Eins war mir nach Bite Me! klar - das nächste Projekt von Regisseur Brett Piper konnte nur noch besser werden! Und dabei war Bite Me! schon ziemlich gut. Mit diesem hohen Anspruch ging ich also an Shock-O-Rama ran. Zwar wurden meine Erwartungen nicht übertroffen, aber wenn Piper diesen Qualitätstandart beibehält freue ich mich jetzt schon auf seine nächsten Filme. Bei diesem hier kommen insbesondere Freunde naiv-charmanter Episodenfilme auf ihre Kosten und sollten in Anbetracht mangelnder Alternativen zumindest mal einen Blick riskieren. Für Fans von Misty Mundae ist der Film eh absolute Pflicht, wenn sie auch nicht ganz ihre brillante darstellerische Leitung aus der Masters of Horror Episode Sick Girl erreicht und - was ich sehr bedauere - nur zeitlich begrenzt in Aktion tritt.
Mit ziemlicher Selbstironie mimt sie in der Rahmenhandlung die selbstbewusste B-Film-Königin Rebecca Raven - offensichtlich eine Anspielung an ihren Künstlernamen Misty Munde - die, gelangweilt von ihrem auferlegten Image als ewiges Nackedei dutzender Schundproduktionen, endlich mal eine “erwachsene” Rolle spielen will. Mit diesem Vorsatz tritt sie ihren Studiobossen entgegen, die bei dieser harschen Forderung ihre lang herbeigesehnte Chance sehen und sie kurzerhand feuern. Denn obwohl Rebecca ihnen gutes Geld gebracht hat - insgeheim denken sie das eine dicker bebrüstete Frau ihrem B-Film-Imperium noch mehr Geld bringen könnte. Doch erst einmal die passende finden! So durchstöbern die beiden Partner alte Filmrollen nach einem neuen Sternchen das sie für ihre Zwecke “hoch züchten” könnten. Derweil hat die schmollende Rebecca sich auf ein altes Landhaus zurückgezogen, in dessen Kellerräumen ein dunkler Geheimnis verborgen liegt…
Der erste Gesuch [und somit der erste Film im Film] nach einer prädestinierten Nachfolgerin ist ein kurzweiliger Science-Fiction Streifen, in dem Außerirdische auf der Flucht von der intergalaktischen Polizei auf dem Gelände eines Schrotthaufenhändlers stranden und von dort aus die Weltherrschaft anstreben. Nach dem witzigen Einstieg leider ein erzähltechnischer Rückschritt, ist doch die Geschichte inhaltlich etwas fade und wenig produktiv; sieht man hauptsächlich den Besitzer des Schrottplatzes sich Feuergefechte mit den Außerirdischen liefern - die entgegen anderslautender Aussagen Pipesr leider nach CGI aussehen - oder ihn mit seiner Ex-Freundin herum streiten. Da reißen selbst deren witzigen Wortduelle oder die Szene mit den sich gezwungenermaßen selber versorgenden Rettungssanitätern wenig raus; das Ding zündet einfach nicht wirklich. Zudem ist die einzig sichtbare nackte Haut die man zu sehen bekommt die entblößte, weil angeschossene, Schulter der Dame. Buh - langweilig! Das findet auch der Studioboss, der wie der Zuschauer zumindest aber den gut gemachten Stop-Motion-Effekten des später auftauchenden Schrott-Roboters etwas abgewinnen konnte. Die Blutleere darf man nicht kritisieren, die kaum aufkeimende Atmosphäre oder die fehlende Spannung schon aber.
Da bietet einem die zweite Geschichte schon weitaus mehr - in allen Belangen. Hier gibt es Blut sowie T&A satt. Juchhu! Dabei ist diese inhaltlich - so weckt es zumindest erst den Anschein - nicht wirklich gehaltvoller: Ein riesiges Gehirn erforscht mittels seiner assistierenden Doktorin an freiwilligen Operanten (allesamt weiblich) die sensorischen Reize der Gehirnströme! Das ist doch mal Schund nach meinem Geschmack; dazu richtig geil und effektiv in Szene gesetzt. Denkt man nach der anfänglichen Traumsequenz - in der sich zur Freude aller Beteiligten - gleich eine südländische Dame entblättert erst: “Was für ein schäbiger Nightmare Abklatsch, so gewinnt die Geschichte in ihren später immer weiter verwischenden Abfolgen von Traum und Realität einen so ungeahnt faszinierenden Flair, das man später dieses Stilmittel als äußerst gelungene Hommage bewertet. Ernsthaft; hier dreht Piper vollends auf und würzt die Traumszenen mit solch surrealer Bildersprache, das man gerne über die schrill-grellbunte Ausstattung, ungemein “B-Stil”, hinwegsieht, da alles so herrlich harmoniert. Doch es geht auch düster; E.A. Poes Schlangengrube und das Pendel stehen hier genauso Pate wie alte gotische Horrorfilme mitsamt wabberndem Nebel und dämonischen Ratten - klasse handgemacht(!) von Piper selber. So macht es Spaß, Freunde von dessen Animationstechnik kommen hier voll auf ihre Kosten! Die Atmosphäre ist gerade in den Traumszenen wirklich grandios, wenn auch der Rest drum herum etwas “cheesy” wirkt und auch die eigentliche Story nicht wirklich fesselnd ist. Macht aber nix, denn insgesamt entschädigt dieser auf Zelluiod gebannte Wahnsinn vollends für die etwas unausgereifte erste Episode.
Ja fast würde ich behaupten der zweite “Film” ist besser als die eigentliche Rahmenhandlung - wäre da nicht Misty… Wie gesagt: Erin Brown (so ihr bürgerlicher Name) spielt hier mit solch einer Selbstironie ihre “Demontierung” - herrlich. Wenn sie z.B. auf der Flucht vor einem Zombie gar als ihr illusioniertes Spiegelbild in einer Doppelrolle als kampfesstarke Amazone auftritt und sich selber Mut zuspricht kann man nicht anders als grinsen. Die folgende Zerstückelung mit der Kettensäge ist dabei weitaus weniger drastisch ausgefallen als wie man meinen würde - denn groß Splattereffekte hat der Film eigentlich nicht. Dafür bietet er ne Menge nackter Haut, viel Selbstironie und insgesamt einen hohen Maß an Unterhaltungswert. Leider, leider zieht die Episode mit den Außerirdischen den Schnitt runter. Auf Grund der Tatsache das die Rahmenhandlung und der zweite Film-Film äußerst(!) gelungen sind, vergebe ich insgesamt ein “sehr gut” (8/10); rein rechnerisch würde ich auf (7/10) - Rahmenhandlung 8, erster Film 5, zweiter Film 8 - kommen.
Eine klare Kaufempfehlung für Misty Mundae Fans - am besten im Doppelpack mit Bite Me!