibt, der ein Geheimnis nicht für sich behalten kann, kann Rick Rosenthal (unter anderem "Bad Boys", "Halloween 2") jetzt namentlich von Eurem Videokind mit Häme belegt werden.

Unterm Strich verbleibt ein 83minütiger Zeitverschwender, der lediglich nur Leuten zu empfehlen ist, die in die Kategorie "Allesseher" fallen. Die betuliche Inszenierung und das langweilige Drehbuch, das die bestenfalls mittelprächtigen Darsteller umsetzen, können von den Tricks nicht abgefedert werden (Achtung: Wortspiel!). Sie retten dem Streifen aber immerhin noch in den hellgrünen Bereich, denn es gibt NOCH schlechtere Tierhorrorfilme - wenn allerdings auch nicht sehr viele ;-).

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