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Als Osamu Tezuka diesen Film 1984 für das Fernsehen produzierte gab es in Japan in der Tat heftige Diskussionen um Genforschung. Man kann diesen Film also als eine direkte Reaktion auf eben dieses Thema verstehen. An sich eine gute Sache, nur leider funktioniert das ganze (zumindest aus heutiger Sicht) nicht wirklich so toll.
Das Hauptproblem bei der Sache ist die unrunde Story. Das ganze entwickelt sich einfach nicht wirklich flüssig. Besonders die Charaktere sind oft schwer nachzuvollziehen. Wie sich Ryos Mutter plötzlich um 180° wandelt als sie entdeckt das ihr Reis giftig ist, das ist überhaupt nicht nachvollziehbar und passt kein bisschen dazu, wie ihr Charakter bis dahin aufgebaut wurde. Aber auch die restlichen Charas erfahren das ein ums andere mal völlig plötzliche und unsinnige Wandlungen. Einen nicht geringen Einfluss darauf dürfte auch die zum Teil einfach zu übertriebene Gefühlsdarstellung sein. Die Figuren sind quasi völlig overactet gezeichnet, was es einem in solchen Situationen schwer macht das ganze ernst zu nehmen. Für einen Film der sich aber selbst ernstgenommen wissen will eine fatale Sache.
Ein weiterer Punkt liegt auch einfach an der übertriebenen Story an sich. Im Film gibt es eine kurze Passage um welche Art von Forschung es eigentlich geht und was diese so beinhaltet und macht, die aus heutiger Sicht eigentlich nur noch unfreiwillig komisch wirkt. Ein paar Gene ausgetauscht und schon hat man monströse Mischwesen, ich weiß ja nicht ob man sich das Anno 1984 tatsächlich so vorgestellt hat, aber aus heutiger Sicht wirkt das doch ziemlich quatschig und verfehlt damit seine wohl beabsichtigte, abschreckende Wirkung.
Einige interessante Aspekte hat der Film aber dennoch zu bieten. So gelingt es ihm trotz mancher Probleme in der Geschichte einen beständigen Spannungsbogen zu schaffen der einen die ganze Laufzeit über bei der Stange und den Film tatsächlich bis zum Schluss interessant hält. Dieser wird hauptsächlich getragen von zwei Punkten, das Geheimnis hinter Bagi und der Beziehung zwischen Bagi und Ryo. Ja, das ist tatsächlich eine Beziehung und man hat Bagi auch nicht gerade zu katzenartig angelegt. ;)
In der Tat ist ihre Figur eine recht erotische. Nicht nur das ihr Körper doch mehr von den Merkmalen einer Frau als einer Katze bestimmt ist, auch ihr Verhalten darf die Fantasie des Zuschauers anregen. Wenn sie dem verletzten Ryo die Schulter leckt, dann hat das schon etwas von einem zärtlichen Liebesakt. Also die in die Figur hineingelegte Erotik kann man einfach nicht leugnen. Mich würde ja mal interessieren wie das zu der damaligen Zeit so ankam. Erotische Catgirls sind heute nicht mehr aus der Animewelt wegzudenken, aber damals?
Was nun die optischen Aspekte des Films angeht, an denen hat der Zahn der Zeit inzwischen freilich sehr genagt. Während die Designs zwar auch etwa altbacken, aber nichts desto trotz recht ansprechend aussehen, sind die Zeichnungen und Animationen für heutige Verhältnisse eher schwach. Damals dürften sie durchaus auf dem Stand der Zeit gewesen sein, State of the Art aber auch auf keinen Fall.
Besonders die Animationen sind eben doch teils sehr ruckelig und bestehen aus verhältnismäßig wenigen Einzelbildern. Auch aufwendige Sachen wie Spiegelungen oder komplexere Lichteffekte sucht man natürlich vergeblich. So etwas war damals noch Zukunftsmusik und nicht verwirklichbar.
Echte Fans alter Animes kann so etwas freilich nicht schrecken und wer sich für ältere Sachen interessiert und über ein paar doch recht deutliche Schwächen in der Geschichte hinwegsehen kann, der dürfte mit „Bagi“ dennoch gute 90 Minuten haben. Das Ende ist nämlich wirklich gut gelungen und da der Film bis dahin auch genug Spannung mit bringt lässt es sich auch gut bis dahin aushalten.

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