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Innovation statt Stagnation ist hier die Devise! So wirklich weiterentwickelt hat sich der Zombiefilm nämlich nun nicht; gerade der Untergrund bedient sich immer wieder gerne der Thematik um die lebenden und nach Leben gierenden Leichen - dass die meisten dieser Beiträge daher nicht viel mehr als Blut & Eingeweide bieten ist bekannt. Auch wenn kleinere Produktionen sich weniger in ihrer Gewaltdarstellung zurückhalten, z.B. in Dead Men Walking detailliert gezeigt wird wie Kinder zerrupft werden, es sind doch letztendlich immer nur die gleichen Abfolgen von Mord & Totschlag, ohne meist einer echten geschichtlichen Entwicklung zu folgen. City of Rott, ebenfalls ein NoNameFilm, bricht diese Schemata nicht wirklich, doch hievt die Zombiethematik in eine darstellerische Ebene, die in solch einer expressionistischen Exzessivität bisher nur in japanischen Produktionen zur Schau kam: In die Ebene der gezeichneten Bilder, des Zeichentrickfilms.

Wir werden gleich zu Anfang schon ins kalte Wasser geworfen, eine Vorgeschichte gibt es nicht. Die Erde ist von Zombies bevölkert, über das Trinkwasser sind wurmähnliche Parasiten in die Gehirne der Menschen eingedrungen und haben sie mit einem Virus infiziert, der die Lebenden zu lebenden Toten macht. Also eine Grundthematik wie aus dem Lehrbuch für solche Produktionen, sicherlich nicht besonders innovativ. Aber Schwamm drüber, letztendlich ist es immer - leicht variiert - das gleiche, macht aber dennoch jedes Mal aufs neue Spaß. Der Hauptprotagonist ist mit eine der coolsten Figuren die je in einem solchen Film untergebracht wurden. Fred heißt sie, ist ein demenzkranker Rentner, der nur mit seiner Gehhilfe “bewaffnet” durch die Stadt zieht um ein paar Schuhe zu finden! Geil. Der auf Socken laufende Alte trifft auf seiner Odyssee durch die von Zombies bevölkerte Stadt auf allerlei Figuren wie einer infizierten Krankenschwester oder einen bulligen Einzelkämpfer, mit denen er - zumindest zeitweise - den Kampf gegen die Verwesten aufnimmt…

Wahnsinn, ich habe schon lange nicht mehr so einen stylischen Zeichentrickfilm gesehen wie City of Rott. Wie gesagt gibt die Geschichte nicht viel her, eigentlich begleitet man die ganze Zeit Fred nach seiner Latschensuche. Diese gestaltet sich aber dabei so lustig und temporeich, das man über das Manko einer nicht wirklich sich entwickelten Handlung gerne rüber hinwegsieht. Zu liebevoll charakterisiert die Person des Fred, zu putzig anzusehen wenn der Rentner mit seiner Gehhilfe im Schritttempo vor den Scharen der nicht minder schnellen Angreifer flüchtet, später auf Skateboard(!) oder Motorrad seine Reise weiterführt oder einfach nur - weil es eben kaum agierende Personen gibt - auf Grund seiner Senilität mit seinen lahmen Füssen oder der Gehhilfe kommuniziert.

Das die Last hier weniger auf Dialogen denn expliziten Gewaltexzessen liegt ebenfalls zu “verschmerzen”. Wo sonst bekommt man solch einen gnadenlosen Blutfluss zu sehen wie hier? Es wird um einiges mehr gesudelt als wie in allen Romero Zombiefilmen zusammen; pausenlos werden hier Köpfe in jeder denkbaren Art und Weise zerschossen, abgeschossen, abgerissen, Körper auseinander genommen, Eingeweide und Hirnmasse verschlungen, etc. . Da alles nur gezeichnet ist, mildern sich die Effekte etwas ab, sind dennoch überaus hart anzusehen. Werden anfänglich meist nur Zombies geschnetzelt, so dreht der Film in seiner letzten halbe Stunde noch mal voll auf, führt eine Vielzahl von Personen ein, um sie nur einen Moment später in ihren Einzelteilen zu präsentieren…

Das ganze gestaltet sich dann etwas monoton, geht City of Rott doch etwas von seiner darstellernahen Erzählweise weg. Das ist das einzige was ich etwas bemängele; ansonsten macht das Ding einfach nur Laune. Unzählige Querverweise auf andere Zombie- und Horrorfilme stecken im Detail, man sieht z.B. die “Reitenden Leichen” in den Massen, ein Shop bewirbt Kettensägen aus Texas oder auch die Krankenschwester kommt einem bekannt vor. Regisseur Frank Sudol spickt sein Werk nur so mit Genrezitaten, sicherlich ist mehrmaligen Anschauen Pflicht, will man alle Details erfassen. Aber das tut man eh, hebt sich der Streifen doch allein schon wegen seiner originellen Idee von sonstigen Machwerken ab.

Für ein Ein-Mann-Projekt ist City of Rott um es auf den Punkt zu bringen …. GRANDIOS. Frank Sudol hat wirklich ALLES an dem Film gemacht - nicht schlecht. Sein Stil zu zeichnen gefällt, wenn man auch keine grafischen Meisterleistungen erwarten darf. Alles per Hand gezeichnet - die Hintergründe meist unbewegt, aber dafür sehr detailliert, die Personen liebevoll animiert und die Zombies schön vermodert aussehend. Der gesamte Look ist relativ trist und marode und vermittelt einem sehr schön das Gefühl sich einem apokalyptischen Szenario zu befinden. Zusammen mit dem pulsierenden Industrialsound wird eine dichte Atmosphäre geschaffen, die selbst bei größeren Produktionen nicht immer Gang und Gebe ist.

Fazit: Absolutes Pflichtprogramm für jeden Zombiefan!!! [Diese mögen sich aber bitte vorher den Trailer anschauen, der Zeichenstil ist doch arge Geschmackssache.]

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