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Winter 1944: Eine Gruppe versprengter deutscher Waffen-SS Soldaten flüchtet sich in den verschneiten Tiefen der Ukraine vor dem sich nähernden Feind in ein Landhaus. Sie wähnen die Bewohner im Zuge ihres Heranahens auf der Flucht, denn der Herd ist noch warm; doch fällt einem der Männer in der folgenden Nacht ein, dass vor den Eingängen des Hauses keine Spuren im Schnee zu finden waren. Das kann nur bedeuten, dass die Bewohner noch im Haus sind. Und das sind sie auch - in der nächsten Sekunde erfahren sie, dass es sich beim Vampirismus nicht um einen Mythos handelt, sondern wie real der Horror des Krieges plötzlich einem ganz anderen Schrecken weichen kann. Auch ihr todesmutiges Ringen mit dem unbekannten, infektiösen, beißenden Feind nützt ihnen nichts.

Schnitt.
Schweden, heute: Es ist Winter und damit vierzig Tage Nacht. Eine ideale Wetterlage für die heliophobe Plage der Menschheit. Und tatsächlich verschwinden auf den Straßen der Großstadt Menschen: Ein denkbar schlechter Zeitpunkt für Mutter und jugendliche Tochter in die Stadt umgezogen zu sein. Denn schon sind sie mitten im blutigen Geschehen, das mit allen Ingredienzen des Vampirfilms aufwarten kann - übrigens auch dem Humor!

Dass wir es bei diesem ausgezeichneten Stück - mit einer gehörigen Portion unaufdringlichem Spaß gewürzten - Horrorfilm mit einem Werk aus Schweden zu tun haben, verwundert, denn bisher ist Schweden als Horrorfilmschmiede eher spärlich in Erscheinung getreten. Doch es funktioniert, und zwar wesentlich besser als in Deutschland. Den Vampirfilm des Jahres 2006 noch mit Originalität oder Innovation zu würzen ist keine leichte Aufgabe - umso schöner, wenn es Filme gibt, die diese Hürde nehmen. Und „Frostbite" nimmt sie mit links. Der Film wirkt nicht kitschig oder ausgelaugt - er ist frisch, durchaus auch blutig und noch dazu witzig. Die „Fright Night" lässt grüßen. Den Blutgehalt eines Carpenter-„Vampire" erreicht er freilich nicht, doch sind die Effekte hervorragend. Sowohl die Verwandlungen der Infizierten als auch die zwar seltenen, aber durchaus honorablen Goreszenen überzeugen voll und ganz. In diesen Film floss Geld; natürlich nicht so viel wie in großes Hollywoodkino, aber wer dem europäischen Film eine Chance geben möchte und obendrein auf Vampirfilme steht, der ist mit „Frostbite" bestens bedient.

Mängel sind zwar wenig zahlreich, doch vorhanden: „Frostbite" hat einige Längen. Das Vertiefen der Beziehung der Hauptdarstellerinnen (Mutter - Tochter) nimmt zu viel Platz im Plot ein und ist irgendwie typisch europäisch. Anders Banke lässt sich zuviel Zeit, nach dem einführenden Rückblick in die Vergangenheit zur Sache zu kommen. Seine zwei Hauptfiguren werden uns etwas sperrig nähergebracht. Doch wenigstens unterscheidet sich sein Film vom üblichen Vampiroutput durch die etwas unpassenden Dialoge der Frauen zu Beginn, denn sähe man nur sie, man glaubte sich vor einem deutschen ZDF-Dienstagabendfilm. Das verwirrt etwas, doch währt glücklicherweise nicht lange. Ferner endet der Film zu unspektakulär. Einen Showdown der Marke James Woods gibt es hier nicht. *Spoiler* Die Polizei rollt an, um dem Spuk ein Ende zu bereiten, doch sie hat den Gegner - wie erwartet - unterschätzt. Etwas Blut, ein Gag, noch etwas Blut - und ein nach einer Fortsetzung schreiendes Ausblenden.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber Anders Banke macht seine Sache wirklich ordentlich. Er besinnt sich auf das, was Fans des Genres sehen wollen und versucht obendrein, seine Vorstellungen von Innovation zu verwirklichen. Natürlich ist „Frostbite" keine A- oder Massenware, dafür ist er ehrlich und hat ein Herz für Fans. Netter Streifen, der mich völlig überrascht hat.

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