Neulich im Dschungel auf einer abgelegenen Insel: Eine Menschenhorde, getarnt als depperte Pauschaltouristen, stapft durchs Dickicht. Auf einmal ein markerschütterndes Brüllen aus dem Gebüsch. Fragt einer die anderen: „Habt ihr das gehört?". Die Antwort dürfte mit einem ängstlichen „Ja!" zu beantworten sein, falls die Gefragten nicht völlig taub sind. Und Angst muss auch der Zuschauer bekommen, nicht nur bei dem verbiesterten Filmtitel, auch der Alternativtitel „Komodo vs. Cobra" klingt nach einem trashigen Schlagabtausch zweier hübsch zugerecht gemachter Scheusale.
Was habe ich mich schon geärgert, wenn in einem Tierhorrorfilm gleich am Anfang eine ganze Monsterbreitseite im visuellen Sinne auf den Zuschauer abgefeuert wird, aber was hier abgeht, schießt den Vogel oder den Waran vollends ab. Zumindest ist die gestoppte Zeit von elf (!) Sekunden bis zum Auftauchen der ersten Gruselechse reif für das Guinness-Buch, und nach drei Minuten sehen wir auch in voller Pracht sein Gegenüber, eine gefühlt dreißig Meter lange Kobra. Was soll denn nun noch kommen, fragt sich der Zuschauer, denn Story und Hauptakteure sind doch erstens bei solchen Drittverwertungsgranaten nebensächlich bis rudimentär wahrnehmbar, oder aber bereits wohlbekannt, da aus dem Horrorbaukasten zusammengebastelt.
Man fragt sich auch unwillkürlich, warum bei einer so gefährlichen Insel-Expedition der Frauenanteil immer so immens hoch sein muss, und warum sehen Umweltschützerinnen nicht wie stark behaarte Hippie-Schicksen aus sondern laufen als Tomb-Raider-Verschnitt durch die Botanik, also mit zumeist vergrößerten primären Geschlechtsmerkmalen? Und warum tut sich Michael Paré diesen Scheiß hier an, immerhin hat er doch auch mal in richtigen Filmen mitgespielt. Vielleicht hat er auch nur testen wollen, ob er hartgesotten genug ist für die später zugedachte Dauerrotation in anspruchsvollen Uwe-Boll-Werken.
Aber ein völliger Verriss wäre jetzt nicht fair, denn ein wenig Spaß macht „Island of Beasts" bisweilen schon. Nicht nur, wenn sich die wenigen Männer todesmutig vor den mutierten Riesenreptilien in etwas zwei Meter Abstand aufbauen und mit einer winzigen Pistole das ganze Magazin leerballern - übrigens mit über fünfzig Schuss ohne Nachladen - mit dem Resultat, anschließend mit Geschrei kopfüber in das große Echsenmaul zu springen, so in etwa als suche man in einem Müllschlucker nach seiner weggeworfenen Geldbörse mit sämtlichen Kreditkarten drin. Auch das Militär, deren Versuche selbstverständlich vertuscht werden müssen, agiert selten dämlich bei einem nächtlichen Inseleinsatz oder wahlweise hinterm Schreibtisch, wo zwei mit Lametta behangene Uniformträger wohl als einzige im ganzen Armeesektor das große Sagen haben bis hin zum Befehl der völligen Vernichtung des ach so schönen Paradieses.
Doch bis dahin regiert Langeweile pur, es prickelte höchstens dann, wenn wieder mal einer aus dem debilen Trupp dran glauben musste und hier war man erstaunlich konsequent bei der großen Fütterung, denn es wird nicht lang gefackelt bei den regelmäßigen Mahlzeiten, und so geht es auch etlichen Personen an den Kragen, an die man sich gerade schon gewöhnt hatte, ohne diese allerdings beim Ableben zu bedauern. Gewünscht hätte ich mir jedoch, dass dabei auch gleich die bestimmt irgendwo im Gestrüpp versteckte Musikanlage mit verschluckt worden wäre, gewissermaßen als Dessert, denn die Anfangs noch imposant wirkende Soundkulisse wurde schnell zum nervigen Ärgernis, weil irgendein Depp wohl auf die Repeat-Taste gekommen sein muss.
Es fällt somit wirklich schwer, noch irgendwelche Pluspunkte zusammen zu klauben, ich gebe mal noch einen Bonus für die gar nicht mal so übel aussehenden schuppigen Hauptakteure, an deren Anblick man sich aber auch schnell satt gesehen hat. Wer auf solche CGI-Muskelspielerei steht und sonst in einem Tierhorrorfilm rein gar nicht vermisst, kann ja vielleicht mal reinschauen. Aber wirklich nur vielleicht...