Ich habe diesem Film 6 Punkte gegeben - und zwar zwei für jeden (guten) Film, den man daraus hätte machen können.
Als ich auf "The Horror In The Attic" gestoßen war und mich etwas schlau gemacht hatte, was mich denn da potentiell so erwartet, so waren es vor allem Vergleiche mit Werken von David Lynch, die mein Interesse weckten. Klang lecker. Nach dem Anschauen blieb jedoch ein recht fader Nachgeschmack, nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen, vorab gelesenen Vergleiche von Jeremy Kastens Produktion, mit Meisterwerken wie "Mulholland Drive" etwa.
Jeremy Kastens Affinität zu Lynch ist sicher kaum zu übersehen, doch läßt die Umsetzung von Lynchs genialen Stilmitteln bei "The Attic Expeditions" (so der Originaltitel) doch viel zu wünschen übrig. Wo Lynch subtil ist und eine vielschichtige Ambiguität erzeugt, da kommt Kasten tumb und eindimensional daher, drängt dem Zuschauer eine eindeutige Erklärung geradezu auf; wo Lynch Hinweise versteckt und durch Details andeutet, enthüllt Kasten durch einen Wink mit dem Zaunpfahl.
Während Lynch dem Zuschauer einen surrealistischen Zusammenhang anbietet, der die Grenze zum Phantastischen nur scheinbar überschreitet, dabei aber (beklemmenderweise) penetrant realistisch ist, weil jede einzelne Szene für sich allein nichts unwirkliches hat, da trägt Kasten so dick auf, dass aus einigen eigentlich sehr, sehr guten Grundideen, ein unglaubwürdiges, überladenes Spektakel wird. "The Attic Expeditions" erzeugt keine Gänsehaut, obwohl die Story alle Voraussetzungen dafür eigentlich erfüllt.
"The Attic Expeditions" will gleichzeitig Beziehungsdrama (Liebe über den Tod hinaus), okkulter Horror (satanische und sexuelle Rituale) und Psychiatriethriller (Psychosen, medizinische Experimente, "Mad Professor") sein, scheitert aber unter anderem daran, dass zu unentschlossen zwischen diesen Genres hin und her gependelt wird. Die genannten Elemente werden in einen Gesamtkontext integriert, ohne dass Kasten innerhalb der Handlungsebenen Prioritäten setzt.
Der Film wird nicht wirklich langweilig, irgendwo scheint alles wichtig, es gibt nicht ein roter Faden, sondern gleich mehrere und die hören einfach irgendwann auf. Lynch ist präzise, Kasten einfach nur schwammig. Lynchs Spiel mit Proportionen, Farben und verzerrter Perspektive ist unaufdringlich, subtil und beängstigend; Kastens vergleichbare Darstellungen sind dagegen einfach nur plakativ. Darüberhinaus erfüllt ein Charakter bei "The Attic Expeditions" nur die Aufgabe, ein vorausgesetztes "Informationsdefizit" beim Zuschauer zu beseitigen, Lynch würde sich darauf nie einlassen, schon gar nicht, wenn diese Figur keine handlungstragende Funktion besitzt.
Fazit: Hält leider nicht, was der Klappentext verspricht. Kann man sich aber anschauen, wenn sich die Erwartungshaltung grundsätzlich in Grenzen hält.