Review

Hier hatte Wes Craven mal wieder seine Finger im Spiel, indem er teilweise das Drehbuch verfasste. Wahrscheinlich benötigte er nur solange dafür, bis seine Fritten in der Mikrowelle aufgewärmt waren, - entsprechend schmeckt der Film auch.

Es bietet sich ja immer wieder an, Asia-Horror zu amerikanisieren und manchmal machen solche Remakes ja sogar Spaß.
Zudem haben wir alle Angst vor Viren, ob nun Erkältung oder lahm gelegter PC.
Aber eine so hauchdünne Story über Geistererscheinungen aus dem Internet dahinzuklatschen, bedarf schon einer besonderen Schlichtheit.

Was da so genau vor sich geht, versteht der Zuschauer ohnehin bis zum Ende nicht so ganz. Auf jeden Fall erhängt sich Student Josh irgendwann, nachdem ein Geist ihm Energie geraubt hat. Freundin Mattie (Kristen Bell) ist ein wenig schockiert, sämtlichen Freunden ergeht es im Anschluss genauso: Sie sehen auf einem Bildschirm „Do you wanna see a ghost?“ und kurz darauf gibt es erst Blutergüsse und dann der Zerfall in 1000 Einzelmoleküle.
Mattie und so ein Typ, der Joshs PC postum erstanden hat, forschen nach.

Das Drehbuch taugt schon mal nicht viel, aber Regisseur Sonzero bringt mit seiner faden Inszenierung auch nicht gerade Innovationen zum Gruseln. Hier und da mal ein paar Schräbbelgeräusche, kalkweiße Geistertypen, gerne auch mal einen Kahlkopf, wahlweise mit mehreren Armen, der den Mund ganz schön weit aufreißt.
Alles sehr finster gehalten, zunächst mit blassen Farben und Blaufilter, später annähernd Schwarz Weiß.

Nur, das Geschehen packt von Beginn an fast gar nicht, schlimmer noch, man muss einfach alles so hinnehmen, da die einzige Erklärung für den Spuk lautet:“ SIE saugen deinen Lebenswillen aus“.
Wer SIE sind, wird nicht in Ansätzen hinterfragt, warum sie da sind, welches Ziel sie verfolgen, was sie mit der entzogenen Energie anfangen, - nichts wird erklärt.
Die Erscheinungen kommen durchs Internet, durchs Handy, PDA und sonst noch was, treiben Leute zum Selbstmord und sollen den Zuschauer erschrecken, was überhaupt nicht funktioniert.

Denn zu der blassen und komplett austauschbaren Hauptfigur bekommt man keinen Zugang, ihr späterer Helfer bleibt genauso unscheinbar.
Zwar können gegen Ende noch ein paar Sets punkten, die ein wenig Endzweit-Stimmung vermitteln (weil mittlerweile fast die komplette Menschheit durch das Virus ausgelöscht wurde), aber das rettet nur wenig vom negativen Gesamteindruck.
Ob da noch ein brennendes Flugzeug in ein Gebäude kracht oder die greifenden Arme, die das Cover zieren, ganz ansprechend ins Bild gerückt wurden, - hilft alles nichts mehr viel.

Der Stoff wurde oberflächlich aus der Luft gegriffen, ohne Zusammenhang vorgesetzt und der Zuschauer muss es ausbaden.
Pixelige Webcamaufnahmen, zwei Gespräche mit einem Schulpsychologen, Spuk im Waschraum, Spuk auf der Uni-Toilette, Spuk in einem Keller.
Mal sehr hektisch und grell geschnitten, mal einfach nur draufgehalten, ohne Gespür für Spannungsaufbau und Dramatik.
Dazu schlecht animierte Internetzombies (vor allem der, der sich gegen Ende am Auto der Helden festhalten will), durch und durch schwache Darsteller und eine Geschichte, die insgesamt kaum unglaubwürdiger ausfallen könnte, schlimmer noch, mit dem offenem Ende deutet sich bereits eine Fortsetzung an.

Keine Frage, aus den Gefahren, die das weltweite Kommunikationsnetz bietet, ließe sich durchaus ein passabler Angstmacher bereiten, aber dieser unausgegorene Quatsch verspielt leider nahezu sämtliche Möglichkeiten.
Die Gefahr ist nie greifbar, Internetviren verkommen zu einer lächerlichen Erscheinung und nur ein paar nett eingefangene Düster-Sets retten „Pulse“ vor dem totalen Reinfall.
Craven sollte seine Fritten besser im Backofen zubereiten und Leute Regie führen lassen, die nicht darauf aus sind, einen überlangen Industrial Rock Clip zu fabrizieren.
Knapp
3 von 10

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