Gänse aus Eisen
Ein definitiver 1A-Söldner-Sprengkessel und ein wenig der Vorfahre aller „Expendables“, von den etlichen Italo-Nachahmern ganz zu schweigen - „The Wild Geese“ hat noch immer mehr Testo und Tote als drei Werke, die sich heute Actionfilme schimpfen. Eine Truppe in die Jahre gekommener alter Bekannter, Agenten und Militärs soll in Afrika einen demokratischen Oppositionsführer aus dem Gefängnis befreien - doch als die Rückkehraktion abgeblasen wird, muss die versierte und abgebrühte Bande sich den Weg zurück freiballern…
Männlichkeitsexplosion
Die erste Hälfte hat einige Lacher und klasse Typen, die Vorstellungsgespräche und die Ausbildung - aber sie liefert leider noch nicht ganz den Wumms, den man von den legendären Wildgänsen erwartet. Doch die zweite Hälfte macht das doppelt und dreifach wieder gut. Da rappelt's im Karton, da knallt's in der Kiste, da knistert's im Gebälg. Harte Typen, heiße Temperaturen, eiskalte Kills, fette Explosionen, mehr Feuerkraft als die Sonne. Gefängnisse werden gesprengt, Diktaturen beendet, die Heimat anvisiert. Weiße, alte Männer und Soldaten ballern etliche Schwarze in deren Heimat über den Haufen - überspitzt gesagt. Würde man heute wohl absolut nicht mehr machen. Wirkt aber dennoch nicht komplett falsch, böse oder zu sleazy, ist jetzt kein „Africa Addio“ oder Ähnliches, bleibt ehrlich oder zumindest im besten Glauben. Zwar keine Hollywoodproduktion, aber höchst hochwertig und hochexplosiv. Da raucht Roger Moore Zigarillos während seiner Massaker. Da verschwimmen die Farben und Linien zwischen Gut und Böse, auf allen Seiten. Wahrscheinlich sogar einer, wenn nicht gar der Grundstein in diesem Subgenre der Söldner. Die deutsche Synchro bietet einige Extralacher. Macho und maskulin. 50 kleine Rambos. Sehr viele von ihnen nicht nur Klischees und Abziehbildchen, sondern durchaus mit Charakterisierung und eigenen Zielen. Atmosphärisch dicht. Ideologisch verrückt. Der Dschungel bebt. Die Legende lebt. Ein Monument aus verlorenen Zeiten. Als Krieg noch Abenteuer war. Muss man nicht verstehen - kann man aber trotzdem (reflektiert und respektierend) genießen!
Fazit: einer der spektakulärsten und aufrichtigsten Söldnerfilme, die je das Licht des afrikanischen Kontinents erblickten. Wegweiser. Starbesetztes Stahlgewitter!