Mit First Love hat Schell einen wunderschönen allerdings auch äußerst schwermütigen Film, basierend auf einer Novelle von Turgenev, geschaffen. In großartigen Landschaften, offenbar überwiegend in Naturlicht (wir Kinskis „Paganini") gedreht, erzählt er die Liebesgeschichte von Sinaida und Alexander. Sinaida ist der letzte Nachkomme einer zum Untergang verurteilten russischen Adelsfamilie, stets umgeben von ihr hörigen Männern, welche sie allerdings verachtet und demütigt. Alexander, unsterblich in sie verliebt, gelingt es scheinbar tiefere Gefühle zu wecken, bis er eines Tages die bittere Wahrheit erfährt: Auch sein Vater hat eine Liaison mit Sinaida.
Schell schlägt, wie so häufig, einen sehr poetischen Weg ein. Sein Film ist eine Mischung aus Bildern, die direkt einem Traum entsprungen sein könnten und der leisen poetischen Sprache der Protagonisten, allen voran die Off-Kommentare des jungen Alexander. Der Film ist von langsamem Tempo und lässt großartige Spannungsbögen vermissen. Wie bereits erwähnt besitzt er eine wunderschöne Bildsprache, ist aber schwermütig und erfordert vom Zuschauer, trotz gerade einmal 85 Minuten Laufzeit, eine gute Portion Geduld.
Rückblickend waren es vielleicht die längsten anderthalb Stunden die ich beim Film erlebt habe. Es hat sich aber gelohnt und daher empfehle ich jedem Cineasten sich auf dieses anspruchsvolle Meisterwerk einzulassen.
Ein guter Film, der leider etwas an Spannung vermissen lässt, aber auf seine ganz eigene Art und Weise zu fesseln weiß. Daher gebe ich dem Film 8/10 Punkten.
Für dieses Review lag mir die Maximilian Schell Jubiläums Edition von Euro Video vor. Auf zwei DVDs finden sich hier vier der gerade mal sechs Regiearbeiten Schells. Extras lässt diese „Jubiläums Edition" schmerzlich vermissen. Ich denke man kann jedoch froh sein, dass die Filme überhaupt ihren Weg auf DVD gefunden haben. Wer sich für Schell interessiert kommt an dieser Veröffentlichung nicht vorbei.