Have you ever seen the Lain?
Layer: Offspring
Hoffentlich, wenn nicht wird es für jeden Anime Freund Zeit sich dieses Meisterwerk zu besorgen. Was ist Serial Experiment Lain? Si-Fiction, Fantasy, Horror, Drama, von all diesen Genres sind in den 13 Episoden (Layer’s) Elemente vorhanden. Lain ist eine überspitzte Zukunftsvision, welche die Entwicklung der Beziehung Mensch Technik hinterfragt.
Layer: Construct
Zur Handlung möchte ich nur soviel sagen, stellt euch den ersten Matrix Film vor, subtrahiert sämtliche Action, erweitertet ihn um einen zu Ende durchdachten und präsentierten Plot und einen guten Schuss Sozialkritik. Die Schülerin Lain entdeckt die Welt des „Wired“ quasi dem Internet, beim Versuch eine unheimliche Selbstmorrserie unter ihren Klassenkameraden aufzuklären kommt Sie einer alternativen Version ihrer selbst auf die Spur, welche in der Wired-World von vielen als Gott verehrt wird. Es beginnt ein komplexes Verwirrspiel bei dem kaum etwas das ist was es zu sein scheint.
Layer: Environment
Die Animationen sind minimal, aber dennoch werden kaum Standbilder verwendet. Die Qualität der Animationen ist jedoch fantastisch, die Gemütszustände der verschiedenen Lain Versionen werden jederzeit Perfekt eingefangen. Die Settings sind allesamt unglaublich düster vom Technoclub über die Schule bis hin zu Lain’s nihilistischem Kinderzimmer. Die umgebungen sind immer bewusst künstlich dargestellt und vor allem ausgelauchtet, so dass man sich nie Sicher sein kann in welcher Welt man sich gerade befindet.
Besondere Erwähnung verdient die Soundkulisse, Musik ist so gut wie nicht vorhanden, dafür sind viele Szenen mit bedrohlichen Soundeffekten unterlegt, die erfolgreich für Unwohlsein sorgt.
Layer: Implementation
Vom Pacing her wirkt der handelsübliche asiatische Gruselfilm wie ein MTV Clip im Vergleich zu dieser Serie. Die Handlung schleppt sich unglaublich laaaaaaaaangsam vorwärts, wobei teils endlose Kameraeinstellungen das Tempo noch weiter drücken. Ist das ein Kritikpunkt? Nein definitiv nicht, das Pacing resultiert in einer geradezu hypnotischen Wirkung auf den Zuschauer. Gerade anfangs gibt’s es viele Gruselelemente wie in asiatischen Horrorfilmen, die echt an den Nerven zehren. Später werden die Nerven Hauptsächlich durch den Storyverlauf beansprucht.
Layer: Mind
Das Konzept ist unglaublich intelligent und zeitgemäß, Lain ist eine Parabel auf die digitale Welt der Informationen und deren Bedeutung für das Leben des einzelnen Individuums. Kann man die körperliche Welt aufgeben und als reine Information weiterexistieren, kann sich auf diese Art eine alternative Gesellschaft etablieren, welche Konflikte gäbe es zwischen Realität und digitaler Realität und vor allem kann dieser Evolutionssprung von der Gesellschaft unbemerkt vonstatten gehen.
Das Verständnis für die Genialität des Endes nimmt zu, mit der Zeit die man ins Nachdenken über selbiges investiert. Ich gebe zu bei der ersten Sichtung der letzten Episode etwas enttäuscht gewesen zu sein, aber ich habe den Titel dieser Episode wörtlich genommen und mir noch mal gut 6,5 Stunden Zeit genommen. Es fällt auch schwer aufzuhören darüber nachzudenken, ein passenderes Ende ist mir dann auch nicht in den Sinn gekommen.
Layer: Conclusion
Wenn ich Lain mit irgendetwas anderem vergleichen müsste, fiele mir nur der Film Kairo – Pulse ein, Lain und Kairo haben eine sehr ähnliche Botschaft und überschneiden sich in der Wahl der Mittel, welche diese Botschaft transportieren soll. Serial Experiment Lain geht es hauptsächlich darum, einen Gedankengang zu publizieren und den Zuschauer zum Nachdenken über Dinge wie die digitale Identität, Realitätsverlust und die Definition von Schein und Sein anzuregen. Und schafft es die Serie dieses Ziel zu erfüllen? Oh ja, Lain hat mich schlichtweg umgehauen, die Story ist fantastisch, aber nie so distanziert, das man den eigentlichen Inhalt hinein interpretieren müsste, sie unterstützt den Zuschauer immer bei der Deutung des Gezeigten.
Die einzige Anime Serie die eine ähnliche Wirkung auf mich hatte war Neon Genesis Evangelion, welche aber in eine völlig andere Richtung geht. Von der Genialitätsstufe würde ich beide allerdings ungefähr gleich bewerten. Für Lain kann man einfach nur anerkennend die Höchstpunktzahl vergeben. Jeder sollte diese Serie mal gesehen haben. Respekt, fantastisch, intelligent und wunderschön, Lain ist ganz dicker Brocken für grüblerische Geister und Freunde der gehirnaktivierenden Unterhaltung.
Close the world, open the exit!