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Abel Ferrara ist wieder da. Früher polarisierte der Ausnahmeregisseur wenigstens noch - mittlerweile hat ihn wohl jeder durchschaut. Wenn "New Rose Hotel" ziemlich un-Ferrara-isch anfängt, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er zu seinen Film in eine kaum ertragbare Elegie ausfaltet.

Allerdings startet "New Rose Hotel" angenehmer als erwartet. In einer spannenden, von Science-Fiction angehauchten Story geht es um Politik, um Macht und um den Wissenschaftler Hiroshi. Um diesen Genius buhlen zwei große Konzerne - Osaka und Maas. Fox (Christopher Walken) und X (Willem Dafoe) sind die Spezialisten, die Hiroshi zu einem Arbeitsgeberwechsel bringen sollen. Und die setzen die beste Waffe in der Welt der männlichen Geschäftspolitik ein: Eine sinnliche Frau (Asia Argento). Dieser spannende Beginn wird von Kameramann Ken Kelsch ständig in verfremdeten Bildern eingefangen. Grobkörnig, oder mit einem irritierenden Grünstich. Optisch ist aber auch die Tochter von Dario Argento - Asia, die in drei Viertel ihrer Szenen oben ohne agiert, und damit wenigstens dem männlichen Publikum ein Augenschmaus ist.

Doch nach einer Stunde wird aus dem spannenden High-Tech-Thriller plötzlich ein Psychodrama, in dem sich der verlassene Willem Dafoe in einem ebenso verlassenen Hotelzimmer rumwälzt, und der mit ihm geschehene Betrug nicht begreifen kann. Ferrara lamentiert wieder herum, und der Zuschauer hofft, dass man im Gegensatz zu diesen leeren Szenen, eine gewitzte Auflösung bekommt. Aber nichts da - Ferrara will uns ja schließlich zum Nachdenken zwingen. Und wir sollen uns mal wieder über Schuld und Sühne den Kopf zermartern.

Aber das zieht so nicht mehr, Abel. Waren seine vorherigen Filme, "Addiction" oder "Blackout" kaum mehr noch zu ertragen, ist "New Rose Hotel" wohl jetzt der Höhepunkt, Ferrara'schen Heulsusenkinos. Der Mann zeigt uns doch tatsächlich in der letzten halben Stunde nur, wie Willem Dafoe sich kränklich in dem oben genannten Hotelzimmer räkelt. Nur durch kurze Rückblicke auf die Anfänge der Geschichte unterbrechen die selbstgefällige Nummer. Den Zuschauer hat Ferrara schon längst aus den Augen verloren, denn selbst seine Bewunderer werden die ewig gleiche Masche nicht mitmachen. Denen bleiben nur noch ältere Meisterwerke wie "King of New York" oder "Bad Lieutenant". Aber "New Rose Hotel" ist nichts weiter als eine Mogelpackung. Zur Hälfte nette Science-Fiction, zur Hälfte Psychokino der anstregendsten Sorte.

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