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Seit einigen Jahren hat man sich in Hollywood entschlossen quasi jeden erfolgreichen japanischen Horrorfilm zu remaken und so war nach „Ring“, „The Gudge“ und „Dark Water“ 2006 dann „Kairo“ alias „Pulse“ an der Reihe.
Bereits die Auftaktszene macht klar, was man hier vorgesetzt bekommt: Ein Geisterhorrorremake, das penetrant Medien wie Handys oder Laptops abfilmt (wie originell), mit zahlreichen Reißschwenks Dynamik erzeugen will (der Wahnsinn, kam noch nie einer drauf) und grundsätzlich mit blaugrauen Filtern gegen zuviel Farbgebung ankämpft (ja da klatschen die Apachen). In der Auftaktszene wird zu diesen Stilmitteln also ein junger Mann von einem Geisterwesen angefallen, was jedoch angesichts altbackener Schockeffekte kaum gruselt.
Der vom Geist Angefallene hat jedoch eine besorgte Ex-Freundin, die Psychologiestudentin Mattie (Kristen Bell), die ihn aufsucht und zusehen muss wie er vor ihren Augen Selbstmord begeht. Macht auch nicht viel her, aber immerhin gibt sich „Pulse“ erfreulich lebensnah was die Darstellung des Studentenlebens angeht: Gemütliches, gemeinsames Abhängen zuhause oder in Kneipen und keine künstliche Welt andauernder Verbindungspartys.

Besagter Selbstmord ist jedoch nur Auftakt einer ganzen Welle an Suiziden, denn die bösen Geister sind frei und rauben ihren Opfern den Lebenswillen. Verzweifelt versuchen Mattie und ihre Freunde hinter das Geheimnis zu kommen...
Was jedoch hinter der ganzen Sache steckt, ist Zuschauerenttäuschung auf großer Ebene. Es sind halt böse Geister, die alles killen, was ihnen über den Weg läuft, nur schwammig reißt man ihre Herkunft an. Warum der moderne Geist auf Medien als Fortbewegungsmittel abfährt, hingegen erfährt gar nicht, ebenso wenig wie weit sich die Biester außerhalb eines technischen Gerätes bewegen können oder was die Selbstmordvideos sollen, welche die bösen Geister im Internet verbreiten.
Damit die Hauptpersonen (und die Zuschauer) am Ende fast genauso schlau sind wie am Anfang braucht „Pulse“ allerdings ewig: Die Minimalrecherchen dümpeln so vor sich hin, ein Bastler steht bald noch als potentielles Love Interest zur Verfügung, während der profilarme Freundeskreis der Heldin nach und nach den Geistern zum Opfer fällt – ebenso wie große Teile der Bevölkerung. Jedoch kann „Pulse“ dabei fast gar keine apokalyptische Stimmung aufbauen, da er sich zu sehr auf Mattie und ihr Umfeld konzentriert. Da helfen ein paar eingestreute Nachrichtenschnipsel auch nicht, um das wahre Ausmaß der Katastrophe zu illustrieren.

Erst im letzten Drittel kann „Pulse“ dann ein paar wirkliche spannende Momente verbuchen, wenn die Hauptpersonen sich dann mal aktiv der Bedrohung stellen müssen, während um sie herum so langsam vor die Hunde geht. Ein paar gute Schockeffekte bekommt der sonst kaum talentierte Regisseur gar hin (Stichwort Autocrash), dafür nervt das immerhin von Wes Craven geschriebene Drehbuch mit Logiklücken und Blödheiten, z.B. wenn die Heldin einfach nur regungslos vor der Serverwurzel des Übels steht anstatt schnellstmöglich den Virus gegen die Mediengeister hochzuladen – was den Übelwichten natürlich noch eine Chance gibt. Auch das offene Ende mag zwar eine Absage an die Konventionen sein, wirkt in seiner Umsetzung aber nur unentschlossen und unbefriedigend.
Kristen Bell spielt dazu auch leider unter ihrem gewohnten Niveau, wenngleich sie immer noch solide Arbeit abliefert. Jedoch wirkt es einfach nicht so als habe sie mehr als das übliche Scream Queen Programm abziehen wollen. Dazu kommen noch Christina Milian, die einmal mehr beweist, dass sie definitiv nicht für eine höhere Schauspielkarriere qualifiziert ist, sowie diverse, meist unbekannte Nebendarsteller, die auch nicht mehr als Routinearbeit abliefern.

Sowohl Regie als auch Drehbuch liefern bei „Pulse“ nur Standards ab, die dem allgemeinen Geisterhorrortrend hinterher hecheln. Da helfen auch einige spannende Passagen im letzten Drittel und ein erfreulich natürliches Porträt des Studentenlebens kaum: „Pulse“ ist einfach zu lahm und zu undurchdacht, um wirklich interessant zu sein.

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