Emmas Glück
oder
Wie ich lernte ein Schwein zu schlachten!
Ein deutscher Bauernhof im warmen Sonnenlicht. Glückliche Hühner und Schweine tummeln sich auf dem offenen Hof. Dazwischen eine lachende Bäuerin. Sie lenkt eines der Schweine auf einen Haufen Stroh unter einem alten Baum. Lachend spricht sie mit ihm. Plötzlich blitzt eine Klinge auf und das Schwein stirbt innerhalb weniger Sekunden.
Emmas Leben auf dem Bauernhof ist voller Entbehrungen. Der Hof steht kurz vor dem Zwangsverkauf. Strom und Telefon gibt es schon lange nicht mehr. Der Veterinär ist wegen der humanen Schlachtmethoden hinter ihr her und zu allem Unglück hat sich auch noch der lokale Dorfpolizist in sie verliebt. Doch Emma ist ein echtes Kind vom Land und löst alle Probleme mit ihrem doppelläufigen Gewehr. Eines Nachts landet plötzlich ein Auto in ihrem Garten. Emma rette den Fahrer und nimmt seine Dose voll Geld an sich. Doch Max hatte das Geld auch nur gestohlen und zwar von seinem Kollegen im lokalen Gebrauchtwagenhaus. Ihre gemeinsame Schwarzgeldkasse sollte Max helfen sein restliches Leben sorglos in der Sonne Mexikos zu verbringen. Dorthin wollte er fliehen um einem trostlosen Lebensende mit Bauchspeicheldrüsenkrebs zu mildern. Völlig mittellos kann Max nun nirgendwo hin und so bleibt er einfach. Und Emma blüht in seiner Gegenwart auf. Aber noch immer verstecken sich die beiden vor der Realität.
Ein deutscher Film der auf einem Bauernhof spielt und von Liebe und Tod handelt. Klingt nach Rosamunde Pilcher, ist es aber nicht! „Emmas Glück" bewegt sich weit ab vom 08/15-TV-Schrott. Eine Geschichte die fast ohne Klischees und ohne geheuchelte Betroffenheit auskommt. Dazu noch Schauspieler, die schon fast asiatische Zurückhaltung in ihre Charaktere legen und nicht das sonst landesübliche Overacting zeigen. Und natürlich die außergewöhnlichen Bilder machen diesen Film zu einem kleinen Geheimtipp den man nicht im Kino verpassen sollte. Bilder die an den passenden Stellen so wunderschön, so farbintensiv sind, kann man nur auf der Leinwand richtig erleben und genießen. Dafür gibt es Kino! Auch wenn die Geschichte und die Dialoge das schwächste Glied an „Emmas Glück" sind, sind auch sie noch weit entfernt von dem was man sonst gezwungen wird aus Deutschland zu sehen. Besonders toll werden einige Klischeeklippen, an denen bereits gestandenere Regisseure als Sven Taddicken („Mein Bruder, der Vampir") gescheitert sind, umschifft. So kommt das Thema „Tod" zum Beispiel nicht im gewohnten Kontext in den Film. Die Aussage ist hier deutlich. Wenn ein Mensch sowieso bald sterben wird, wieso sollte er dann seine letzten Tage mit Grübeln über das Unausweichliche verbringen? Der Cast, angeführt von der noch relativ unbekannten Jördis Triebel als Emma, setzt die Geschichte mit viel Einfühlvermögen um. Jürgen Vogel („Barfuss") lässt den schwerkranken Mann nicht in allen Szenen raushängen, was zwar dem Realitätsempfinden ein wenig schadet aber dafür eine ganz eigene Intensität erzeugt. Und dann immer wieder diese überzeugenden Bilder. Vom Vorspann über den grandios gedrehten Autounfall mit CGI-Einsatz bis hin zum Abspann kommt rein visuell keine Langeweile auf. Ein Film auf das dass deutsche Dramakino lange warten musste. Ansehen!