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Es hätte ein richtig guter Film werden können, ein wunderbares Spiel der Intrigen, ein Spiel zwischen Schein und Sein, doch Abel Ferrara entwarf mit "New Rose Hotel" einen in vielen Punkten kränkelnden Streifen. Dabei fängt alles noch so gut an: In einer nahen Zukunft beherrschen Großkonzerne weit mehr als nur die Wirtschaft. Es geht um Macht und Profit. Profit, den einem ein Genie wie der Wissenschaftler Hiroshi sichert. Der Konzern Maas hat ihn, Hosaka will ihn - und heuert dafür zwei Spezialisten an, die den Mann abwerben sollen. Ihre Waffe: Die gut aussehende Sandii; sie soll den Forscher um den kleinen Finger wickeln.

Die Geschichte ist in ihrem Kern spannend, wird jedoch weitgehend dröge erzählt. Ohne Höhepunkte zieht sie an einem vorbei. Zu alledem lässt Ferrara sie in der letzten halben Stunde völlig im Sande verlaufen. Ein Puzzle will zusammen gesetzt werden; Rückblende reiht sich an Rückblende, ein falsches Spiel wurde gespielt. Doch wie es aufgelöst wird, ist unglaublich ermüdend, nahezu eine Farce, die nicht mehr aufzuhören scheint. Hier fehlt das Gespür für Dramaturgie. Da ist selbst Ferraras gut in verfremdeten und düsteren Bildern eingefangene Darstellung der wertelosen Gesellschaft nicht imstande, diesen Mangel auszugleichen.

Seine stärksten Szenen hat "New Rose Hotel" zweifellos mit Christopher Walken. Seine Figur ist spritzig und pfiffig; seine Vorträge über die Tugend oder den Kick sind unterhaltsam. Interessant auch seine Schwärmerei, ja nahezu Besessenheit von Hiroshi, sowohl seine Intelligenz als auch sein Leben betreffend, die allerdings nicht weiter ausgearbeitet wird. Vielleicht fehlt hier allgemein zudem noch die Perspektive Hiroshis, denn so bleibt vieles zu eindimensional. Wir sehen ihn nur auf Videobändern, so wie wir auch die ganzen Geschehnisse rund um ihn niemals direkt verfolgen, sondern meist nur verbal erklärt bekommen.

William Defoe als Partner des von Christopher Walken gespielten Fox ist der eigentliche Hauptakteur. Er bleibt etwas blass und oft im Schatten, was größtenteils dem Drehbuch zu verdanken ist. Auch birgt seine Figur am wenigsten Interesse. Anders verhält es sich mit Sandii, oft sehr freizügig von Asia Argento gespielt. Sie ist geheimnisvoller, als sie auf den ersten Blick scheint. Doch Ferrara entscheidet sich dafür, die vermeintliche Schlüsselfigur einfach von der Bildfläche verschwinden zu lassen, noch bevor Asia Argento überhaupt erste Anflüge einer Intrigantin entfalten kann.

In "New Rose Hotel" steckt viel Potenzial. Was Abel Ferrara allerdings letztlich daraus machte, ist ein unbefriedigend konstruiertes, gerade in seiner letzten halben Stunde sehr schleppendes Undergroundmovie.

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