Review

Not as bad as you are forced to believe

„Juon -The Grudge“, „The Ring“, „Infernal Affairs“, “Siworae", “Dark Water” und jetzt “Kairo” haben es schon hinter sich. “Shutter”, “Old Boy” und "Bangkok Dangerous”, um nur einige von vielen zu nennen, scharren schon in den Startlöchern. Die Rede ist natürlich von asiatischen Filmen, denen die zweifelhafte Ehre zu Teil wird beziehungsweise geworden ist, für den amerikanischen Markt, ob der Einfallslosigkeit der dortigen Studiobosse, geremaket zu werden.
Doch wie „The Departed“, das Remake des ersten Teils der „Infernal Affairs Trilogie“ anschaulich bewiesen hat, müssen nicht alle diese Neuverfilmungen zwingend schlecht und uninspiriert sein, sondern können dem Thema durchaus noch einige frische Ideen hinzufügen. Trotzdem sind vor allem jene Remakes, die japanische Mythen und ringähnliche Geister in den Mittelpunkt stellen, dank sich ständig wiederholender Geschichten, ewig gleicher Charaktere und exakt dem selben Spannungsaufbau, langsam nicht mehr zu ertragen.

"Pulse", das Remake des schon zuvor genannten Films „Kairo“, dreht sich, obwohl es sich auch hier um eine Geistergeschichte handelt, ausnahmsweise einmal nicht um ein dünnes, im Gesicht weiß bemaltes, Mädchen, das in überwältigender Geschwindigkeit durch diverse Gänge schleicht, meistens ein paar andere Gespensterfreunde (vorzugsweise Kinder, die komische Geräusche von sich geben) im Schlepptau hat und Leute, bevorzugt Jugendliche, aus nahe liegenden Gründen (Rache, Bosheit oder doch eventuell Langeweile) in den Wahnsinn oder den Tod treibt.

Stattdessen stehen im Streifen von Jim Sonzero, der auch mit dem für 2008 angekündigten „Hellrazer“ Remake in Verbindung gebracht wird, Tote, die durch eine gewisse Frequenz die Möglichkeit erhalten, via Handy und Computer, ins Reich der Lebenden zu gelangen, im Mittelpunkt.

Horroraltmeister Wes Craven, der anscheinend auf der vergeblichen Suche nach seiner früheren Form ist, hat das Originaldrehbuch von Kiyoshi Kurosawa mit Hilfe von Ray Wright (Drehbuchneuling) amerikanisiert.

Vorweg muss ich noch klarstellen, dass ich das japanische Original nicht gesehen habe und somit „Pulse“ nur allein stehend und ohne Bezug auf „Kairo“ beurteilen kann und werde.

Die College-Studentin Mattie Webber (Kristen Bell bekannt aus der TV Serie „Veronica Mars“) hat schon Tage lang nichts mehr von ihrem Freund Josh Ockmann (Jonathan Tucker aus „Hostage“ und dem „TCM“ Remake) gehört, macht sich Sorgen, verschafft sich, nach einer mysteriösen Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter, Einlass zu seinem verwahrlosten Apartment und muss, dort angekommen, miterleben wie sich Josh vor ihren Augen erhängt. Mattie und ihre Freunde, Isabell Fuentes (Christina Milian aus „Be Coo“l und „Torque“), Tim Steinberg (Samm Levine, der schon fast 40 verschiedene Serien, wie „Die wilden 70er“ und „Veronica Mars“ mit seiner Anwesenheit beehrt hat) und Stone (Rick Gonzales- „Old school“), stoßen einige Tage später im Internet auf eine, sich ständig wiederholende, Botschaft von Josh: Help me.
Zuerst vermuten sie Joshs Computer wäre noch online und sende eine alte Nachricht, doch Joshs PC ist inzwischen schon im Besitz von Dexter McCarthy (Ian Somerhalder, der Sunnyboy von „Lost“) und nicht einmal mit dem Internet verbunden.
Auf der Suche nach den Gründen von Joshs Selbstmord stoßen Mattie und Dexter auf grauenvolle Videos, Unmengen an verschlüsselten Daten und Hinweise auf eine Brücke zwischen der Welt der Toten und der Welt der Lebenden.

Die Grundidee von Pulse konnte mich durchaus überzeugen, auch wenn sie mich in vielerlei Hinsicht an das Buch „The Cell“ von Stephen King erinnert hat (bezeichnenderweise lautet der deutsche Titel des Romans ebenfalls Pulse).
Die Idee die Spukgestalten nicht wie üblich kalkweiß zu schminken und im Schneckentempo durch endlose Gänge zu schicken, sondern sie als futuristisch aussehende, aus dem nichts auftauchende, ehemals menschliche Wesen darzustellen, hat mich positiv überrascht. Somit gehören die Szenen, an denen die, sehr gut designten und auf bizarre Weise an die Kreaturen aus „The Descent“ erinnernden Wesen, beteiligt sind, zu den besten des Films.

Daraus, dass die Wesen mit Hilfe einiger Hacker und über eine der unzähligen offenen Frequenzen unserer technischen Geräte zu uns vorstoßen können, könnte man natürlich Kritik an der fortschreitenden Technisierung herauslesen, aber ich bin der Meinung, dass man dem Film damit zu viel Ehre zukommen lassen würde.
„Pulse“ ist und bleibt reines Unterhaltungskino.
Die Praktik Technikwahn mit Geistern zu verbinden ist in Japan jedoch schon seit geraumer Zeit weit verbreitet und hat in Filmen wie „The Call“ und eben „Kairo“ ihren Ausdruck gefunden.

Die Optik von „Pulse“ ist opulent und auf jeden Fall einen Blick wert und das Kreaturendesign mit den dazugehörigen Effekten ist auch state of the art.
Die Kamera kreist gerne und oft über der zerstörten und verwahrlosten Stadt und dem vereinsamten Campus, fängt aber auch kleinere Szenen, wie jene in der Mattie auf der Toilette Tür an Tür mit einem jener Wesen zubringt, die ihr Freund aus Versehen freigelassen hat, perfekt ein.
Die Kulissen sind extrem kalt und steril, was aber nur die angenehm verstörende und düstere Atmosphäre unterstreicht.

Die Darsteller sind absolutes Mittelmaß, aus dem lediglich Kristen Bell hervorsticht. Denn ganz abgesehen davon, was man von „Pulse“ halten mag ist es eine Freude die blonde Augenweide auf der Leinwand zu beobachten.

Wenn da nur nicht dieses extrem vorhersehbare Drehbuch und diese minderbemittelten Co-Darsteller wären hätte aus dem Film ein wirklich guter Horrorschocker werden können.
Das Drehbuch zeichnet sich nämlich nur durch einige Lücken, etliche Ungereimtheiten und unlogische Handlungsabläufe aus und die Nebendarsteller bewegen sich am schmalen Grad zwischen B- und C-Moviequalität.

Zu allem Überfluss hat Pulse noch ein lächerliches, um Erklärungen bemühtes, Ende parat. Man hätte sofort nach dem Viren Upload und dem Systemreboot einen Schlussstrich ziehen und den Endmonolog von Mattie im Off erklingen lassen sollen. Das hätte mehr Stimmung erzeugt, der Fantasie mehr Freiheiten erlaubt und dem Film einen besseren Eindruck verpasst.

Effekte, Schockszenen und die horrortypische Musikkulisse sind vom feinsten, auch wenn der gute Spannungsaufbau öfter am Höhepunkt, durch unpassende Szenenwechsel abgeschwächt wird.

Fazit:
Auf Grund der miesen Reviews von nahezu allen Amateur- und Profifilmkritikern auf der ganzen Welt, habe ich mich vor dem Genuss von „Pulse“ auf das Schlimmste (langweilige und grottenschlechte 90 Minuten) gefasst gemacht und wurde dennoch (oder gerade deswegen) überrascht.
Der Film ist nämlich bei weitem nicht so mies wie sein Ruf und im Endeffekt genau so, wie ich ihn mir auf Grund seines Trailers vorgestellt hatte.
Ein passabler Horrorfilm mit coolen Hightech - Geistern, Kristen Bell, semibegabten Teeniedarstellern, einer guten Grundidee, dummem Storyaufbau, einem stimmigen Tempo, düsterer Endzeit Atmosphäre, einigen Schockmomenten und einem schlechten, weil uneinfallsreichen Ende.

Alles in Allem ergibt das 90 Minuten, die ich durchaus schlechter verbringen hätte können.

P.S.: Der deutsche Untertitel (Du bist tot bevor du stirbst) wurde mit vollster Absicht in der gesamten Kritik unterschlagen.

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