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Eine Einladung zum zehnjährigen Abschlussklassentreffen bringt den Alltag von Martin Blank durcheinander. Dieser Veranstaltung eher widerwillig gegenüber eingestellt, bringt ihn letztlich sein Job doch in die Gegend und so trifft er nicht nur auf manche Veränderungen, sondern auch auf seine Jugendliebe und den ein oder anderen Berufskollegen. Was die Sache kompliziert macht: Martin Blank ist Auftragskiller.

Den ganzen Film durchzieht eine Schrulligkeit, die er gepaart mit dem Arbeitshintergrund seiner Hauptfigur verbindet und somit durch das Szenario fließen lässt. Es sind viele Kleinigkeiten, die den ganzen Spaß unterfüttern. Wie der Wechsel des Songs „Live and Let Die“ von Guns n' Roses hin zu Supermarktgedudel, Martins immer weiter verzweifelnder Therapeut oder die Reaktion der Leute auf seinen Beruf. Es ist schon ein Witz für sich, wie offen er das kommuniziert und welche Kommentare das jeweilige Gegenüber von sich gibt.

Auch die vielen Nebenfiguren, von denen es alleine schon ob des Klassentreffens einige gibt, bereichern das Szenario. Denn diese sind, auch wenn sie nur kurze Auftritte oder wenige Zeilen haben, passend in den Filmfluss eingebunden und bieten diverse Anknüpfungspunkte für Martins Figur. Dieser ist nun einmal kein typischer Held, dennoch von John Cusack sympathisch und auch mit Selbstironie verkörpert und bekommt sein Charakter auch keine tiefgehende Analyse, so gesteht ihm das Skript doch eine gewisse Mehrschichtigkeit zu. Zumindest im Rahmen der Möglichkeiten, die der insgesamt angenehm leichte Film bietet. Die Vergangenheit wird in ein paar Sätzen angesprochen, doch konzentriert man sich immer auf das Hier und Jetzt, was dem Ganzen weniger Ballast und mehr Fokus verleiht.
Neben Cusack, der den Film trägt, bietet die von George Armitage inszenierte Komödie mit der von Minnie Driver verkörperten Debi noch eine ebenso sympathische Dame an Martins Seite. Die Chemie zwischen den beiden ist erfrischend und verläuft das Ganze auch in wenig überraschenden Bahnen, bietet ihr Wiedersehen Esprit und macht ob dem Spiel der beiden Laune. Dan Aykroyd als Geschäftskonkurrent bekommt ein paar gelungene Auftritte, Alan Arkin als Therapeut macht jeden der seinen großartig. Neben John haben es noch drei seiner Geschwister in den Film geschafft, am prominentesten wohl Joan Cusack als tatkräftige Mitarbeiterin in seinem Büro.

Hier und da gibt es auch etwas Action, man ballert etwas herum, Nahkampf, Explosion. Dies sind aber eher Randerscheinungen, „Grosse Pointe Blank“ lebt von seinen Figuren, den Dialogen und der Situation selbst. Und ist der Fluss der Inszenierung auch überaus kurzweilig, so wirkt es gegen Ende dann doch konstruiert, wenn sich dieser letzte Auftrag in sein Finale ergießt. Da knirscht es etwas und wenn ich auch sonst so gut wie nichts zu kritisieren habe, dann wenigstens das. Und vielleicht noch, dass der Soundtrack aus merklich flott abgefeuerten Retrohits besteht. Allerdings ist die Auswahl so gut, dass ich das nicht wirklich kritisieren will, auch wenn die Untermalung mitunter einfach reingeworfen wirkt.    

„Grosse Pointe Blank“ vermischt viele Einzelteile gekonnt zu einem unterhaltsamen filmischen Fluss mit Humor, etwas Action, schrulliger Romanze und einer angenehm unmodernen Optik. Etliche Sichtungen seit den späten Neunzigern haben dem Streifen nichts genommen, für mich eine gefühlt oft übersehene Perle aus der Dekade. Mit Verve inszeniert, einem tollen John Cusack und einer charmanten Minnie Driver immer wieder sehenswert.

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