Review
von aanrud
Bei der ersten Oscarverleihung 1929 gewann dieser Film von Frank Borzage allein drei Oscars (für die beste Regie bei einem Drama, für die beste Hauptdarstellerin und das beste Drehbuch) und das ganz zu recht. Eher durch Zufall bin ich auf diesen Stummfilm aus dem Jahr 1927 gestoßen, der mich nicht nur durch seine grandiosen Kamerafahrten, sondern auch mit seinem Bühnenbild, aber vor allem durch seine bewegende Geschichte sehr schnell in seinen Bann gezogen hat. Es gibt nicht viele Filme, bei denen man sich zwischenzeitlich wünscht, dass sie nicht zu Ende gehen mögen - "The 7th Heaven" ist aber so einer.
Diane (hervorragend gespielt von Janet Gynor) leidet unter der Brutalität ihrer skrupellosen Schwester Nana. Als sie erneut nach einer Reihe von Schlägen in der Gosse landet, ist es der Kanalarbeiter Chico (gespielt von Charles Farrell), der ihr hilft und sie mit vielen guten Worten wieder aufrichtet. Da die Polizei Diane als vermeidliche Prostituierte verhaften möchte, gibt sich Chico als ihr Ehemann aus. Damit dies auch überprüft werden kann, nimmt er sie mit in seine Wohnung, die im siebten Stock, in der Mansarde eines Pariser Wohnhauses liegt. Für Diane ist es, als ob sie in den siebten Himmel (siehe Filmtitel) gekommen ist. Chico zeigt ihr, dass das Leben viele glückliche Facetten hat, die es zu entdecken gilt. So hat er - seit Diane bei ihm wohnt - beruflich Glück und steigt im wahrsten Sinne aus den Kanälen zum Straßenreiniger auf. Mit der Zeit kommen die beiden einander näher. Zum Zeitpunkt ihres größten Glückes, Chico macht Diane einen Heiratsantrag, bricht der erste Weltkrieg aus. Die beiden werden durch den Krieg getrennt, geloben aber, jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit aneinander zu denken. Zuversichtlich erfüllt Diane ihre Aufgabe an der Heimatfront, als sie plötzlich vom Tod des Geliebten hört. Trotz einiger Offerten eines Offiziers übt Diane ihren Beruf weiter aus und versucht die Mansarde, den siebten Himmel, zu behalten. Doch Chico ist nicht tot. Er kehrt verwundet und erblindet von den Kämpfen heim zu Diane. Am Ende sind sie wieder vereint im siebten Himmel.Diese Handlung klingt kitschig, das ist sie wohl auch, aber manchmal braucht man auch solche Filme, die einen am Ende glücklich ("im siebten Himmel") zurücklassen - hier nach einem wirklich ergreifenden Happy End.
Die Schauspieler agieren überzeugend, nicht nur Janet Gaynor, die für ihre Performance den Oscar bekam, sondern auch ihr Filmpartner Charles Farrell, mit dem sie noch weitere Filme drehen sollte. Auch die Nebenrollen sind gut besetzt (z.B. mit David Butler als Nachbar und Berufskollege oder Gladys Brockwell als grausame Schwester Nana). Unterstützt wird das Spiel der Schauspieler durch atemberaubende Kamarafahrten oder Einstellungen von Ernest Palmer und Joseph A. Valentine. Vor allem die Fahrt durch das "aufgeschnittetene Wohnhaus", bei der man die Protagonisten verfolgt, bis sie nach sechs Stockwerken ihren siebten Himmel erreichen, ist absolut sehenswert. Auch die Kriegsszenen überzeugen und könnten durchaus aus den bekannten Genreklassikern (z.B. "Im Westen nichts Neues") stammen. Regisseur Frank Borzage liebt die Symbolik und so findet man in vielen Szenen liebevoll eingefügte Metaphern und Bilder, die über das eigentliche Filmgeschehen hinausweisen.Ein Wohlfühlfilm, der deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Für Stummfilmliebhaber (und nicht nur für diese) ein absolutes Muss.