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Die Besatzung der Nostromo wird wegen eines Notrufs aus dem Kälteschlaf geweckt und folgt dem Signal auf einen fremden Planeten, wo sie schließlich landen. Dabei gelangt ein unheimliches, außerirdisches Wesen auf ihr Schiff, das einen Teil der Besatzung tötet und scheinbar unbesiegbar ist. Da es mit dem Schiff die Erde erreichen könnte, beschließt die verbliebene Besatzung, dass Schiff zu zerstören und mit einer Rettungskapsel zu fliehen.

Schon bei "Die Duellisten" sah man deutlich, wie intensiv, beinahe malerisch Ridley Scott eine Szenerie auf die Leinwand bringen kann und in "Alien" zeigt er dies erneut. Es gibt keinen einzigen Regisseur, der Scott in dieser Beziehung das Wasser reichen kann und so wird er zu Recht als einer der besten Regisseure aller Zeiten gehandelt, gewann zu Recht seinen Oscar und wurde schließlich sogar zum Ritter geschlagen. Und auch wenn ich seine neueren Werke wie "Gladiator" oder "American Gangster" wesentlich besser finde, als "Alien" zeigt Scott bei diesem Werk seine Handschrift am deutlichsten und setzte damit neue Maßstäbe für das Sci-fi und für das Horror-Genre.

Die gesamte Szenerie ist von der ersten bis zur letzten Sekunde unheimlich, düster, trostlos, trist und bedrückend. Scott, der von Anfang an im Klaren darüber war, worauf es bei seinem Meisterwerk ankommen sollte, wusste schon vor dem Dreh, was er für seinen Film braucht und heuerte sogar den Maler H. R. Giger an, um den Alien und seine düsteren Alptraumwelten zu entwerfen und setzt diese perfektionistisch, wie man ihn heute noch kennt, in Szene und lässt keine Möglichkeit aus, um seine beklemmende Atmosphäre weiter zu verstärken. Am laufenden Band, lässt er Nebelschwaden und andere undurchsichtige Gase los, um die Bestie noch tiefer in seiner Alptraumwelt verstecken zu können. Die Töne sind dumpf, die Musik ist unauffällig, spannungsgeladen und trist, die Toneffekte schocken immer genau zur richtigen Sekunde. Hinzu kommen noch die finsteren Weiten des Weltraums und die, auch heute noch sehenswerten, Spezialeffekte und die eine oder andere blutige und ekelhafte Slasher-Szene und das Gefühl der Isolation in den weiten des Weltraums, die die unglaublich dichte Atmosphäre noch weiter verstärken können. Alien kann neben John Carpenters Werken "Die Klapperschlange" und "The Fog" als eines der atmosphärischsten Werke aller Zeiten angesehen werden.

Nicht nur die richtungweisenden Effekte und die dichte Atmosphäre gelingen Scott nahezu perfekt, der britische Oscarpreisträger leistet auch darüber hinaus in allen Belangen überragende Arbeit. Er setzt seine Darsteller hervorragend in Szene und lässt diesen viel Raum, um zu glänzen. Scott hält das Erzähltempo sehr niedrig, um die Atmosphäre und die abgrundtief dunklen Bilder entsprechend wirken zu lassen und lässt zu keinem Zeitpunkt auch nur einen Funken Hoffnung oder ein Gefühl der Entspannung zu und zieht seinen düsteren Stil absolut konsequent durch.

Ein größeres Problem von Ridley Scott war immer, dass er zwar hervorragende Inszenierungen lieferte, aber teilweise schwache Storys zum Verpacken bekam, wie beispielsweise bei "Ein gutes Jahr". Die Story von "Alien" entspricht nämlich im Wesentlichen dem normalen Muster eines Slasher-Films und bleibt über weite Strecken vorhersehbar, da man mittlerweile bereits hunderte solcher Filme gesehen hat. Während Scotts Inszenierung immer noch absolut sehenswert ist und als nahezu zeitlos anzusehen ist, lahmt die Story leider ein wenig. Zugegebenermaßen gibt es ein paar unvorhersehbare Wendungen, aber die Charakterkonstruktion ist unheimlich flach und klischeehaft und auch ansonsten bleibt der Film zu deutlich in den Handlungsbahnen des Genres. Außerdem ist sie vor allem anfangs viel zu langweilig und es dauert bestimmt eine halbe Stunde, bis der Film endlich zur Sache kommt und auch am Ende zieht sich der Sci-fi-Horror-Film ein bisschen zu sehr in die Länge, ist aber immer spannend genug, um ordentlich unterhalten zu können und im Mittelteil teilweise fesselnd. "Alien" mag einer der ersten Filme mit diesem Muster gewesen sein, aber mittlerweile ist es leider abgenutzt, beinahe antiquiert.

Ridley Scott setzte sich höchstpersönlich dafür ein, dass es eine Frau ist, die das Wesen schließlich bezwingen darf und die Leistung von Sigourney Weaver ist dies definitiv wert. Nach einer ordentlichen Vorstellung in der heiteren Horror-Komödie "Ghostbusters" stellt sie ihre Vielseitigkeit eindrucksvoll unter Beweis und stellt den Zustand der andauernden Angst konstant überzeugend dar. Die Rolle der Ellen Ripley, die sie hier mit Bravour meistert und für die sie für James Camerons Sequel sogar eine Oscar-Nominierung bekam, war schließlich ihr Durchbruch und wird immer ihre Paraderolle bleiben. Ian Holm überzeugt in seiner undurchsichtigen Rolle ebenfalls und bereitet so die wohl beste Überraschung des Films vor, die ich nicht vorwegnehmen möchte. Auch der übrige Cast kann überzeugen. Die guten Darsteller sorgen mit ihrem ernsten, ängstlichen und überzeugenden Spiel dafür, dass Scott die Spannung ausbauen kann und rundet den Kultfilm damit ab.

Fazit:
Mit einer abgrundtief dunklen Kulisse und Ausstattung, mit den richtungweisenden Spezialeffekten und den hervorragenden Darstellern baut Ridley Scott eine unglaublich beklemmende und finstere Atmosphäre auf, die bis heute nicht übertroffen wurde und entführt den Zuschauer so rund zwei Stunden lang in einer trostlose und beklemmende Alptraumwelt. Umso bedauerlicher, dass die Story zu eng auf den Handlungsbahnen des Genres bleibt und im Wesentlichen kalkulierbar ist und der Film viel zu lange braucht, bis er endlich zur Sache kommt. Als einer der besten und richtungsweisendsten Filme aller Zeiten ist "Alien" auf jeden Fall sehenswert und immer noch über weite Strecken spannend und für Cineasten ist Scotts Meisterwerk sowieso Pflichtprogramm.

74%

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