Inhaltsangabe

von Jason666

Rostock 1992: Drei Tage lang Krieg gegen Ausländer ...

... "Worauf warten die Menschen hier eigentlich? Man sollte weggehen in ein freundlicheres Land." Dieser resignierenden Aussage einer Flüchtlingsfrau aus Ex-Jugoslawien, vor der Kulisse einer tristen Barackensiedlung für Asylbewerber, möchte man sich am Ende dieses Films am liebsten anschließen.
Dokumentaraufnahmen von drei Tagen in Rostock im August 1992: "Deutschland den Deutschen"-Rufe, ausländerfeindliche Parolen, Zusammenrottungen, Krawalle, Steinewerfer - und am Ende der fast gelungene Versuch, Häuser und die Menschen darin "abzufackeln". dazwischen hilflose Polizisten, abwiegelnde Politiker, fassungslose Deutsche, entsetzte Ausländer, beifallheischende Zuschauer, rechtsradikale Jugendliche, die stolz sind auf ihre Taten. Drei Tage Rostock-Lichtenhagen - Drei Tage Krieg mitten in Deutschland.
Die Stärke des Dokumentarfilms "Die Wahrheit liegt in Rostock" ist die Konfrontation von Innen- und Außenansicht der Ereignisse. Der Film entstand als Kooperation zwischen Jugendlichen des Rostocker Jugend-Alternativ-Zentrums und der Filminitiative "Jako" mit den britischen Dokumentarfilmern Mark Saunders und Siobhan Cleary. Die Jugendlichen filmten drei Tage lang die Eskalationen und Ausschreitungen in und um die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und das benachbarte Wohnheim vietnamesischer Vertragsarbeiter im Plattenbau-Stadtteil Lichtenhagen. Sie waren dabei, als die vietnamesischen Familien mit Kindern, Babys und Schwangeren in Todesangst auf die Dächer aus dem brennenden Haus flüchteten. Anschließend recherchierten sie acht Monate zusammen mit dem britischen Team die Hintergründe der Ereignisse, machten Interviews mit den Verantwortlichen aus Politik und von der Polizei, mit Randalierern, Anwohnern, Betroffenen. So ist der Film auf weiter Strecke auch die Geschichte der angegriffenen Vietnamesen und ihrer deutschen Betreuer, ihrer Hilflosigkeit und Todesangst. Die dagegengesetzten Erklärungsfloskeln der Behördenvertreter entlarven sich selbst.
Nicht umsonst ist der englische Titel "TheTruth lies in Rostock" doppeldeutig: Die Wahrheit liegt bzw. lügt in Rostock. In Großbritannien hat die Dokumentation über eine halbe Millionen Zuschauer erreicht und für großes Presseecho gesorgt; sie wurde für mehrere Fernsehpreise nominiert und erhielt verschiedene Auszeichnungen.

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