Review

Am interessantesten an dieser Dokumentation von Andreas Geiger ist die Frage, was er uns mit seinem Werk sagen will.
"Nuclear Blast", in Metal-Kreisen ebenso bekannt wie mittlerweile umstritten, ist ein unabhängiges "Platten"-Label, das mit zunehmender Zeit immer mehr in die Kritik geraten ist, die o.g. Musikrichtung zu verkommerzialisieren, was von vielen Fans negativ gesehen wird. Mit zunehmenden Charterfolgen diverser Bands ging für etliche eingefleischte Metaller das Besondere dieser Musik verloren, wurden Musik und Texte zunehmend mainstreamig.
Dieser Aspekt, den man dokumentarisch sicher kritisch und von vielen Seiten hätte beleuchten können, findet in der vorliegenden Dokumentation leider keinerlei Niederschlag, vielmehr scheint der Regisseur eine Art Gratwanderung zu versuchen.
Einerseits werden die Andersartigkeit und das Besondere der Musik und der Metalheads herauszustellen versucht, gleichzeitig jedoch wird dem Zuschauer immer wieder vor Augen geführt, welch "normales" Leben doch die vermeintlich Ausgeflippten führen. Andererseits scheint Geiger zeigen zu wollen, daß auch in jedem letzten Dorfbewohner Donzdorfs, der Heimat von Nuclear Blast, ein heimlicher Metalhead steckt und die Anhänger dieser Musikrichtung gar nicht so viel anders und abgedrehter sind als alle anderen Menschen. Da kommt der moderne Pfarrer zu Wort, der sich nicht ganz entscheiden kann, ob er sich dem vermeintlichen Teufelszeug nähern und es sogar gutheißen soll, ebenso wie der Bauer von nebenan, der plötzlich findet, daß er sich in keine Konventionen pressen lassen möchte und lieber die Zeit im Stall verbringt, als sich einen Schlips um den Hals hängen zu lassen und im Anzug auf eine Feier zu gehen.
Leider bleibt Geiger mit seinen Bildern und Interviews so extrem dicht an der Oberfläche, daß sich mein oben genannter Eindruck kaum wirklich greifen läßt. Bis zum Ende habe ich mich gefragt, was die Intention und Aussage dieser Doku sein sollte.
Informativ sicher die Entstehungsgeschichte des Labels an sich, nette Musikeinlagen (für den, ders mag) und einige wenige interessante Hintergrundinformationen machten die eine Stunde Sendezeit erträglich.
Was sich Geiger allerdings bei den minutenlangen (insgesamt) Einblendungen des durch die Provinz bretternden Porsches des Firmenchefs Markus Staiger sowie dessen mehr als amüsanten Besuchen seiner persönlichen Yoga-Trainerin gedacht hat, blieb mir bis heute verborgen. Sollte dies die "Normalität" der vermeintlich durchgedrehten Anhänger des Metal zeigen?
Diese und noch viele andere Fragen, die diese nicht gelungene Dokumentation aufgeworfen hat, werden wohl ewig unbeantwortet bleiben.

Was ebenso bleibt, sind Erinnerungen an eigene Festival-Teilnahmen und die wahren Worte mancher der Beteiligten, daß ein Metal-Fan wohl auch in zwanzig Jahren noch diese Musik hören wird. Und so kam bei mir als Metal-Fan ein etwas nostalgisches Gefühl auf, zumal die Gründung des Labels etwa in die Zeit fällt, in der ich selbst diese Musikrichtung für mich entdeckt habe.
Ansonsten kam aber nicht wirklich viel rüber, was schade ist, denn wie oben erwähnt, wäre aus der Materie an sich bestimmt einiges herauszuholen gewesen. Dazu allerdings hätte der Regisseur einen deutlich anderen Blickwinkel einnehmen müssen.

Fazit: Muß man nicht gesehen haben!

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