Wie so oft bei Episodenfilmen, ist auch hier mein oberster Kritikpunkt die Unausgewogenheit. Je nach Tagesform liefert der jeweilige Regisseur ein gutes oder schlechtes Produkt ab. Bei "New Yorker Geschichten" sehen wird dieses Problem sehr deutlich:
1. "Lebensstudien" von Martin Scorsese ist ein geniales Porträt des Malers Lionel (Nick Nolte), der um seine Exfreundin (Rosanna Arquette) kämpft. Seine Geliebte verläßt ihn noch vor Beginn seiner Ausstellung, macht sich an den Performancekünstler Gregory Stark (Steve Buscemi) heran. Um sie wieder für sich zu gewinnen, spielt Lionel den guten Freund und hört sich ihre Probleme an. Doch das macht ihn nur noch fertiger. Scorsese ist die beste Episode geglückt. Eine wunderschöne Charakterstudie, getragen von dem Ewigklassiker "A Whiter Shade of Pale" von Procul Harum.
2. "Leben ohne Zoe" von Francis Ford Coppola. Die Katastrophe: Zoe, ein verzogenes Jetsetgirl, will ihre entzweiten Eltern wieder zusammenbringen. Coppola verliert sich in nichtssagende Szenen, die tiefsinnig und komisch sein sollen, aber nur schal wirken. Und besonders langweilig. Coppola ist ein fürchterlicher Fehltritt unterlaufen. "Zoe" ist die definitiv schlechteste Episode.
3. "Ödipus Ratlos" von Woody Allen ist okay. Aber nicht gut! Allen nimmt ohne neue Ideen aus seinen besten Filmen wieder auf, um eine ziemlich spröde Geschichte über einen Typen zu erzählen, der von seiner übermächtigen, jüdischen Mutter kontrolliert wird und somit keinen weiblichen Kontakt erhält. Nach einem mißglücktem Zaubertrick schwebt der allessehende Kopf von seiner Mutter über New York. Ziemlich nichtssagend, aber doch recht vergnüglich.
So sehen wir es ganz klar:
- Scorsese war in Topform, hat ein wirklich tolles Stück Film hinterlassen
- Allen hatte nur keine richtig gute Idee. Inszeniert ist die Episode voll pepp.
- Coppola scheint überhaupt nichts gehabt zu haben: Weder Lust, noch Ideen noch Talent.