Review

Eine tolle Besetzung hat schon so manchen Film aufgewertet – so wieder einmal geschehen im Fall von „Lonely Hearts Killers“, einem Serienkillerkrimi, der in den späten 40ern spielt – und ohne die A-Besetzung sicherlich nur als DVD-Veröffentlichung deutsche Lande erfreut hätte.

Ein typischer Fall von „viel gewollt – wenig erreicht“ könnte man da gleich anfügen, denn das Hauptproblem dieses ordentlich ausgestatteten, in solidem Tempo dahinstreichenden und generell unterhaltsamen Films ist seine ausgeprägte Formlosigkeit.

Ein gewaltiges Problem bei einem relativ persönlichen Film, noch dazu über einen realen historischen Fall, denn Ray Fernandez und Martha Beck hat es tatsächlich gegeben.
Dementsprechend ein Ansporn für Regisseur Todd Robinson, die Story zu verfilmen, war doch sein Großvater der Polizist, der das Pärchen schließlich überführte und der hier von John Travolta gespielt wird.

Das macht verständlich, warum der Film in erster Linie um ein Familienrätsel herum aufgebaut ist, nämlich den Selbstmord von Elmer Robinsons Frau, dessen Gründe nie aufgeklärt wurden. Folglich sind die Autoren bemüht, das Psychogramm eines Polizisten zu zeichnen, der die Fragen über den Tod seiner Frau nie beantworten konnte und somit seine Anstrengungen in einem scheinbaren Selbstmord (diesmal mit Abschiedsbrief) verdoppelt und verdreifacht.
Die psychologische Parallele bleibt aber leider recht unterentwickelt, weil man sich genötigt sah, daraus auch einerseits einen typischen zeitgenössischen Krimi zu machen und andererseits noch die entgegen gesetzte Seite zu bedienen, nämlich das Soziopathenpärchen stofflich erscheinen zu lassen.

Für diese drei Elemente ist das Skript jedoch zu rudimentär und Robinson einfach nicht talentiert genug.
Also konzentriert er sich bei seiner bemühten, aber leider nur beschaulichen Regie damit, den Film zwischen diesen Polen pendeln zu lassen. Das bringt aber zwiespältige Ergebnisse.
Als reiner historischer Krimi ist der Stoff zu abgenutzt und unspektakulär, als Film über einen Polizisten steckt zu wenig Tiefe darin.
Travolta etwa spult die emotional motivierte Rolle relativ routiniert runter, hat aber nichts von dem Biß oder der Gefahr, die sonst bisweilen von ihm ausgeht.
James Gandolfini als sein Partner spielt dagegen fachgerecht den Durchschnittscop und die Bequemlichkeitsantipode, ist Stichwortgeber und Witzemacher, um die drögen Ermittlungen etwas aufzuwerten.
Nebenbei führt Gandolfini die Zuschauer auch durch die erzählerische Klammer Off-Kommentar, was nun so gar nicht in die Figurenanlage passen will und auch keine Entsprechung in dem karg auf die Hauptelemente angelegten Film passt, der einfach keinen Platz für romatisch-epischen Atem lässt.

Dagegen müssen Jared Leto und Salma Hayek ein durchgeknalltes Killerpärchen spielen, das aber durch den berühmten „The Honeymoon Killers“ von 1970 von Anfang im Schatten seiner Vorgänger steht. Um den devot-hörigen Ramirez zu spielen, flüchtet sich Leto in Overacting, während Hayek ihre Martha lasziv anlegt – offenbar Grund genug, die Psychogramme der beiden eher zum Ausbeuten als zum Analysieren zu benutzen.

So sorgen die beiden dann auch durch ihre Handlungen für abstrusen Humor in einem See von Grausamkeiten, denn mit graphischer Gewalt und Blut spart Robinson weiß Gott nicht.
Wann immer man den Figuren jedoch auf die Pelle rückt, wird es widersprüchlich – da will Martha einmal nach einem Mord eine Mutter sein und ein Kind und er will mitmachen, doch in der Folge versucht man sich erneut an einer Betrügerei bei alleinstehender Mutter und Kind, die nur Eifersucht und Mord seitens Martha provoziert, die die Vorstellung plötzlich haßt.
Da die Charaktere jedoch nie richtig aufgeschlüsselt werden, ergeht sich der Zuschauer nur in Mutmaßungen und Spekulationen, erhält aber kein vollständiges Bild.

Den Schlusspunkt setzt eine Doppelhinrichtung, die zwar einen Schlusspunkt hinter die Geschichte, aber kein Ausrufezeichen hinter die Figuren setzt, ein sonderbarer Mischmasch aus Fakten und Fiktionen, dem sich Robinson entzieht, indem er seinen Großvater aus dem Beruf aussteigen lässt, eine zwar wahre, aber ungelenk inszenierte Variante.

So ist „Lonely Heart Killers“ nicht wirklich schlecht, aber streckenweise so unausgegoren, dass man ihn eher als Zwischendurchunterhaltung ohne wirkliches Sodbrennen oder Sättigungsgefühl genießen kann, so wie ein normaler Vanillepudding auf einem Tisch zwischen Wassereis und Mousse au chocolat. (6/10)

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