Review

Die Ankündigung des Remakes, eines meiner meiner absoluten Lieblingsfilme nahm ich damals mit Spott und Gelächter auf. Kann nur schiefgehen, lächerlich, Totgeburt waren damals meine Gedanken, als die ersten Details zum Cast und zum Regisseur durchsickerten fühlte ich mich in meiner präemtiven Aburteilung bestätigt. So überflog ich dann auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge die teils vernichten Reviews im Netz. Aber als Filmfreund und Hobbykritiker kam ich dennoch nicht herum mir Pulse anzutun. Nun gut ,der Abspann ist durchgeflimmert und ich bin mir nicht ganz sicher, was ich vom gerade gesehenen halten soll.

Natürlich bin ich mit dem Vorwand an die Sache herangegangem, den Film zu hassen, eine unötige aufs hirntote amerikanische Publikum zugeschnittene, überinszenierte Horrorshow, voller unfähiger Darsteller und mit uninspirirter Inszenierug dahingeklatscht wollte ich sehen. Hab ich das? Wenn man einigen anderen Reviews hier glauben mag, müsste ich genau das gesehen haben, doch um ehrlich zu sein, auch auf die Gefahr hin meine Glaubwürdigkeit als Kritiker völlig zu verspielen, fand ich den Film gar nicht mal schlecht. Ich kann meine Finger gar nicht dazu bringen das Wort, welches mit g anfängt auf t endet und irgendwo ein u beinhaltet zu tippen, wenngleich es mir im Kopf herumschwirrt.

Zur möglichen Erklärung (nein Alkohol und/oder Drogen waren nicht im Spiel) muss ich etwas ausholen und ein paar Worte zum Original verlieren. Es gibt wenige Filme, die mich derartig vom Hocker gehauen haben wie Kiyoshi Kurosawa's Kairo, ein Film der ausschließlich auf Wirkung abzielt und diese Wirkung beim Zuschauer erreicht. Nicht wirklich ein gelungenen Gruselfilm, schon gar kein besonders gut strukturierter, aber selten konnte ich so dermaßen in die Stimmung eines Filmes eintauchen wie hier, so eine gnadenlos pessimistische depressive und gleichzeitig zu tiefst unheimliche Ausstrahlung muss man erst mal hinbekommen.
Falscher Film, hier gehts um das Review des Remakes, also wieso erzähl ich das. Nun ich unterstelle Regisseur Sonzero und Autor Craven zumindest einmal diese Stärke des Originals erkannt zu haben und so gut wie möglich in die US-Version retten zu wollen. Gar nicht mal erfolglos. Die Story mag, natürlich Quark sein, die fehlenden Erklärungen zum Wieso und Weshalb darf man zu Recht bemängeln, aber wozu? Es geht in dieser Geschichte nicht um die Geister sondern um die Vereinsamung des Individuums im Zeitalter der allgegenwärtigen Kommunikation. Nicht mit einem Knall sondern mit einem Wimmern geht die Welt zugrunde, die Apocalypse beginnt schleichend und keiner merkt es. Diesen Plot übertrug das Original wie ein Schlag in den Magen an den Zuschauer und die Message findet auch hier ihr ihren Empfänger, sagen wir mal, im Vergleich der Relationen, in Form einer Backpfeife. Visuall, nicht gerade frisch, aber immerhin wirksam umgesetzt durch unmengen an Farbfiltern und einer immer lehrer werdenden Welt. Wenn ich die unheimlichste Szene benennen müsste, wäre es jene, in der Protagonistin Mattie in einem fast leeren Hörsaal sitzt und sich wundert, wohin denn alle verschwunden sind. Bis zu diesem Moment war ich noch recht zuversichtlich den Film wie geplant hassen zu können, aber dann hat mich dieses bitterböse Endzeitszenario doch wieder mitgerissen, allen Stolpersteinen in der Inszenierung zum Trotz.

Und von diesen gibt es einige, angefangen von dem viel zu exzessivem Auftreten der Geister, die irgendwann nicht mehr unheimlich sondern nur noch ermüdend sind, den uninspirierten und vorhersehbaren Jump-Scares und den auch viel zu selbstverspielten Kamera und Editing-Schnickschnack. Die Sets sind allerdings wunderbar düster geraten und stehen dem Original in nichts nach, allerdings verlieren diese, zumindest im Auge des europäischen Betrachters, nicht zu knapp an Glaubwürdigkeit. In Japan mögen Studenten in solchen Massenmörderzufluchtunterkünften hausen, in Amerika, no way. Die Darsteller, schlagen sich durch die Bank weg tapfer, klar die Figuren sind uninteressant, klischeehaft und haben auch nicht wirklich viel an gelungenem Dialog um sich zu profilieren. Wobei die Farblosigkeit der Figuren meiner Meinung nach durchaus explizit beabsichtigt und für das Szenario fast schon relevant ist.
Die interessanteste Frage, die zu beantworten ich noch nicht im Stande bin ist folgende: was würde ich von dem Film halten, würde ich Kairo nicht bewundern oder gar kennen. Wäre Pulse dann ein völlig wirrer uninspirierter, belangloser amerikanischer Geisterfilm, hat erquasi nur die positiven Erinnerungen, die ich an das Original habe wieder aufgewärm? Möglich...

Fazit: Ja, Pulse stellt eine deutlich amerikanisierte Version des genialen japanischen Originals aus dem Jahre 2001 dar. Allerdings nicht so konsequent durchamerikanisiert, dass er das Grundkonzept bis zur Unkenntlichkeit aufweicht. Wer in seinem Gruselfilm nicht immer unbedingt alles haargenau erklärt braucht und wem die Stimmung eines Filmes wichtiger ist als Dialoge, Logik und Story, der kann mit Pulse durchaus glücklich werden. Letzendlich ist es immer noch ein mulmiges angenehm bedrückendes Endzeitszenario, voller düsterer Bilder und pessimistischer Gedanken. Trivialisiert, etwas überfrachtet, aber durchaus... meinetwegen, dann schreib ichs halt: (gewissermaßen) gelungen.

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