"Exquisite Tenderness" heisst übersetzt empfindliche Schmerzgrenze, ein sehr passender Titel für diesen fiesen Psychothriller. Inszeniert vom Deutschen Carl Schenkel (Abwärts, Big Bad Man). Das Krankenhaus ist ein Ort, der bei den meisten Menschen Urängste auslöst, die sich Schenkel hier zu Nutze macht. Ganz besonders die Blutabsaugszene löst eine Gänsehaut aus und auch sonst geizt man nicht mit Schocks. Leider wurde diesem Kleinod nie viel Beachtung geschenkt. Dank des Fantasy Film Festivals erfuhr "Exquisite Tenderness" eine Kinoauswertung, doch nach seiner Veröffentlichung auf VHS (sogar in ungekürzter Fassung) verschwand er in den Videotheken. Dabei kann er locker mit ähnlichen Thrillern, "Dr. Giggles, Anatomie" und Konsorten mithalten.
Für ihr Alter hat Dr. Theresa McCann (Isabel Glasser) schon eine Menge erreicht. Doch mit Dr. Steins (Malcolm McDowell) Banhandlungsmethoden kann sie sich nicht anfreunden. Bei einer Patientin greift McCann ein, doch diese stirbt kurze Zeit später. Ed Mittlesbay (Charles Dance), Chef des Krankenhauses, hat keine andere Wahl als McCann zu feuern. Doch mit ihrem Schüler Benjamin Hendricks (James Remar) heftet sie sich an Steins Fersen. Doch der wird bald ermordet aufgefunden und McCann kommt ein schlimmer Verdacht. Ist etwas der Psychopatische Dr. Julian Matar (Sean Haberle) zurückgekehrt.
Man weiss nicht gleich von Anfang an, wie der Hase läuft. Geschickt lenkt Schenkel den Verdacht erst auf Dr. Stein, Julian Matar taucht erst später auf. Leider kann man später keine weiteren Wendungen mehr verbuchen und gerade die Idee mit dem Serum ist etwas zu weit hergeholt. Mittles eines Extrakts aus der menschlichen Hypophyse hat sich Matar eine Art Lebenselexier hersgestellt. Wunden verheilen damit extrem schnell. Genauso konnte Matar auch seine Querschnitzlehmung heilen und will sich nun am dem Krankenhauspersonal rächen, welches damals seine Arbeit anprangerte. Darin involviert ist natürlich auch McCann. Ein wenig schade ist nur, dass Schenkel einfach nicht die Finger von einer Lovestory lassen kann. Natürlich muss sich McCann in ihren Schüler Hendricks verknallen. Dies bremst das moderate Tempo ab. Schenkels Erzählstil ist nicht ganz lückenlos, aber er weiss wie man Spannung erzeugt.
Das Krankenhaus zeigt er als Ort, an dem man sich nicht wohlfühlen kann. Viele gelungene Kamerafahrten durch die kargen Gänge und natürlich hat das Krankenhaus auch einen großen Keller mit vielen unterirdischen Gängen. Nach seinem Ausbruch aus der Anstalt kann sich Julian dort gut verstecken und sein Serum zubereiten. Natürlich greift er dafür auf einige Patienten zurück. Mit einer Riesennadel rückt er ihnen zu Leibe. Die vielen Nadelstiche in Nahaufnahme sorgen für eine Gänsehaut, aber auch wie sich Julian mittels einer Schublade die Hand bricht, ist sehr fies anzusehen. Schenkel setzt hier nicht unbedingt auf blutige Goreeffekte, sondern auf Schockmomente. Erst im Finale wird es dann auch ziemlich blutig. Es ist nur peinlich, wie stümperhaft sich hier mal wieder die Polizei verhält. Aber dies kennen wir ja schon als gängiges Klischee.
An den Darstellern gibt es nichts zu meckern, auch darf James Remar mal den Guten spielen. Malcolm McDowell hat leider nicht sehr viel Screentime, aber Sean Haberle überzeugt als Psychopat. Als junge Ärztin McCann macht Isabel Glasser einen guten Job, in weiteren Rollen Peter Boyle und Charles Dance.
Die empfindliche Schmerzgrenze dürfte auch bei vielen Zuschauern erreicht werden. Schenkel sorgt für Spannung und einige Schockmomente, dazu ist dieser Krankenhaushorror gut besetzt. Wer demnächst ins Krankenhaus muss, sollte die Finger von "Exquisite Tenderness" lassen, für die Horrorgemeinde ist es ein kleiner Geheimtipp.