„Sie werden sich zu Recht fragen: Was können die uns in einem dritten Teil noch bieten? Nun, Sie werden sehen, dass die gezeigten Tatsachen neu und noch schockierender sind. Bitte urteilen Sie selbst.“
Die (s)exploitativen Report-Filme waren mittlerweile längst zu einem regelrechten Trend geworden, neben der „Schulmädchen-Report“-Reihe verdingten sich Regisseure wie Ernst Hofbauer und Walter Boss an Filmen wie „Urlaubsreport – Worüber Reiseleiter nicht sprechen dürfen“, „Lehrmädchen-Report“ und „Der neue heiße Report: Was Männer nicht für möglich halten“. Nachdem Walter Boos mit dem letztgenannten als Regisseur an der Seite Hofbauers debütiert hatte und bei den ersten „Schulmädchen-Reports“ als Regie-Assistent in Erscheinung getreten war, wurde er im hastig nach dem zweiten Teil der Reihe nachgeschobenen „Schulmädchen-Report, 3. Teil - Was Eltern nicht mal ahnen“ aus dem Jahre 1972 erstmals als Co-Regisseur eines Films dieser Reihe neben Ernst Hofbauer genannt.
Ausgangspunkt dieses dritten „Schulmädchen-Reports“ ist, neben der gewohnt pseudojournalistischen Einführung durch Friedrich von Thun, ein Sommerlager des „Christlichen Vereins junger Menschen“, dessen Mitglieder nach ausgiebigem Rudelnacktbaden im See abends die Betten miteinander teilen und dabei auf die Geschlechtertrennung pfeifen wollen, jedoch prompt von den Aufsehern erwischt werden. Morgens treffen sich dann die Mädels ohne die Jungs und tauschen Sex-Geschichten miteinander aus, woraus die einzelnen Episoden entstehen, die nur noch sporadisch von von Thuns impertinenten Passanten-Befragungen auf der Straße unterbrochen, aber nach wie vor von einer reißerischen, mahnenden Erzählstimme begleitet werden.
Ohne so sehr ins Detail gehen zu wollen, wie ich es in meinen Notizen zu den ersten beiden Filmen der Reihe tat: Noch unverblümter als zuvor richtet man sich an die Zielgruppe geifernder älterer Herren, die in einer Mischung aus Ausbeutung der sexuellen Revolution, „Bild“-Doppelmoral- und Sensationalismus und knallhartem Sexismus im Pseudo-Reportagestil mittels der Aussage des Films, jugendliche Mädchen wären so etwas wie dauergeile kleine Luder, die förmlich danach lechzen, von ihnen betatscht, entjungfert und gebumst zu werden, im wahrsten Sinne des Wortes bei der Stange gehalten werden. Ihnen wird vermittelt, es sei der Regelfall, dass junge attraktive Mädchen ältere Männer verführen, denn viele Mädchen würden sich nach Liebhabern sehnen, die sie an ihren Vater erinnern. Die Männer trügen demnach keinerlei Schuld, ja, versuchten gar oft, sich zu wehren – erfolglos, wie der Vater in einer der Episoden, den seine Tochter vom Fremdgehen abhält, indem sie sich ihm sexuell aufdrängt, bis er quasi gar nicht mehr anders kann! Pädophile dürfen sich darüber ebenso freuen wie über die 14-Jährige, die ihren nackten zehnjährigen Bruder (!) in die Welt der Sexualität einführen möchte. Jeglicher sexueller Missbrauch wird hier quasi dreist umgekehrt, so auch im Falle des Mädchens, das eine sexuelle Affäre mit dem Vater ihres Freunds unterhält und später lügt, er habe sie mit Gewalt dazu gezwungen, woraufhin sich dieser vor Gericht verantworten muss – und der Erzähler den Eindruck zu vermitteln versucht, dies sei beispielhaft für etliche Fälle vermeintlichen sexuellen Missbrauchs.
Episoden mit anderem Tonfall schrauben den Gewaltgrad dann tatsächlich in die Höhe, so direkt zu Beginn der „Fall“ einer Schülerin, die von drei vom Schulhausmeister angeheuerten Typen auf dem Klo vergewaltigt und schließlich zur Prostitution gezwungen wird. Der Sprecher gibt dem Zeitgeist die Schuld, so würden „selbst seriöse Lokalzeitungen als Aktfoto-Modelle vorwiegend minderjährige Schulmädchen benutzen“. Der Film entzieht sich natürlich jeglicher Verantwortung; dass er prinzipiell dasselbe betreibt, wenn er junge Darstellerinnen mit seinem Film auf diese Weise zur Schau stellt und die Betroffenheit ein Paradebeispiel für Heuchelei ist, sollte aber jedem auffallen, dessen Hirn noch nicht in die Hose gerutscht ist. Zum Schusswaffengebrauch kommt es gar in jener Episode, die zeigt, wie ein Vergewaltiger den Freund eines Mädchens auf dem Oktoberfest erschießt, um sie in seinem Keller zu misshandeln. Wie auch in ähnlichen Filmchen der vorausgegangenen Teile lautet die spießerfreundliche Moral, dass man seinen Nachwuchs bloß nicht unbeaufsichtigt vor die Tür lassen solle. Eben jene Klientel dürfte evtl. gar Spaß an der erneut um Michael „Lippe“ Schreiner konstruierten komödiantischen Episode haben, die nichts weiter als ultraflacher, mieser Sex-Klamauk aus den untersten Schubladen bundesdeutschen Humors ist. Fast wie ein Entschuldigungsversuch für das alles erscheint die letzte Episode, die eine monogame Beziehung zwischen Gleichaltrigen propagiert, deren verkrachte Eltern sie beinahe in den Selbstmord treiben. Hier wird auf die Tränendrüse gedrückt und sich um einen versöhnlichen Abschluss bemüht, letztlich erstickt der Beitrag aber in Belanglosigkeit.
Auch der dritte Teil der „Schulmädchen-Report“-Reihe sollte, nein, darf auf gar keinen Fall ernstgenommen werden, allein schon aufgrund all seiner fatalen Aussagen für pervers veranlagte Spießer. Auf diese Klientel wurde er jedoch augenscheinlich punktgenau zugeschnitten, weshalb mir das Lachen über dieses filmgewordene Armutszeugnis auch schon mal im Halse steckenblieb. Einmal mehr ein entlarvendes Zeitdokument nicht nur fragwürdigen, sondern indiskutablen Inhalts, das über weite Strecken als inhaltlich eindeutig dem Reich der schmutzigen Männerfantasie zuzuordnender Porno vermutlich akzeptabler wäre als in Form eines Softsex-Films im lachhaften Reportage-Stil, der seine Botschaften in aller Öffentlichkeit ins von der sexuellen Revolution verunsicherte Volk spritzen durfte und billigend in Kauf nahm, dass stumpfsinnige Nötiger, Grabscher und Missbrauchstäter sie für bare Münze nahmen. Meine drei Punkte gibt es für die natürliche Freizügigkeit der einen oder anderen Darstellerin, die damit tatsächlich noch so etwas wie einen ungezwungenen Umgang mit dem eigenen Körper vermitteln, dafür, dass Produzent Hartwig und Konsorten einmal mehr ein prima Beweisstück dafür liefern, was in der Vergangenheit offenbar in breiten Teilen gesellschaftlich akzeptierter Sexismus war und für die Verballhornung des CVJM, dem der Film letztlich natürlich nur deshalb seine Sexualfeindlichkeit ankreidet, weil er befürchtet, die Jugendlichen damit der männlichen Gier nach Sex mit naiven Minderjährigen zu entziehen.