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In 95 Prozent aller Fälle bringt die deutsche Filmförderung nichts Vernünftiges zustande. Aber dann gibt es Momente wie diesen: Emmas Glück.

Ein Film, der einfach perfekt ist. Eine tolle Geschichte. Ein genialer Aufbau. Extrem glaubwürdige Darsteller und großartige Bilder.
Nach Filmen wie diesen weiß man wieder, dass Filme in denen nichts explodiert viel tiefer berühren, als diejenigen, in denen pausenlos geschossen wird (Stirb Langsam 99.0).

Emmas Glück erzählt die Geschichte vom Zusammentreffen der selbstbewussten Bäuerin Emma (grandios und zuvor unbekannt: Jördis Triebel) mit Buchhalter Martin (wie immer: überüberdurchschnittlich: Jürgen Vogel). Beide machen gerade eine schwere Zeit durch: Martin ist krebskrank und ein Bisschen auf der Flucht und Emma ist dabei ihren Hof zu verlieren (wegen Überschuldung).

Trotz vollständig unterschiedlicher Sozialisation (Großstadt - Dorf) entwickelt sich zwischen beiden eine Beziehung. Aber wie das geschieht und vor allem, was für Zufälle dabei eine Rolle spielen, das ist sensationell erzählt, gefilmt und geschnitten in diesem extrem stimmigen 104 Minuten Film.

Die Bilder sind großartig, der Aufbau in jeder Szene stimmig und Regisseur Sven Taddicken gelingt die große Klammer, die nur ganz wenige Filmemacher beherrschen:Gleich in der ersten Szene alles zu zeigen und am Ende doch zu überraschen.

Eine große Empfehlung für einen Film, der zwar große Themen wie Liebe, Krankheit und Geld thematisiert – aber gleichzeitig nicht die kleinen Eigentümlichkeiten der Menschen vergisst.

In einer ganz witzigen Szene, erklärt Jürgen Vogel der Bäuerin ganz stolz, dass er ihr Mofa repariert hat („die Unwucht beseitigt“) und es jetzt viel runder läuft. Statt ihm zu danken, brüllt sie ihn an: „Krieg du doch erst mal so eine schöne Unwucht hin“ – Hintergrund ist natürlich, dass sie auf dem ollen klappernden Ding erotische Gefühle bekam.

Also wie gesagt: Tiefgründig, extrem gut beobachtet („und was gibt’s dazu?“) und gleichzeitig witzig. Ein großer Film. Ein perfekter Film. Der beste deutsche Film 2006 (Kinostart war der 17.08.2006).

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