Schade, dass Albert Pyun und Steven Seagal gleichzeitig ihren Tiefpunkt erreichen und zwar mit „Ticker“.
Zu Beginn steht der Sturm auf eine von Terroristen besetzte Villa, bei der auch der Sprengstoffexperte Glass (Steven Seagal) dabei ist. Am Ende geht dem Gesetz des B-Films folgend natürlich die Villa in die Luft. Allerdings stammen viele der Sturmszenen aus „Sweeper“. Derartig wird öfter geklaut, wobei die größte Frechheit später im Film das Recycling der Explosion zweier Polizeiautos aus „Never say die“ ist – wobei die eingefügten Szenen gar nicht zum Rest der Szene passen.
Einige Monate später: Der Cop Nettles (Tom Sizemore) und sein Partner folgen einer Spur in ein verlassenes Lagerhaus, wo sie auf den Bombenleger Swann (Dennis Hopper) und seine Crew treffen. Nettles kann die junge Claire (Jaime Presley) verhaften, doch sein Partner wird erschossen. Das ganze ist nicht nur extrem unspektakulär, sondern zu allem Überfluss auch noch eine der wenigen Actionszenen in dem Film.
Um Claire freizupressen, legt Swann immer gewagtere und gefährlichere Sprengsätze, weshalb Nettles und Glass bald zusammenarbeiten müssen, um den Wahnsinnigen zu schnappen. Doch anscheinend bleibt ihnen nur die Freilassung ihrer Gefangenen übrig...
Seagal ist am besten, wenn er kriminelle Subjekte mit Armbrüchen ruhig stellt oder terroristische Radaubrüder über den Haufen ballert, Albert ist am besten, wenn er non-stop Action bietet oder es um Cyborgs geht. Ich habe weder Platinen oder Drähte an den Hauptdarstellern gesehen (allerdings könnte das erklären, warum sich Seagal, Sizemore und Hopper für derart schlimmen B-Schrott hergeben) und die ersten drei Punkte treffen garantiert nicht zu. Stattdessen labern die Guten über Zen Philosophie und die Bösen vergleichen Bombenlegen mit Picassos Arbeit, bis dem Zuschauer angesichts der Dialoge die Galle hochkommt.
Die Story ist derweil lahm, zumal der Film bei sinnvoller Straffung vielleicht 30 oder 40 Minuten dauern würde. Doch Unmengen von sinnentleertem Gelaber (siehe oben), die obligatorische „Cop verliert Frau und Kind durch Autobombe“ Rückblende und ähnlicher Schund dienen als Füllmaterial für den dürftigen Plot. Lediglich zum Ende gibt es eine einzige Wendung, die dafür sehr überraschend ist. Spannung gibt es keine, weshalb ich die obligatorische, finale Bombenentschärfung verschlafen habe (bin erst beim Abspann aufgewacht und musste ein Kapitel zurückklicken, um doch noch in den „Genuss“ dieser Szene zu kommen).
Action gibt es sehr wenig zu bewundern. Größtenteils sind es Explosionen, die man im wahrsten Sinne des Wortes schon mal woanders gesehen hat (siehe oben). Zum Ende hin wird dann kurz gekämpft und geballert, wobei Albert genau darauf geachtet hat, dass diese nicht zu spektakulär ist. So sieht man beim einzigen Einsatz von Seagals Fähigkeiten nie Steven und die Gegner im gleichen Bild, was im krassen Gegensatz zu Seagals früheren Werken wie „Zum Töten freigegeben“ steht.
Ich bleibe bei der Theorie, dass es sich gar nicht um die echten Schauspieler, sondern nur um gleich aussehende Cyborgs handelt; anders ist ihr Mitwirken gar nicht zu erklären. Seagals ist fett und schlecht frisiert (zum Glück hieß es dann für „Exit Wounds“ Abspecken und Haare schneiden), dass es jedem Fan weh tut. Tom Sizemore ist gnadenlos unterfordert und agiert wie ein Schauspielschüler im ersten Jahr. Dennis Hopper ist derart lächerlich zurechtgemacht, dass man meint, dass wohl an sich Tim Thomerson für die Rolle vorgesehen war (aber vielleicht war sogar Alberts Spezi das Script zu schlecht).
„Ticker“ ist ein glatte Enttäuschung, bei dem nur das bisschen Action den Film vom absoluten Bodensatz abhebt.