Sichtlich preiswert produziert, bietet "Septem" zumindest mal im Ansatz eine Grundidee, die noch nicht so arg überstrapaziert wurde wie manch anderes Szenario (etwa jenes, das mit dem Satz "Ich kenn' da eine Abkürzung..." anfängt).
Da trifft sich in einer sehr abgeschiedenen Bergvilla eine recht bunt zusammen gewürfelte Gruppe therapiebedüftiger Damen und Herren mit eben zwei vorgeblich fachkundigen Heilberuflern, um eine Woche lang an sich zu arbeiten. Was genau das Ziel der Veranstaltung sein soll erfahrt man mitnichten, allerdings darf man zumindest mal anhand der Darstellung des eso-schwebsenhaften Co-Therapeuten mutmaßen, dass wohl kaum eine Krankenkasse den Trip finanziert haben dürfte. Die Motive der Teilnehmer lässt das Skript somit entweder kurzerhand als offensichtlich mit des jeweiligen Krankheitsbild zusammenfallen oder man muss sich mit Einzeilern á la "Ich bin nur wegen meiner Eltern hier" zufrieden geben.
Diesen Umstand kann man als ersten Hinweis nehmen, dass man sich eine Charakterisierung der Figuren abschminken kann. Stattdessen gibt es mit der Klischee-Schablone hingerotzte Stereotypen (eine Nymphomanin, eine Dame mit Essstörung, eine mit Angstneurose, ein Zwanghafter, ein Choleriker, ein Drogenabhängiger und ein enorm Gehemmter mit Fixierung auf die verstorbene Mutti), deren Konturen feststehen, sobald sie sich im Gesprächskreis gegenseitig offenbart haben, wo jeweils der Schuh drückt. Eine Entwicklung findet nicht statt und auch im somit eng abgesteckten Rahmen gewinnt im weiteren Verlauf keiner der Mitwirkenden auch nur einen Fingerbreit an Tiefe.
Fast eine Stunde lang passiert nun quasi nichts Bewegendes, es sei denn, man möchte sich über die (nicht nur psychologisch) unglaubwürdigen Verhaltensweisen der Teilnehmer ärgern, die nicht gerade eine fachlich gründliche Recherche im Hinblick auf die Thematik im Vorfeld des Drehs unterstellen. Irgendwann kommt es dann erwartungsgemäß zum ersten Todesfall in der Runde, auf den ebenso vorhersehbar natürlich weitere folgen.
Sehr originell gestorben wird jedoch mitnichten und auch ohne nennenswertes Spannungsaufkommen. Bei quasi jedem Opfer geht dem Ableben eine Darstellung der jeweiligen psychologischen Macke voraus, was unterm Strich jedoch vollkommen bedeutungslos bleibt. Nur um ein Beispiel zu nennen (kleine Spoilerwarnung): Da darf man den Zwanghaften in epischer Breite dabei beobachten, wie er in der Nacht mehrfach das Klo putzt, bevor er vom Killer schließlich recht unspektakulär über den Jordan geschickt wird, ohne dass der Putzfimmel in irgendeinem Zusammenhang zum Ableben steht. Zur falschen Zeit zum Pinkeln aufgestanden - genauso gut hätte es jeden anderen in der Gruppe treffen können.
Wie bereits erwähnt, ist die Ausgangsidee nicht uninteressant. Hätte man aus den Figuren echte Charaktere gemacht und die pathologischen Episoden sinnvoll in den Dienst der Handlung gestellt, dann hätte sich durchaus ein echter Spannungsbogen aufbauen lassen. Alleine die Beziehungen der Teilnehmer zueinander hätten jenen viel mehr Konfliktpotential und dem Zuschauer hinsichtlich der Auflösung Raum für Spekulationen bieten müssen. Leider aber waren entsprechende Ideen Mangelware.
Gerade auch die aufgepropfte Auflösung ist leider ziemlich hirnrissig und schafft es dennoch nicht, den Puls in den letzten zehn Minuten wenigstens ein einziges Mal in die Höhe zu treiben. So verdeutlicht in der Retrospektive die Unterteilung der Handlung mittels (sieben) lateinischen Zwischentiteln noch einmal wie dünn und prätentiös das Konzept des Films tatsächlich ist. Ich kann mich an kaum einen TV-Krimi erinnern, der sein Sujet so uninteressant und langweilig dargeboten hat wie "Septem".