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David Lynchs berühmtester und ergreifenster Film zeigt wie grausam unsere Gesellschaft doch zu sich selbst sein kann. Mit Starbesetzung ausgestattet, schafft es Kunstfilmer Lynch die Lebensgeschichte von John Merrick in ausdrucksstarken Bildern wiederzugeben. Ein Meisterwerk, das seinesgleichen sucht.

London (1884); Der Arzt Frederick Treeves (Sir Anthony Hopkins) geht auf einem Jahrmarkt spazieren. Dort versucht er sich eine Freakshow anzusehen. Diese wird aber bei seinem Erscheinen sofort abgesagt. Wissensbegierig will er aber das Geschöpf, das Elephant Man heisst sehen. Durch Geld bekommt er den von Leben gezeichneten John Merrick zu Gesicht, welcher seit seiner Geburt deformiert ist, da seine Mutter vor seiner Geburt von einem Elefanten angegriffen wurde (daher der Name). Aus Mitleid nimmt Treeves den kranken John mit in sein Krankenhaus um ihm einem annehmbaren Lebensstandard zu ermöglichen, den ihm sein voriger Besitzer nicht geben wollte (dieser hat ihn all die Jahre zur Show gestellt um sich an ihm dumm und dämlich zu verdienen und hat ihn wie Dreck behandelt). Im Krankenhaus wird er wie ein Mensch behandelt und es stellt sich heraus, dass er Lesen, Schreiben und sogar Sprechen kann. Er findet Freunde, die über sein Aussehen hinwegsehen und in ihm den Menschen erkennen. Zum ersten Mal ist er glücklich in seinem Leben. Da entführt ihn sein alter Besitzer und er kommt wieder in die Gosse. Aber sein fast schon vorbestimmtes Schicksal wird dennocheinmal verändert.

Es fällt schon ziemlich schwer in den Credits unter der Rubrick Regie den Namen David Lynch zu lesen, denn wer David Lynchs andere Arbeiten kennt, weiß, dass dieser eigentlich ein Kunstfilmemacher ist und kein Dramaerzähler. Blue Velvet, Wild At Heart, Lost Highway und vor allem Eraserhead sind Filme, die sich inhaltlich absolut von einem Film wie The Elephant Man unterscheiden, aber was die Inszenierung betrifft erinnern einige Sequenzen schon sehr stark an solche Filme wie Eraserhead (z. B. Johns Alptraumszene). The Elephant Man ist neben dem Science Fictionfilm Dune oder der Detektivstory Blue Velvet der einzige in sich logische Film von David Lynch. Der Film ist vor allem für seine Zeit ziemlich altmodisch gemacht. Das Schwarzweiß und einige Kamerapositionen erscheinen doch schon sehr klassisch gemacht. Der Schwarzweißton verstärkt den Eindruck des Films außerdem sehr stark. Es ist schon ziemlich schwer sich diese Geschichte in Farben vorzustellen, da diese Charaktere hier in einem Frabfilm sehr schlecht aufgehoben wären. Den Schauspielern kann man hier eigentlich nichts Negatives entgegenbringen. Sie alle machen ihre Sache tadellos und wen man hier besonders loben muss, ist John Hurt, welcher den Elephant Man mit einer grandiosen Performance spielt und seiner Figur trotz der Maske all diese Emotionen einflößt. Man nimmt ihm den gequälten John Merrick tatsächlich ab. Anthony Hopkins spielt hier ebenfalls schon sehr oscarreif. Man muss vor allem bedenken, dass dieser Film vor seinem großen Durchbruch Das Schweigen der Lämmer gedreht wurde. Er beweist einmal mehr, dass er ein guter Schauspieler ist. Der Rest der Besetzung ist ebenfalls sehr gut. Den Schurken möchte man am liebsten in ihre Hintern treten und den guten will man am liebsten auf die Schulter klopfen. Ein echter Klassiker des modernen Kinos. Nach diesem Machwerk hat es leider keine solchen Filme mehr gegeben. The Elephant Man scheint der finale Film einer vergangenen Ära von Filmen zu sein. Altmodisch, traurig, kritisch und doch irgendwie wundervoll. David Lynchs großer Durchbruch kam erst Anfang der Neunziger, wo er mit der TV- Serie Twin Peaks einen echt großen Hit landete. Dabei kommt Twin Peaks aber nicht im Entferntesten an die Qualität dieses Films heran.

Fazit: Unbeachteter Filmklassiker, dem wie anfangs seine Hauptfigur von der Allgemeinheit, bis heute der Film selbst behandelt wird. Ich werde diesen Film jedenfalls ehren, so wie er es verdient.

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