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Auf ewig der lauteste Schrei in Sachen Sci-Fi-Horror

Neben Romeros "Zombie" ist die Alien-Reihe eine der frühesten Horror-Erfahrungen aus meiner Kindheit - vor allem weil meine Eltern so große Fans der vier Filme sind und prägender Kontakt daher unvermeidlich war. Die Alien-Quadrilogy ist einer der Hauptgründe, warum mir Horror und Science-Fiction so sehr am Herzen liegen. Und Ridley Scotts "Alien" ist für mich der beste Film der Reihe. Die Mutter aller Aliens, ein nahezu perfekter Film. In meiner All-Time-Top-10. Es gibt Leute die Camerons Fortsetzung noch besser finden, für mich bleibt "Alien" eindeutig vorne. Ein Gänsehaut-Film. Was für ein 1-2-Punch mit "Blade Runner" von Ridley Scott. Ein stilprägender Jahrhundertfilm in Sachen Spannung und purer Angst. Ich bevorzuge ganz leicht die Kinofassung, weil die gemächliche und extrem entschleunigte, konzentrierte Art besser zum totalen Terror im All passt. Der kürzere Directors Cut punktet hingegen mit einem höheren Tempo, das wie gesagt nicht ganz so gut mit den Themen harmoniert, und ein paar tollen Szene, ich sag nur Kokon, auf die ich ungern verzichte. Im Endeffekt macht man mit beiden Version nichts falsch und "Alien" hat sich hervorragend gehalten. Angst kennt kein Verfallsdatum.


Die sichtbar verlebte Nostromo, eine Crew ohne wirklichen Protagonisten, eine Kreatur ohne vergleichbaren Schrecken und Killerinstinkt - fertig ist ein Cocktail, der mir nicht nur als Kind Alpträume bereitete. Besser kann man Sci-Fi und Horror nicht kreuzen. Wie ein unberechenbarer Monstermovie/Haunted House im Weltall. Das war damals Next-Level und wurde trotz unzähliger Nachahmer nie mehr annähernd erreicht. Es ist schwer über diesen Meilenstein der Angst etwas zu schreiben, was nicht schon hundertfach gesagt wurde. Aber jede dieser Lorbeeren ist nunmal gerecht. "Alien" wird besser von Sichtung zu Sichtung, wie es ein echter Klassiker tun sollte. Das Zentrum der Angst ist natürlich das Alien selbst - was H.R. Giger hier aus seinen Alpträumen gezaubert hat, ist schlicht genial. Eklig, fies, faszinierend. Diese Mischung aus Monster und Maschine, Mensch und Tier, Teufel und perfekter Tötungsmaschine, sucht in der Filmgeschichte ihres Gleichen. Gerade dieses erste Alien auf der Nostromo scheint nahezu unbesiegbar, unkategorisierbar, unbeschreiblich. Dagegen wirken der weiße Hai oder Jason ausrechenbar und menschlich. Das Alien ist ein ernstzunehmender Herausforderer für den Titel des bösesten Monsters der Filmgeschichte. Selbst wenn in den Fortsetzungen sein Schrecken etwas verwässert wird.


Weitere Highlights des originalen "Alien" und Gründe warum der Film so ein Gamechanger war, muss man nicht lange suchen. Das Design der Nostromo, innen wie außen, ist bis heute eines der besten Raumschiffe überhaupt. Rau, schmutzig, organisch, realistisch. Der Gegenentwurf zu Star Wars. Die Darsteller spielen hervorragend und ebenfalls sehr natürlich, wozu die akribische Kameraarbeit ebenfalls ihren Teil beiträgt. Die Chemie passt, nichts wirkt aufgesetzt, man fühlt sich als Beobachter einer echten Crew in einer tödlichen Ausnahmesituation. Man fühlt sich als noch mehr als nur ein Beobachter, die Anspannung und das Unwohlsein steigen kontinuierlich wie eine Daumenschraube. Die JumpScares lassen mich auch beim hundertsten Mal springen und können in Filmschulen gelehrt werden. Der Soundtrack ist unauffällig und extrem atmosphärisch, die Gewaltausbrüche treten einem feste auf den Brustkorb und trotz mäandernden Kameraschwenks, vergeudet die Kinofassung keine Sekunde. Die Isolation, die Hilflosigkeit, die Furcht und der nahende Tod, krabbeln einem den Nacken hoch und man ist im Endeffekt nur heilfroh, selbst nicht auf diesem Schiff zu sein. "Alien" ist vielleicht der beste Slowburner der Filmgeschichte. Er hat mich verändert, seine Genres, das Filmgeschäft und unser Verständnis von Angst. Im All hört dich niemand schreien. Gut so, wäre sonst auch ziemlich peinlich.


Fazit: das Alien aller Aliens. Die ultimative Messlatte für klaustrophobischen Space-Horror. Gruselig, einzigartig, dreckig, zeitlos. Ein Trendsetter, ein Pulstreiber, eine Kreatur, die seitdem nicht mehr aus unseren Alpträumen wegzudenken ist. Bis heute nicht ansatzweise erreicht!

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