Beim Ansehen des Films verfügte ich über ein besonderes Privileg ? ich hatte das Buch nicht gelesen und wußte fast nichts über die Story. Dadurch stand ich auch nicht unter dem Druck, ständig die Buchvorlage mit dem Ergebnis vergleichen zu müssen, als ob die Filmfassung eines Buches einen Extra-Preis für die beste Umsetzung gewinnen könnte.
Im Gegenteil ,der Film sollte so gestaltet sein, daß auch der unwissende Zuschauer immer auf der Höhe des Geschehens ist und das nicht irgendwelche Kenntnisse von Nöten sind, um den Charakteren folgen zu können.
Allerdings wurde auch ich Opfer der immensen Werbestrategie, die uns weismachen wollte, daß hier schon im Mai das Kinoereignis des Jahres stattfinden würde. Mal abgesehen davon, daß solche Aussagen jeglicher journalistischen Seriösität entbehren, geben sie dem Film ein riesiges Erwartungspaket mit, an dem er im Grunde nur scheitern kann....
Was passiert nun eigentlich ?
Ein alter Mann flieht in einem leeren Pariser Louvre vor einem albinohaften Kerl in einer Mönchskutte. Um diesem zu entkommen löst er die Alarmanlage aus, so daß schwere Eisengitter an den Türen herunterfahren. Doch das hilft ihm nichts, denn der Verfolger erschießt ihn kaltblütig.
Szenenwechsel.
Wie erleben den Historiker Michael Langdon (Tom Hanks), der einen Vortrag über die Interpretation von berühmten Symbolen hält und danach eine Autogrammstunde gibt. Plötzlich steht ein Polizist unter den Interessenten und bittet ihn an Hand eines Fotos der Leiche des alten Mannes ,ihm in den Louvre zu folgen, um ihm bei der Aufklärung des Falles zu helfen.
Szenenwechsel.
Der albinohafte Mönch(Paul Bettany) teilt einem geheimnisvollen Auftraggeber am Telefon in lateinischer Sprache mit, daß der Auftrag erledigt wurde und bekommt neue Instruktionen. Daraufhin geißelt er sich selbst.
Szenenwechsel.
Langdon trifft vor der Pei?schen Glaspyramide am Louvre den Pariser Polizeikapitän (Jean Reno) und geht mit ihm zum Tatort. Dort diskutieren sie die scheinbar unlogische Symbolik ,die das Opfer vor seinem Tod noch hinterlassen hat. Während dieses Gesprächs trifft plötzlich Sophie, die Enkelin des Opfers ein ( Audrey Totou) und warnt Langdon mit einem Trick, daß die Polizei ihn in Wirklichkeit nur verhaften will.
Als sie plötzlich allein sind, zeigt sie ihm an Hand eines Fotos, daß der entscheidende Satz des Opfers von der Polizei entfernt wurde. Dieser benennt Langdons Name und wird falsch von der Polizei interpretiert. Den Beiden gelingt es zu fliehen und die Hetzjagd beginnt....
Wieso Sophie überhaupt am Tatort auftauchen konnte und das rechtzeitig ?
Warum die Polizei Langdon nicht sofort korrekt verhaftet, wenn sie so überzeugt von seiner Schuld sind?
Warum die Polizei den wichtigsten Satz am Tatort einfach entfernt, der die Konfrontation des scheinbaren Täters noch erhöht hätte ?
Wieso sie gleichzeitig Sophie und Langdon aus einem Ort wie den Louvre herauslassen, der sehr einfach zu überwachen ist ?
Keine Ahnung, aber noch schwieriger ist die Identifikation mit einer der Hauptpersonen.
Keiner erhält einen Charakter, der über seine Rolle hinaus geht.
- Langdon wird als Gelehrter sofort ins Geschehen geschmissen, in dem er ständig seine Fähigkeiten beweisen muß. Man erfährt bis zum Schluß nichts über ihn, außer von einer frühkindlichen klaustrophobischen Erfahrung.
- Sophie bleibt völlig im Unbekannten, es gibt keine privaten Hintergründe außer die Beziehung zu ihrem Großvater. Erst mit dem Fortschreiten des Film wird deutlich, daß ihre Position von besonderer Bedeutung ist, was aber keinerlei Auswirkung auf irgendwelche Charakterzeichnung hat
- Jean Reno spielt eine ganz und gar sinistre Figur. Es wird seine sonst in Filmen bekannte Professionalität klischeehaft benutzt, die aber in völligem Gegensatz zu dem durch nichts begründeten sturen Festhalten an dem Verdacht auf Langdon festhält. Gerade bei vielen Filmen, die einen vergleichbar geheimnisvollen Hintergrund haben, gilt immer als oberste Priorität ?Nichts ist so wie es scheint?. Auch dieser Film gibt sich diesem Motto hin, nur Reno bleibt völlig an der Oberfläche. Das will einfach nicht einleuchten...
- Und Paul Bettany, der brutale Mönch ? ? Er wirkt dermaßen ohne Zusammenhang hineingeschmissen als rücksichtloser Killer, daß keinerlei Schrecken von ihm ausgeht. Die Grundregel eines jeden spannenden Films, daß es Zusammenhänge geben muß, die man nachfühlen kann ? daß man sozusagen die Gefahr vorher ahnt, wird völlig außer acht gelassen
Dazu gibt es diverse Springteufelchen a la Jürgen Prochnow, die dann genauso schnell wieder in ihrer Kiste verschwinden. Zusammenhänge? - Fehlanzeige.
Es mag sein, daß jemand, der den Roman gelesen hat, damit keine Probleme hat. Und tatsächlich, so nach einer Stunde Spielzeit, beginnt der Film einen etwas zu packen. Langsam hat man sich an die Charaktere gewöhnt und nimmt Teil an der Jagd nach dem ?heiligen Gral?, die weiter nach London führt.
Warum es allerdings so viele Proteste von der kirchlichen Seite gab, ist mir völlig unklar. Auch hier wird wieder ein Einzeltäter in den Mittelpunkt gestellt, der nicht das System in Frage stellt. Im Gegenteil, es gibt viele Szenen im Film, die den Glauben an Gott und auch an die Institution der Kirche sehr positiv darstellen.
Und die Lösung, auf die ich nicht näher eingehen will? ? Für mich, quasi als Erstseher durchaus originell, aber keineswegs provokativ oder ein besonderes Ereignis und schon gar nicht dazu angetan, irgendwelche Systeme zu erschüttern. Da kann man nur zur Relaxtheit auffordern und die Filmindustrie ihr übliches Ding machen lassen....
Fazit : ein Film, der nichts ist als typisches Popcornkino Marke Hollywood.
Aber leider der schlechteren Art.
Ohne irgendwelche Selbstironie, ohne die netten Nebenstories und Sidekicks, die das Ganze oft vergnüglich machen. Dazu oft äußerst unlogisch und in der Charakterzeichnung schlicht mangelhaft. Beim ersten Ansehen noch spannend bezüglich der Auflösung ,aber überhaupt nicht geeignet für eine Wiederholung.
Und der Roman interessiert mich jetzt auch nicht mehr, obwohl der nur besser sein kann.
Was bleibt ?
Latein ist eben doch keine tote Sprache und der Smart ist in Paris ein prima Fluchtwagen ,sonst nichts (3/10).