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Was passiert, wenn man am Rosenmontag verkatert aufwacht, die Reste eines Nudelsalates, der schon wieder lebt, in sich hineinstopft und die Freunde auch noch Dönergespräche führen? Bei Siggi zumindest reicht es nicht, den leckeren Salat oral in die Schüssel zurückzubefördern, denn irgendwie scheint er sich in einen Zombie zu verwandeln… Es war schon längst mal fällig, den amüsierwütigen Jecken auf dem unheimlich fröhlichen Rosenmontagszug eins auszuwischen und mit einem ganz anderen Genre zu mixen, dem modernen Zombiefilm aus Amateurhand. Als solche verkaufen sich die rheinischen Frohnaturen zumindest, wenn es an die billigen Goreszenen geht, die übrigens fast nie in sichtbaren Splatter umschlagen, sondern lediglich mit blutgefüllten Kondomen einiges rot einfärben. Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, legt es „Carne Vale“ nicht auf das blutrünstige Schockmoment an, sondern auf das komische Talent der Darsteller, die den vermurksten Karneval fast durchgehend leichtfüßig präsentieren. Das Ventil für den Alltag des übrigen Jahres („De Zug kütt“) droht demnach in Verrohung der Sitten zu verfallen, als wenn die Bürgerlichkeit mit Saufen und Ficken (hier schön mit Zombies persifliert) nicht schon genug Programm hätte, sind nun auch noch Untote mit ihrem Appetit auf Menschenfleisch unter ihnen. Die Stärke dieses amüsanten Kurzfilms sind die humorvollen Seitenhiebe auf die lachhaften, ausgelutschten und - nüchtern betrachtet - auch peinlichen Riten des Karnevals sowie die technische Umsetzung von dem Regieduo, denen man eine beachtliche Semiprofessionalität im Newcomerbereich attestieren kann. Kamera, Schnitt und Beleuchtung sind einfach meilenweit entfernt von dem, was Amateure in ihrer Unwissenheit oftmals versemmeln und fehlt doch mal der Weißabgleich, dann tröstet im nächsten Moment der erheiternde Zwist zwischen Mainzern und Wiesbadenern. „Carne Vale“ ist eine Horrorkomödie, die Spaß machen soll und sicher einige Freunde finden wird, nicht nur unter den Karnevalshassern.

Fazit: Die Inflation von Zombiekomödien reißt nicht ab und mischt sich mit einer komischen Studie des deutschen Freudenfestes aller Spießer. Witzig. 6/10 Punkten

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