Der türkische Actionfilm "Tal der Wölfe" gehört zu der breiten Masse an Kinostreifen aus dem nahöstlichen Land, das aufgrund des großen Anteils türkischstämmiger Bürger eine spezielle Kooperation mit Deutschland unterhält, um hier zahlreiche türkische Produktionen in die Kinos zu bringen. Aus dieser Masse sticht der Reißer mit Billy Zane allerdings durch besonders widerwärtige Brutalität und enorm plumpe Propaganda heraus.
Zu Recht wurde "Tal der Wölfe" seinerzeit scharf kritisiert. Schon die ersten Szenen zeigen den ungehemmten nationalistischen Drall der Drehbuchautoren: Da begeht ein ranghoher Militär Selbstmord, weil er sich durch die erniedrigende Behandlung durch US-Soldaten in seiner Ehre als Türke verletzt fühlt. Das sind die immer wiederkehrenden Kernbegriffe dieses unsäglichen Propaganda-Streifens: Ehre und Vaterland, Kampfeswille und Bereitschaft zum "heldenhaften" Tod. Hier wird nichts am Irakkrieg oder dessen Grundlagen hinterfragt, stattdessen erfolgt eine primitive Gut-Böse-Zuordnung (USA und deren Verbündete, die Kurden, böse; Türkei und alle gläubigen Muslime gut), die bis hin zur Gewaltverherrlichung reicht, wenn ein türkischer Geheimagent zu einem erschossenen US-Soldaten sagt: "Du hast es verdient."
Überhaupt weidet sich der Film immer wieder an brutalsten Gewaltszenarien: Ob blutige, verstümmelte Leichen bei einem Selbstmordanschlag oder ständig in Nahaufnahme gezeigte Erschießungen - um die Bosheit der Feinde zu unterstreichen, ist hier jedes Mittel recht. Dass Gewalt als filmisches Schockmittel ein angebrachtes Element ist, sei dahingestellt; hier allerdings gleitet die Kamera immer wieder über die Verwundeten, zeigt Blut und zerfetzte Körper in komplett unnötiger Genauigkeit. Die Kritik an der Brutalität der Irak-Besatzer entpuppt sich damit schnell als vorgeschobene Begründung, um sich an grausamen Bildern zu weiden.
Zu dieser mehr als fragwürdigen Verquickung von nationalistischer Propaganda und Gewalt gesellt sich die formal unterirdische Inszenierung: Grottenschlechte Darsteller, die ihre idiotischen Dialoge herunterrattern, und eine tendenziell dilettantische Kamera- und Schnittführung verleihen dem Ganzen das Niveau eines teuren Trashfilms. Da hilft die größtenteils aufwendige Ausstattung wenig, zumal selbst viele Kulissen deutlich nach künstlichen Studiobauten aussehen. Auch dramaturgisch hat "Tal der Wölfe" wenig zu bieten, zieht sich mit seinen platten Dialogen endlos in die Länge und nimmt nur zwischendurch hin und wieder etwas Fahrt auf mit Schießereien und Explosionen. Selbst die wirken aber mitunter ziemlich uninspiriert inszeniert und die wenigen Faustkämpfe kommen sehr schlecht choreografiert daher. So ist der Film nicht nur platt und unmoralisch, sondern auch schlicht langweilig.
Wie sich bekannte Namen wie Billy Zane oder Gary Busey in diese Produktion verirren konnten, bleibt ein Rätsel. Zumindest kann Zane seinen US-Oberfiesling mit einem gewissen distanzierten Charisma geben, auch wenn seine Leistung von überzeugender Darstellung weit entfernt bleibt. Zu klischeehaft sind seine ebenso wie alle anderen Figuren: Heldenhafte, ernste und todesbereite Agenten der Türkei, morallose US-Soldaten und edle, weise Islam-Prediger, die sich für den Frieden einsetzen, sind die Eckpfeiler des kruden Weltbilds, das der Film vertritt. Und anstatt sich mit den echten Problemen des Irakkriegs und seinen Folgen auseinanderzusetzen, setzt der Streifen auf billigste Handlungsschemata: Abu Ghraib als Hort westlicher Organmafia? Angesichts der tatsächlich dort verübten Verbrechen gegen die Menschlichkeit echter Hohn.
"Tal der Wölfe" ist formal schwach inszeniert, dramaturgisch platt und langweilig und vor allem hemmungslos nationalistisch pathetisch. Hier geht es nicht um den behaupteten Frieden, sondern um eine Stärkung der Türkei mit allen Mitteln. Kriegspropaganda mit implizitem Aufruf zur Todesbereitschaft - ekelhafter geht es kaum. Gerade aus heutiger Sicht ein vielsagender Streifen über das Selbstverständnis einiger ranghoher Türken.