Review

„Geschichten aus der Gruft“ lief gut für sein fünfköpfiges Produzentengespann, weshalb man sich an einer weiteren Anthologieserie mit erweitertem Themengebiet abseits des Horrorgenres versuchte. Nachdem „Two-Fisted Tales“ allerdings keinen Abnehmer fand, schnitt einerseits aus den vorhandenen Episoden einen Film zusammen, andrerseits verbriet man die Stories in „Geschichten aus der Gruft“, obwohl diese thematisch nicht direkt Horrorgeschichten sind. Anstelle des Cryptkeeper führt hier nun Mr. Rush (William Sadler) durch die Geschichten, der allerdings ähnlich durchgeknallt wie der Kumpel als Gruft ist, allerdings nicht ganz so scharfzüngige Dialoge in den Mund gelegt bekommt. William Sadler, Hauptdarsteller der Pilotfolge von „Geschichten aus der Gruft“ macht das noch das Beste aus dem wenig dankbaren Material, kann aber kaum verhehlen, dass Mr. Rush ein plumpes Imitat der Cryptkeeper-Kultfigur ist.

Die erste Episode, „Showdown“, handelt von dem Revolverhelden Tom McMurdo, der immer wieder diejenigen trifft, die er in seinen vielen Feuergefechten erschossen hat. Als übersinnlicher Western ist das in durchaus starke Bilder gepackt, doch die Pointe der von Richard Donner inszenierten Story ist reichlich absehbar und so zieht sich die Geschichte ein wenig, bis auch McMurdo auf den Trichter kommt, was gerade passiert bzw. passiert ist. Neben ein paar knalligen Shoot-Outs kann „Showdown“ allerdings mit einem gut aufgelegten David Morse in einer tragenden Rolle aufwarten, der gut dagegen anspielt, dass inhaltlich nicht so viel los ist in dieser Geschichte. Morse‘ Darbietung ist sogar eingängiger als die des ebenfalls recht gut aufgelegten Hauptdarstellers Neil Giuntoli.

Schlechter sieht es dann bei „King of the Road“ aus, in dem Sheriff Garrett (Raymond J. Barry) von dem Draufgänger Billy (Brad Pitt) zu Straßenrennen aufgefordert wird, die mit der Vergangenheit des Sheriffs zu tun haben scheinen. Mystische Elemente werden angedeutet, aber schnell fallen gelassen, die Auflösung ist recht flau und auch sonst die eher brave Regie von Tom Holland hier wenige Einfälle. Die Zuspitzung auf die Konfrontation entwickelt wenig Sogkraft, auch wenn Raymond J. Barry als Gesetzesmann mit dunkler Vergangenheit ein wenig Gravitas mitbringt. Leider ist es der spätere Star Brad Pitt, der hier schwach abschneidet: Im überkandidelten Overacting-Modus geht seiner Figur leider das Bedrohliche, das Unheimliche verloren, was nicht unbedingt hilfreich angesichts des mäßigen Scripts ist.

Die dritte Story, „Yellow“, ist nicht nur die längste, sondern auch die Beste. Sie dreht sich um Lieutenant Martin Kalthrob, der ein ziemlicher Feigling ist, in seiner Angst das Leben der eigenen Leute aufs Spiel setzt und vors Kriegsgericht kommt. Angeklagt von niemand anderen als seinem Vater, einem General. In dieser von Robert Zemeckis inszenierten Geschichte liegt der Clou unter anderem in der Besetzung: Nicht nur sind Eric Douglas und Kirk Douglas wie in der Geschichte auch im realen Leben Vater und Sohn, zudem spielte Kirk Douglas die Hauptrolle in „Wege zum Ruhm“, der fast das gleiche Thema verhandelte. Hier ist das Ganze, trotz einiger aufwändiger Frontszenen, kein Traktat über die Mechanismen des Krieges, sondern auch auf eine (recht witzige) Pointe getrimmt, so wie auch die anderen Episoden und „Geschichten aus der Gruft“ allgemein. Neben Vater und Sohn Douglas ragt vor allem Lance Henriksen als hartes Frontschwein heraus, Dan Aykroyd hält sein bekanntes Gesicht mit weniger Nachhall in die Kamera, aber dramaturgisch funktioniert diese Geschichte am besten und überzeugt mit netten, nicht allzu vorhersehbaren Wendungen. Das Fernsehformat kann auch „Yellow“ nicht verleugnen, überragend ist die Geschichte auch nicht, aber ein verhältnismäßig aufwändiger und recht runder Kurzkrimi mit guten Darstellern ist Robert Zemeckis hiermit dennoch gelungen.

So schwankt „Two-Fisted Tales“ qualitativ etwas, zumal man die Storys auch bei den „Geschichten aus der Gruft“ sehen kann. Hier sind weder die besten noch die schlechtesten Vertreter ihrer Zunft zu sehen (vielleicht aber immerhin die teuersten), was dem Zuschauer ein durchwachsenes, insgesamt eher durchschnittliches Sehvergnügen bereitet. Das neue Material zwischen den Episoden ist dann leider auch kaum der Rede wert – kein Vergleich zum Cryptkeeper.

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