Exquisite Tenderness - Höllische Qualen (1995)

Als kleiner Junge muss er mit ansehen, wie ein Arzt bei seinem Bruder einen Luftröhrenschnitt verpatzt und dieser darauf stirbt. Viele Jahre später sterben in einem Krankenhaus Patienten höchst unnatürlicher Tode, als ein Mann im Chirurgenoutfit für Probleme sorgt. Als Täter bietet sich freilich zunächst Dr. Stein an, der mit seinen skrupellosen Versuchen an Mensch und Tier an einer mit tödlichen Nebenwirkungen verbundenen künstlichen Niere experimentiert. Das denkt sich auch unsere Heldin im weißen Kittel, Dr. Teresa McCann, die sich damit eine Menge Ärger einhandelt. Bleibt für den Zuschauer noch die Frage, wer denn der Irre nun ist, zumal sich auch der Chefarzt Dr. Mittlesbay (Charles Dance) verdächtig verhält und Malcolm McDowell als Dr. Stein überraschend früh ablebt. Einen weiteren jung dynamischen Doktor mit überaus gesundem Selbstbewusstsein spielt James Remar als Benjamin Hendricks, zwischen „General Hospital“ und „X-Ray“, mit deutlichem Hang zu letzterem Slasher trifft man Carl Schenkel mit dieser deutsch-englischen Koproduktion. Was aber ist, wenn der Killer bereits in der ersten Hälfte gefasst wird und der aufgrund einer Querschnittslähmung eigentlich gar nicht mordend durch die Gegend ziehen könnte? Ein ganz geradliniger Schlitzerfilm wie "Dr. Giggles" ist dieser Film gewiss nicht, auch nicht so humoristisch, sondern mit einigen Fiesheiten im Gepäck. Nicht, dass es eine Splatterpalette gäbe, die guten Spezialeffekte setzten auf Ekelhärte bei Verletzungen und Morden, statt auf viel Blut. Mit seinem fachlich genialen, doch etwas wahnsinnigen Forscher liefert Sean Haberle in seiner ersten Rolle eine überzeugende Neuauflage des Killerarztes mit Kindheitstrauma ab. Mit ein paar spannenden Motiven und ohne große Längen ist dies ein Horrorfilm, der sich in der Dramaturgie zu steigern vermag. Daran haben vor allem die etwas reiferen Darsteller ihren Anteil, um nicht den teeniesken Eindruck eines "Anatomie" zu erwecken.

Fazit: Solider Krankenhaushoror mit einem Bündel Ekelmorden und einem phantastischen Element jenseits eingefahrener Slasher geschnürt 5/10 Punkten