Sukeban Boy
(Asian Film Network)
Das der japanische Film teilweise Grenzen überschreitet, der dort präsentierte Humor für westliches Lachverständnis nicht immer nachvollziehbar ist, und die in japanischen Filmen auftretenden Schauspieler extrem gefordert werden, dabei jedoch völlig schmerzfrei sein sollten, war mir als toleranter Zuschauer bewusst. Was uns Regisseur Noboru Iguchi (Impolite Education) jedoch mit seinem 2006 gedrehten Sukeban Boy serviert, sprengt jede Vorstellungskraft. Die Live-Action-Verfilmung basiert auf den sehr erfolgreichen Manga Oira Sukeban, welcher von Go Nagai (Cutie Honey) verfasst wurde.Diese eher dem Trashfilm angehörende Erotikkomödie serviert uns den Jungen „Sukeban Boy“ Banji Suke, welcher neben einem sehr femininen Aussehen auch die physischen Eigenschaften eines Mädchens aufweist (außer, dass er einen Penis sein Eigen nennt). Da er ständig versucht, durch grobes Auftreten und ewigen Schlägereien in Straßenkämpfen zu beweisen, kein Mädchen zu sein, fliegt er öfters von Schulen als so manches Crash-Kid. Deshalb schickt ihn sein Vater, der ein eher subkultureller Biker ist, ihn als Sanktion auf ein Mädcheninternat, wo er, bekleidet mit Perücke und der tollen japanischen Schuluniform, sofort auffällig wird. Auch hier ist es normal, sich eine Gruppe Gleichgesinnter zu suchen, und anzuschließen. Da Sukeban sich weigert, wird er/sie erst als Opfer, später durch dominantes Auftreten jedoch als Führungspersönlichkeit anerkannt. Dies jedoch ruft andere Gangs und ein verliebtes Mädchen auf den Plan, und führt zu so manchem Gewaltexzess und viel Verwirrung. Was dem geneigten Zuschauer hier geboten wird, ist wirklich unglaublich. Selbst mit einem sehr aufgeschlossenen Humorverständnis blieb mir beim „Club der Erniedrigungen“, wo der japanischen Frau das „Frau- sein“ beigebracht wird, der Mund offen stehen. Allen ernsthaften Feministinnen kann ich hier nur raten, die Augen zu schließen. Da Sukeban Boy sich als Hommage an die bekannten japanischen Girl-Gang – Filme der 70´er versteht, die auch Tarantino schon in Kill Bill würdigte, dürfen diese natürlich nicht fehlen, und treten hier mit den unglaublichsten Namen auf. Sukeban trifft im Laufe ihrer Mädcheninternatskarriere auf Gangs wie die „Super – Nackt – Gang“ , welche aus Schulterroristen auf Kriegspfad bestehen, oder die „Oben – ohne – Gang“, die schwer bewaffnet losziehen. Es wird gemetzelt und gemordet, wie man es selten zu sehen bekommt, dazu gibt es Faustkampf und Martial Arts mit nackten Frauen, amputierte Beine und Kugeln verschießende Brüste oder Beinstümpfe. Gerade bei den fleischlichen Waffen hätte David Cronenberg seine helle Freude!Die exquisiten Special Effects wurden vom Meister Yoshihiro Nishimura kreiert, welcher sein Können schon bei Meatball Machine und Suicide Circle unter Beweis stellen konnte. Sukeban Boy ist unglaubliches Kino. Der gebotene Fäkalhumor lässt einen Bud Spencer – Film wie eine intellektuelle Offenbarung wirken, die anwesenden Schauspieler lassen bei ihren Darbietungen keine Peinlichkeiten vergehen, und wo ich normalerweise nach zwei Minuten ausgemacht hätte, muss ich trotzdem sagen, dass diese DVD aus dem Hause Asian Film Network Spaß macht. Die Länge des Filmes liegt zwar nur bei knapp 60 Minuten, aber die reichen völlig aus, um ein filmisches Weltbild völlig zu überrollen. Wer sich auf diesen Trip einlassen möchte, dem sei diese wirklich bezaubernd absurde Komödie ans Herz gelegt, der ich normalerweise keine zwei Punkte geben würde, aber bei diesem Charme einfach nicht widerstehen konnte!
CFS